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KV-Zusatzversicherungen: Nur ein Fünftel der Tarife ist top

Die Ratingagentur Franke und Bornberg (F&B) hat auch dieses Jahr das Angebot an Krankenzusatzversicherungen untersucht. Das Angebot ist riesig: 660 Tarife von 40 Versicherern haben die Analysten bewertet.
Krankenversicherung nach dem Baukastenprinzip
Die Krankenzusatzversicherung ist ein wichtiges Geschäftsfeld der Privaten Krankenversicherung (PKV), mit einem Umsatz von zuletzt rund zehn Milliarden Euro. Es bietet Versicherungsschutz mit verschiedenen Schwerpunkten nach dem Baukastenprinzip, wie F&B. erklärt. Besonders gefragt seien dabei aufgrund der hohen Eigenbeteiligungen die Zahnzusatzversicherungen. An Bedeutung gewinnen würden im Zuge der Diskussion über die Behandlungsqualität und den Mangel an Ärzten und Pflegepersonal auch Zusatzversicherungen fürs Krankenhaus.
Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit gewinnen laut der Studienautoren wiederum ambulante Zusatzversicherungen an Bedeutung. Hier liege der Fokus einerseits auf Vorsorgeuntersuchungen, die helfen können, Krankheiten frühzeitig zu erkennen. Andererseits sicherten sie einen gleichberechtigten Zugang zu alternativer Medizin, indem sie die Kosten für Heilpraktikerbehandlungen und Naturheilverfahren durch Ärzte abdecken.
F&B-Chef sieht betriebliche Krankenversicherung im Aufwind
Die Entwicklung der vergangenen Jahre bewertet Michael Franke, Gesellschafter-Geschäftsführer von Franke und Bornberg, so: „Der wichtigste Leistungsbereich für die Kunden ist die zahnärztliche Versorgung. Hier zeigen sich die Versicherer am innovativsten, was die Produktentwicklung angeht. Leitungszusagen wurden auf breiter Front erhöht, ohne Angebot einer 90- oder sogar 100-prozentigen Absicherung für Zahnersatz ist man als Produktgeber längst nicht mehr wettbewerbsfähig.“ Daneben sieht Franke die betriebliche Krankenversicherung nach langer Anlaufphase im Aufwind – Budgettarife mit einem einfachen Leistungsversprechen für Arbeitgeber und Mitarbeiter hätten hier den Durchbruch gebracht.
Die Untersuchungsmethodik
Angesichts der vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten hat sich F&B entschieden, sein Produktrating in sechs Teilratings für die einzelnen Absicherungsbereiche zu unterteilen. Für jedes Teilrating gelten eigene Leistungskriterien. Verglichen wurden jeweils 367 Lösungen in den Segmenten Zahnersatz und Zahnbehandlung, 123 Angebote für den stationären Krankenhausaufenthalt sowie jeweils 170 Offerten in den Bereichen Sehhilfen, Naturheilverfahren und Vorsorge.
Als Quellen für das Rating werden nach F&B-Angaben ausschließlich die Versicherungsbedingungen sowie gegebenenfalls verbindliche Verbraucherinformationen, Antragsformulare, Versicherungsscheine, Geschäftsberichte und per Stichprobe verifizierte Daten genutzt. Die Testkandidaten wurden zunächst dahingehend überprüft, in welchen Ausprägungen beziehungsweise Varianten welche Detailleistungen und Einzelregelungen angeboten werden. Die Qualität der jeweiligen Regelungen wurde in einem nächsten Schritt auf einer Skala von null für die schlechteste Ausprägung bis 100 für die beste Ausprägung eingeordnet. Danach wurden die einzelnen Leistungskriterien entsprechend ihrer Wichtigkeit aus Kundensicht gewichtet.
Die Ratingsystematik wurde dabei gegenüber den Vorjahren nicht verändert. Um die Gesamtqualität der Tarife zu messen, greift das Analysehaus auf sein siebenstufiges Bewertungsschema von FFF+ („hervorragend“) bis F- („ungenügend“) zurück. Für die Bestnote muss ein Tarif allerdings weiterhin nur mindestens 85 Prozent der maximal möglichen Punkte erreichen. Unabhängig von der erreichten Gesamtpunktzahl wird ein Produkt stets dann eine Ratingklasse niedriger eingestuft, wenn der Mindeststandard der jeweils höheren Klasse nicht erreicht wird, so die Analysten.
Franke und Bornberg nutzt Simulationsmodell
Als Besonderheit in Krankenzusatz wird hervorgehoben, dass der Erstattungsanspruch des Versicherten häufig als prozentualer Anteil vom Rechnungsbetrag festgelegt und zusätzlich durch jährliche Höchstbeträge begrenzt sei. Marktweit gebe es dabei verschiedenste Konstellationen aus Erstattungssätzen und Höchstbeträgen. Um das Leistungsversprechen möglichst unabhängig von speziellen Rechnungsbeträgen bewerten zu können, nutzt F&B für das Rating daher nach eigenen Angaben in der Regel ein Simulationsmodell. Es ermittelt je Detailkriterium die Erstattung für verschiedene Rechnungsbeträge und bildet daraus einen Durchschnitt.
Weitere Informationen zu den Bewertungsgrundlagen gibt es hier.
SDK holt in allen Absicherungsbereichen die Top-Note
Von den insgesamt 40 untersuchten Gesellschaften haben 36 in mindestens einer Kategorie die höchste Bewertung FFF+ erhalten. Allrounder und damit Spitzenreiter ist wie im vergangenen Jahr die Süddeutsche Krankenversicherung (SDK). Sie bietet in jeder Kategorie mindestens einen Tarif mit der Höchstnote „hervorragend“ (FFF+). Sie ist damit aber auch der einzige Produktgeber, dem dies gelingt, obwohl laut der Analysten fast alle Anbieter auch alle Marktsegmente abdecken. Für fünf Top-Auszeichnungen reichte es bei dem PKV-Spezialisten Barmenia und dem Münchener Verein.

