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Rating von Morgen & Morgen: 84 Prozent der Tarife mit Top-Note

In der Berufsunfähigkeitsversicherung wird die Unterscheidbarkeit der Angebote immer geringer. Das lässt sich aus dem aktuellen Jahrgang des „Rating Berufsunfähigkeit“ von Morgen & Morgen (M&M) ableiten. Grund: Es gibt fast nur noch Tarife, die in die Top-Kategorie eingestuft werden. Ein bekannter Grund für diese Entwicklung ist ein regelrechter Überbietungswettbewerb bei den Bedingungen.
„Das Niveau der Bedingungen bleibt unverändert hoch, der Spielraum für substanzielle Verbesserungen ist jedoch weitgehend ausgeschöpft“, schreibt M&M. Zugleich ist die Zahl der bewerteten BU-Tarife von 612 auf 639 gestiegen. Zurückzuführen sei das wiederum vor allem auf die zunehmende Differenzierung einzelner Tarifbausteine. Diese ermöglichten neue, hochwertige Tarifkombinationen, insbesondere im höchstbewerteten Segment.
Welche Trends es in Bedingungswerken und Produktgestaltung gibt
Zielgruppen wie Schüler, Azubis und Berufseinsteiger rücken laut der Autoren verstärkt in den Fokus der Versicherer. Vor diesem Hintergrund gewännen flexible Nachversicherungsoptionen weiter an Bedeutung, vorwiegend bei Vertragsabschlüssen in jungen Jahren.
Zudem fänden sich wichtige Leistungsmerkmale wie die Krebsklausel mittlerweile in vielen Bedingungswerken wieder. Das sei deshalb so wichtig, da knapp 17 Prozent aller Leistungsfälle auf eine Krebserkrankung zurückzuführen sind. Auch Nachversicherungsmöglichkeiten würden zunehmend verbraucherfreundlich ausgestaltet. Als neues Merkmal bezeichnen die Analysten die sogenannte Karrieregarantie (Erhöhung der versicherten BU-Rente bei deutlichen Gehaltssteigerungen), die von immer mehr Versicherern angeboten werde. Tatsächlich findet sich dieser Leistungsbaustein bereits seit rund zwei Jahren vermehrt in den Tarifwerken wieder.
Ein weiterer Trend sei das zunehmend individuellere Pricing: Merkmale wie das Rauchverhalten oder differenzierte Berufsgruppeneinteilungen fließen stärker in die Kalkulation ein, so M&M. Zusätzliche Impulse setze die Beitragsüberprüfung bei Berufswechsel – hier könne eine Beitragssenkung erfolgen, ohne dass eine erneute Gesundheits- oder Risikoprüfung notwendig wird, sofern bestimmte Fristen oder Ereignisse vorliegen.
Vereinzelt verzichteten Versicherer auf die konkrete Verweisung – hier war der HDI vergangenes Jahr Vorreiter – oder die Umorganisationsprüfung. „Solche Maßnahmen sind neu und nicht ganz unkritisch, da sie zwar für den einzelnen Versicherungsnehmer von Vorteil sind, jedoch langfristig zu Lasten des Kollektivs gehen können.“ Da der Markt diesen Aspekten derzeit nicht folgt, bestehe aktuell keine Veranlassung, sie im Rating zu berücksichtigen.
Wettbewerb dreht sich um nicht notwendige Zusatzleistungen
„Die meisten BU-Tarife decken heute alle wesentlichen Leistungsmerkmale ab – teils besser, teils schwächer. Der Wettbewerb konzentriert sich daher vermehrt auf zusätzliche Leistungen, die zwar interessant, aber nicht zwingend notwendig sind. Teilweise gehen sie sogar zulasten des Versichertenkollektivs und treiben die Preise in die Höhe oder verschlechtern die Zugänglichkeit für bestimmte Berufsgruppen“, sagt Thorsten Saal, Bereichsleiter Mathematik & Rating bei M&M.
„Unser Rating konzentriert sich daher gezielt auf die Must-haves in allen relevanten Ausprägungen. So vermeiden wir einen künstlich befeuerten Wettbewerb um Nice-to-haves, der die BU unnötig verteuert und den Zugang erschwert.“ Dabei muss man wissen, dass die Ratingagentur zwar mit Unabhängigkeit wirbt, aber ein Interesse an dem guten Abschneiden der Testkandidaten haben dürfte. Top-bewerte Unternehmen können von Morgen & Morgen kostenpflichtige Siegel zu Vertriebs- und Marketingzwecken erwerben.
