Rating von Lebens- und Rentenversicherungen Wie stabil ist die Vorsorge der Deutschen?
Im vorigen Jahr empfahl das Innenministerium, dass sich jeder Bundesbürger für einen Katastrophenfall wappnen und mit Lebensmitteln für zehn Tage ausrüsten möge. Wahrscheinlich hat die Regierung dabei an Dosen-Ravioli und Wasser in Plastikflaschen gedacht. Bei Produkten, auf die es bei einer Krise ankommt, spielt sicher weniger der Preis als die Qualität eine Rolle – und die lange Haltbarkeit. Ähnlich verhält es sich mit privaten Renten- und Krankenversicherungen. Die Qualität sollte stimmen, denn wer ein solches Produkt kauft, bindet sich sehr lange an ein Unternehmen.
Blickt man auf die Anspar- und Rentenphasen solcher Versicherungsprodukte, zeigt sich, dass Verträge mit 50 Jahren Laufzeit oder mehr nichts Ungewöhnliches sind. Heute erreicht ein 65-Jähriger mit einer Wahrscheinlichkeit von 52 Prozent das 82. Lebensjahr und wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 28 Prozent sogar 90 Jahre alt. Umso wichtiger, dass der Versicherer über einen so langen Zeitraum sichere Zahlungen garantieren kann und nicht ins Trudeln gerät.
Lebensversicherungen: Die Gesamtverzinsung sinkt

Das Zinstief und die Folgen: Lag die marktdurchschnittliche Gesamtverzinsung von Lebensversicherungen 2009 noch bei 5,0 Prozent, ist sie 2016 auf 3,6 Prozent zurückgegangen.
Nur leider fällt es den Gesellschaften immer schwerer, diesem verständlichen Wunsch der Kundschaft nachzukommen. Denn die Überschussbeteiligungen sinken seit Jahren. Während Verträge vor zehn Jahren noch mit bis zu 7 Prozent verzinst wurden, gibt es inzwischen kaum mehr als 3 Prozent. Rechtlich gesehen kein Problem: Neuverträge müssen ohnehin nur noch mit garantierten 0,9 Prozent Zinsen angeboten werden.
„Verzweiflungstat der EZB“
Doch sorgte das Marktumfeld in den vergangenen Jahren für eine sinkende Ausstattung der Anbieter mit Eigenkapital. Damit diese auch in Zukunft ihre Zahlungsverpflichtungen erfüllen können, legt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) härtere Bandagen an, bekannt als Solvency II.
Das Grundproblem: Die deutschen Versicherer haben nach wie vor an der schlechten Zinssituation zu knapsen. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Leitzins sogar auf schlichte 0 Prozent. Nicht wenige sprechen seither von einer „Enteignung der Sparer“, aber auch einer „Verzweiflungstat der EZB“.
Alternative Anlagemöglichkeiten sind allerdings kaum in Sicht. Versicherer können wegen der Solvency-II-Vorgaben nur bedingt an einer Aktienmarktentwicklung partizipieren, da die Investitionen mit umfangreichen Eigenmitteln unterlegt werden müssen, erklärt die Rating-Agentur Assekurata. Dasselbe gelte auch für die Anlagen in Immobilien und Infrastrukturanlagen. Die von den Gesellschaften zumindest als kleiner Ausweg hin zu höheren Renditemöglichkeiten gesehen werden.