Ray Dalio, Gründer von Bridgewater Associates, dem weltweit größten Hedgefonds, hat sich am Dienstag auf dem Greenwich Economic Forum deutlich positioniert: Anleger sollten 15 Prozent ihres Portfolios in Gold investieren. Der 76-Jährige verglich die aktuelle wirtschaftliche Situation mit den frühen 1970er-Jahren und warnte vor den Risiken einer ausufernden Staatsverschuldung.
Dalio sieht Parallelen zwischen der gegenwärtigen Lage und früheren Phasen der Währungsabwertung. In den 1930er- und 1970er-Jahren hätten Fiat-Währungen erheblich an Wert verloren, während Gold seine Position behauptete. „Wenn man eine strategische Vermögensaufteilung vornimmt und überlegt, was die realen Renditen nach Steuern schützt, kommt man wahrscheinlich auf etwa 15 Prozent des Portfolios in Gold“, erklärte er. Das Edelmetall entwickle sich besonders gut, wenn traditionelle Anlageklassen unter Druck gerieten.
Der Investor begründet seine Empfehlung mit der hohen Abhängigkeit klassischer Portfolios von Kreditinstrumenten. Bei einem jährlichen Defizit der US-Regierung von rund zwei Billionen Dollar und Zinszahlungen von über einer Billion Dollar stelle sich die Frage nach alternativen Wertaufbewahrungsmitteln. Die US-Staatsverschuldung liegt mittlerweile bei rund 37 Billionen US-Dollar, was einem Verhältnis von 125 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt entspricht.
Gold als zweitwichtigste Reservewährung
In einem Beitrag auf der Plattform X bezeichnete Dalio Gold als zweitgrößte Reservewährung nach dem US-Dollar. Er verwies darauf, dass Zentralbanken weltweit ihre Goldreserven seit der Finanzkrise 2009 kontinuierlich aufstocken. Dieser Trend spiegele ein schwindendes Vertrauen in das westliche Finanzsystem und eine Verschiebung wirtschaftlicher Machtverhältnisse wider.
Der Goldpreis hat in diesem Jahr bereits um mehr als 55 Prozent zugelegt und stieg am Mittwoch auf ein neues Allzeithoch von knapp 4.100 Dollar je Feinunze. Auch in Euro gerechnet markierte das Edelmetall mit über 3.200 Euro neue Rekordstände. Als Treiber gelten neben geopolitischen Spannungen auch Erwartungen sinkender Zinsen und ein schwächerer Dollar. Der ICE US Dollar Index, der den Wert der amerikanischen Währung gegenüber sechs wichtigen Handelspartnern misst, ist im laufenden Jahr um knapp neun Prozent gefallen.
Finanzbranche zeigt sich zurückhaltend
Die Empfehlung Dalios stößt in der Finanzbranche auf geteiltes Echo. Clifford Cornell, zertifizierter Finanzplaner bei Bone Fide Wealth, bezeichnete eine Allokation von 15 Prozent als „ziemlich beträchtlich“. Er verwies darauf, dass jedes Portfolio individuell gestaltet werden müsse und Anleger derzeit der Versuchung erliegen könnten, dem Goldpreis nachzujagen.
Auch große Vermögensverwalter zeigen sich zurückhaltender als Dalio. Blackrock empfahl im vergangenen Monat eine strategische Allokation von zwei bis vier Prozent in Gold. Fidelity rät zu einem „kleinen Prozentsatz“. Die Begründung: Das Edelmetall generiert keine laufenden Erträge und dient primär als Versicherung gegen extreme Marktszenarien.
Citadel-Chef warnt vor De-Dollarisierung
Dalios Einschätzung wird teilweise durch Äußerungen von Ken Griffin gestützt. Der Chef des Hedgefonds Citadel bezeichnete den Goldpreisanstieg diese Woche als besorgniserregendes Signal. Die Entwicklung zeige, dass Investoren Risiken aus amerikanischen Anlagen reduzieren wollten. „Wir beobachten eine erhebliche Inflation von Vermögenswerten außerhalb des Dollars, weil Menschen nach Wegen suchen, ihre Portfolios gegenüber dem US-Staatsrisiko zu diversifizieren oder abzusichern“, erklärte Griffin.
Ausländische Investoren würden zunehmend die Währungsrisiken ihrer US-Aktieninvestitionen absichern. Dies führe zu einer Aufspaltung: Man setze auf amerikanische Unternehmen, wolle sich aber gegen Staatsrisiken immunisieren.
Dalio warnte bereits mehrfach vor den Folgen der amerikanischen Schuldenpolitik. Auf dem FutureChina Global Forum 2025 bezeichnete er die Verschuldung als untragbar und prognostizierte mögliche Verwerfungen im internationalen Finanzsystem. Die Bereitschaft globaler Investoren, US-Staatsanleihen zu kaufen, sei deutlich gesunken - ein Problem angesichts des enormen Refinanzierungsbedarfs von fast neun Billionen Dollar an fälligen Verpflichtungen.
Verschiedene Investmentoptionen
Anleger, die Gold beimischen möchten, haben verschiedene Möglichkeiten. Physische Investments wie Barren oder Münzen bieten direkten Besitz ohne Gegenparteirisiko, erfordern aber sichere Verwahrung. Exchange Traded Commodities (ETC) wie Xetra Gold ermöglichen einfachen Handel und physische Auslieferung, sind rechtlich aber Inhaberschuldverschreibungen. Edelmetalldepots kombinieren physische Hinterlegung mit professioneller Verwahrung.
Chartanalysten weisen darauf hin, dass Gold nach dem rasanten Anstieg technisch überkauft sei. Konsolidierungen oder Korrekturen seien daher wahrscheinlich. Die langfristige Perspektive hänge davon ab, ob sich Dalios Szenario einer nachhaltigen Vertrauenskrise in Fiat-Währungen bewahrheite.

