Rating von Franke und Bornberg Welche sieben Versicherer Top-Tarife in der PKV im Angebot haben
Die Ratingagentur Franke und Bornberg (F&B) hat ihre diesjährige Untersuchung zu Vollversicherungstarifen in der Privaten Krankenversicherung (PKV) veröffentlicht.
Steigende Kosten und wenig Innovationen
Kennzeichnend für die PKV ist laut der Analysten von F&B auch weiterhin, dass die Unternehmen eine Vielzahl an Bausteinen und Kombinationen für sehr individuelle Kundenwünsche im Angebot haben. Das mache die Auswahl komplex. Dennoch sei seit dem Erstrating 2010 die Qualität bei Aspekten wie ambulante Psychotherapie oder wie bei Erstattungsgrenzen für Zahnbehandlung und -ersatz deutlich nach oben gegangen.
In der letzten Zeit gebe es jedoch wenig Neues. „Innovationen sind in der Privaten Krankenversicherung aktuell Mangelware“, sagt Michael Franke, Geschäftsführer von Franke und Bornberg. Das sei unter anderem auf die Ausgaben für Versicherungsleistungen zurückzuführen: „Hochwertige Versorgung hat ihren Preis. Vor allem für Arzneimittel und im Krankenhaus steigen die Kosten für Versicherer massiv. Im stationären Sektor musste die PKV 2023 Mehrkosten von 13,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr verkraften.“ Da bleibe wenig Spielraum für neue Features und bessere Leistungen, so Franke.
So funktioniert die Rating-Methodik
Doch wie steht es nun um die Produktqualität? Bausteine und Kombinationsmöglichkeiten sorgen laut F&B für ein riesiges Angebot. Für das Rating wurden 845 ausgewählte Tarifkombinationen („Kerntarife“) herangezogen. Der 2023 modernisierte Kriterienkatalog blieb dabei unverändert. Wie im Vorjahr wurden die Tarife in 15 Untersuchungsbereichen mit 104 Detailkriterien bewertet.
Zur Methodik gibt F&B an, als Quellen für das Produktrating ausschließlich die Versicherungsbedingungen sowie gegebenenfalls verbindliche Verbraucherinformationen, Antragsformulare, den Versicherungsschein und Geschäftsberichte zu nutzen. Unberücksichtigt blieben geschäftsplanmäßige oder sonstige Erklärungen/Auslegungen der Versicherer, Selbstauskünfte sowie werbliche Veröffentlichungen.
Nach Durchlauf des gesamten Bewertungsverfahrens ergibt sich laut der Autoren für jedes Produkt eine Gesamtwertung und damit die Zuordnung in eine von sieben Ratingklassen (von „FFF+“ (hervorragend) bis „F-“ (ungenügend). Die Klassen sind in ihrer Bandbreite so bemessen, dass geringfügige, für die Praxis unerhebliche Punktunterschiede nicht zur Einstufung in eine andere Klasse führen, wie F&B anmerkt. Zusätzlich werden Mindeststandards berücksichtigt. Mehr Informationen gibt es in den aktuellen Bewertungsrichtlinien.
Weiter nur wenige Top-Tarife
Insgesamt erreichen nur 40 von 845 PKV-Tarifangeboten und damit 4,7 Prozent aller Offerten 2024 die Höchstnote „FFF+“. Was gegenüber den 2 Prozent im Vorjahr als leichtes Plus erscheint, ist nach Angaben von F&B bei genauerem Hinsehen vor allem auf ein einziges sehr modular aufgebautes neues Tarifwerk zurückzuführen. Unklar bleibt, um welches Produktangebot es sich hierbei handelt.
Hallo, Herr Kaiser!
Für die Top-Note „FFF+“ muss ein Tarif mindestens 85 Prozent von maximal möglichen 19.550 Punkten erhalten. Zu den zu erfüllenden Mindeststandards zählen unter anderem freie Arztwahl und Erstattung oberhalb der Höchstsätze der Gebührenordnung für Ärzte, 100 Prozent Erstattung für Ein- oder Zweibettzimmer sowie ein offener Hilfsmittelkatalog.
Hinter den 40 Spitzentarifen des Ratings verbergen sich sieben der insgesamt 31 berücksichtigten Versicherer mit mindestens einer „hervorragenden“ Tarifkonstellation. Das sind (in alphabetischer Reihenfolge): Allianz, Barmenia, Bayerische Beamtenkrankenkasse, DKV, Hallesche, Süddeutsche Krankenversicherung und Union Krankenversicherung.
Leiche Verbesserung der Produktqualität, keine schwachen Tarife
In der Gesamtbetrachtung ist eine leichte Verbesserung zum Vorgängerrating erkennbar. Der Anteil der Tarife in der zweiten Wertungskategorie ist im Vorjahresvergleich recht deutlich von 14,0 auf 18,5 Prozent gestiegen. Auffällig ist das weiterhin sehr breite Mittelfeld. Über die Hälfte der Vollversicherungsprodukte erhalten eine befriedigende Bewertung („FF“). Dafür ist nicht eine einzige Tarifkonstellation schlechter als diese Note. Dies war auch im Vorjahr bereits der Fall. Eine vollständige Ergebnisübersicht gibt es hier.
Garantierte Beitragsrückerstattung auf dem Vormarsch
Zum Thema Prämie und dem unterschiedlichen Kundenverhalten geben die Analysten eine separate Einschätzung ab: „Gutverdienende Angestellte sichern sich gern bestmögliche Leistungen, während Selbstständige oft eher preissensibel sind“, sagt Christian Monke, Leiter Ratings Gesundheit und Private Risiken bei Franke und Bornberg. Dem Wunsch nach bezahlbaren Leistungen begegneten Versicherer mit Beitragsrückerstattung bei Leistungsfreiheit. „In den letzten Monaten haben drei Versicherer neue Tarife eingeführt. Gemeinsames Merkmal ist eine garantierte Beitragsrückerstattung für leistungsfreie Versicherungsjahre. Dieses Feature verbindet die Interessen von Versicherern und Versicherten“, so Monke.
Prämienerhöhungen sind zu erwarten
Nach Angaben von F&B kosten Top-Tarife derzeit rund 700 bis 900 Euro im Monat (Abschluss im Alter 35, einschließlich Pflegepflichtversicherung). Höhere Prämien gelten für die Zukunft jedoch als sehr wahrscheinlich, sagt Monke: „Hohe Schadenaufwendungen sorgen in der Mathematik für Sorgenfalten. Der PKV-Verband warnt bereits vor einer schwierigen Beitragsanpassungsrunde und setzt auf vorhandene Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen, um den erforderlichen Beitragsanstieg abzumildern. Die Versicherer stimmen sich gerade mit ihren Treuhändern über künftige Beiträge ab.“