Das Gesamturteil fällt differenziert aus. Aktuell bewegen sich die Tarife laut F&B auf einem soliden Niveau. Im Durchschnitt über alle Bereiche erzielt nur knapp jeder fünfte Vertrag die höchste Bewertung. Weitere 15 Prozent erzielen ein „Sehr gut“. Das Mittelfeld ist mit 27 Prozent guten Bewertungen breit vertreten.
Empfehlung: Gezielt Höchstleistung absichern anstatt alle Bereiche
Ein Grund ist aus Sicht der Ratingagentur, dass es einerseits sehr teuer und andererseits auch nur bei den wenigsten Anbietern möglich ist, alle Leistungsbereiche auf Top-Niveau abzudecken. Christian Monke, Leiter Ratings Gesundheit und Private Risiken bei F&B empfiehlt Kunden, besser ein oder zwei Schwerpunkte zu setzen: „Durchgängig eine mittelmäßige Qualität abzusichern, macht in meinen Augen wenig Sinn, weil dann im Einzelfall immer noch große Lücken und hohe Eigenbeteiligungen verbleiben können. Lieber gezielt Hochleistung versichern, zum Beispiel in den wichtigen Bereichen Krankenhaus und Zahnersatz.“

Hallo, Herr Kaiser!
Zahnersatz: Einer von fünf Tarifen ist „hervorragend“
Maßgeblich für die Note ist laut F&B die Erstattungshöhe für Zahnersatz im Rahmen der Regelversorgung und – noch wichtiger – darüber hinaus. Das betrifft Implantate inklusive augmentativer Behandlungen (Aufbau von Knochenmasse) sowie Kronen, Inlays und Prothesen. Hierbei erziele nur 19 Prozent der Tarife die Höchstbewertung FFF+. Zudem fallen immerhin 33 Offerten und damit neun Prozent komplett durch. Die Note: ungenügend.