So funktioniert die Methodik
Das „M&M Rating Berufsunfähigkeit“ bewertet laut der Analysten sowohl die Tarifbedingungen als auch den Versicherer an sich im Hinblick auf seine BU-Kompetenz sowie die Fähigkeit, seine Beiträge stabil zu halten und die Beantragung verbraucherfreundlich zu gestalten. Die untersuchten Tarife und Tarifkombinationen erhalten einen bis fünf Sterne. Dabei kann das Gesamturteil nicht besser sein als das Ergebnis des Teilratings BU-Bedingungen.
Das Rating besteht aus insgesamt vier Teilratings mit unterschiedlicher Gewichtung: Bedingungen (40 Prozent), Kompetenz (30 Prozent), Beitragsstabilität (20 Prozent) und Antragsfragen (10 Prozent).
- BU-Bedingungen: Prüfung der Versicherungsbedingungen anhand von 31 Leistungsfragen
- BU-Kompetenz: Bewertung der Erfahrung und Prozessqualität des Versicherers anhand von rund 50.000 Daten der Jahrgänge ab 2000
- BU-Beitragsstabilität: Analyse der finanziellen Solidität und Preisstabilität
- BU-Antragsfragen: Beurteilung der Verständlichkeit und Fairness im Antragsprozess
Im Vergleich zum Vorjahr wurde die Systematik des Ratings laut der Autoren beibehalten. Im Teilrating BU-Beitragsstabilität wurden bei den Komponenten Bilanzen und Solvency II die Benchmarks an veränderte Marktniveaus der Kennzahlen angepasst. Um die Bewertung von vier oder fünf Sternen zu erreichen, müssen elf beziehungsweise fünf Mindestkriterien voll oder eingeschränkt erfüllt sein. Weitere Details können in der Ratingdokumentation nachgelesen werden.
Die Ergebnisse
Das aktuelle Rating bewertet 639 BU-Tarife und -kombinationen von 61 Anbietern. 537 Tarife sind mit der Höchstbewertung von fünf Sternen ausgezeichnet. Das bedeutet eine deutliche Zunahme von 45 Offerten im Vergleich zum vergangenen Ratingjahrgang. Die Gründe bei bestehenden Tarifen seien individuell und könnten bei kleinsten Änderungen zu einer neuen Bewertung führen. Zudem seien einige neue Tarifbausteine auf den Markt gekommen, die das Angebot an Tarifkombinationen erweitern, so die Erklärung der Autoren.
Neu hinzugekommen in die Liste der Anbieter mit mindestens einem Produkt in der Top-Kategorie sind neben der ins Neugeschäft zurückgekehrten Die Bayerische Vorsorge auch Canada Life und WWK. Herausgefallen aus der Spitzengruppe sind die Concordia Oeco Lebensversicherung und die Deutsche Lebensversicherung. Nicht mehr dabei ist nach der Bestandsübertragung auf die Gothaer auch die Barmenia.
Ein Blick in die BU-Historie der Versicherer zeigt laut der Analysten, dass über die Hälfte der Versicherer das hohe Niveau von fünf Sternen bereits seit zehn Jahren für mindestens einen ihrer Tarife durchgängig hält.

Warum schwache Offerten verschwunden sind
Die elf im Vorjahr mit „schwach“ bewerteten Lösungen schaffen den Sprung in eine höhere Notenklasse – aktuell erhält kein Tarif mehr die Zwei-Sterne-Bewertung. Diese Verbesserung resultiere vor allem aus umgesetzten Standardregelungen oder Vereinheitlichungen, die keine Kosten verursachen, aber bei den schlechten Tarifen zu einer deutlichen Verbesserung führen. Diese zwangsläufige Aufwertung bleibe bei den besseren Tarifen aus.
Sieben Tarife erhalten weiterhin einen Stern. Dahinter verbergen sich Angebote von drei Anbietern: Interrisk, Mecklenburgische und Württembergische. Alle drei Gesellschaften können aber auch mehrere ihrer BU-Tarife in besseren Bewertungsstufen platzieren. Die vollständige Ergebnisliste kann hier eingesehen werden.