Teilrating Zahnbehandlung berücksichtigt auch Tarife ohne Leistung
Hier untersucht F&B nach eigenen Angaben das Leistungsversprechen der Tarife für Zahnbehandlung, Prophylaxe (professionelle Zahnreinigung) sowie für besondere Behandlungen, die gesetzliche Krankenkassen nur zum Teil oder gar nicht zahlen. Auch hier ist das Angebot an Top-Tarifen mit 21 Prozent überschaubar.
Besonders auffällig: 26 Prozent der Tarife landen in der schlechtesten Ratingklasse. Doch hierunter fallen auch Offerten, die sich auf die Erstattung für Zahnersatz konzentrieren und quasi keine Leistung erbringen. Die Studienautoren haben diese Tarife nicht aus dem Teilrating entfernt. So ergibt sich ein Verzerrungseffekt. Denn diese Tarife mit der Note F- könnten laut F&B für Kunden, die beispielsweise keine Leistung für eine professionelle Zahnreinigung benötigen, weil ihre Krankenkasse diese bezuschusst, dennoch interessant sein.

Tarife für stationäre Leistungen können überzeugen
Im Teilrating „Stationär“ werden die Erstattung für ärztliche Leistungen (Chef-/ beziehungsweise Privatarztbehandlung), vor- und nachstationäre Behandlung, Leistungen für das Ein- oder Zweibettzimmer oder die freie Krankenhauswahl geprüft. 23 Prozent der Tarife schneiden mit der Note „Hervorragend“ ab. Insgesamt ist das Leistungsniveau hier hoch, wenn auch etwas niedriger als im Vorjahr.
Nur 27 von 123 Tarifen kommen über die Note „Befriedigend“ nicht hinaus. Darunter fallen auch Angebote, die nur für Unfälle und/oder schwere Erkrankungen leisten und damit nur eine Ausschnittsdeckung bieten, so die Analysten.

Treilrating Sehhilfen: Geld für Brillen und Kontaktlinsen
Da sich die Gesetzliche Krankenversicherung für Erwachsene nur noch in Ausnahmefällen an Sehhilfen beteiligt, sind hohe Eigenbeteiligungen für Versicherte an der Tagesordnung. Was diese für Gläser, Fassungen oder Kontaktlinsen in welchem Zeitraum zahlen, ist Bewertungsgrundlage für die Notenvergabe in diesem Teilrating. Dabei ist der Anteil an Top-Tarifen mit 14 Prozent vergleichsweise gering. Neben einem breiten Mittelfeld gibt es aber auch vergleichsweise viele Offerten, die im Rating durchfallen. 21 Prozent der Tarifkonfigurationen sind „ungenügend“.

Viele Tarife ohne Leistungen für Naturheilverfahren
In dem fünften Teilrating der Krankenzusatzversicherungen untersucht F&B, welche alternativen Heilmethoden ein Tarif abdeckt und wie viel Prozent der Kosten dieser übernimmt. Für einen Top-Tarif sind mindestens 80 Prozent bis zu einem Rechnungsbetrag von 1.000 Euro ein „Muss“, wie die Analysten erklären. Doch nur 7 Prozent der Tarife überspringen diese Hürde und werden „hervorragend“ bewertet. Für rund 40 Prozent heißt es hingegen „ungenügend/ keine Leistung“, da die Tarife keine Leistungen für Naturheilverfahren umfassen.

Vorsorge: Über die GKV-Leistungen hinaus
Welche Vorsorgeuntersuchungen und Schutzimpfungen sind über das gesetzliche Maß hinaus versichert und wie viel erstattet der Tarif jeweils? Welche Altersgrenzen sind dabei einzuhalten? Diese Fragen sollen im Teilrating „Vorsorge“ beantwortet werden. 16 Prozent der Tarife können in allen Aspekten überzeugen und erreichend die höchste Ratingklasse. Doch ganze 42 Prozent bieten gar keine Vorsorgeleistungen an und werden in schwächste Klasse F- eingestuft.
