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, in ETFs & IndexfondsLesedauer: 9 Minuten

Gerd Kommer und Daniel Ganowski Ray Dalios Hedgefonds – der Lack ist ab

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Was lässt sich aus dieser Tabelle schlussfolgern?

Der Bridgewater-Fonds hat das ETF-Portfolio in den letzten fünf Jahren drastisch und in den fünf Jahren davor leicht unter-performt. Auch im allerersten Jahrfünft nach der Fondsgründung 1991 rentierte der Hedgefonds schlechter als die ETF-Benchmark. Was die Tabelle nicht zeigt: Man muss von 2020 an 17 lange Jahre bis Anfang 2004 zurückgehen, bis die kumulative Rendite des Dalio-Fonds erstmalig endgültig die des ETF-Portfolios übersteigt. Anders formuliert: Der Pure Alpha, der größte Hedgefonds der Welt, unter-performt eine einfache passive Benchmark seit über eineinhalb Jahrzehnten.

Noch enttäuschender ist der Rendite-Track-Record des gesamten Hedgefonds-Sektors gegenüber der simplen ETF-Alternative. Zwar lag der HFRX Hedgefonds-Index in den ersten drei Jahrfünften ab 1991 vorne, aber seit Anfang 2004 war seine Performance relativ zur Indexfonds-Alternative so konsistent erbärmlich, dass Hedgefonds die ETF-Alternative mittlerweile kumulativ über die letzten 30 Jahre unter-performen.

Dazu noch eine Fußnote: In einer 2007 Wogen schlagenden, öffentlichen Wette um eine Million Dollar zwischen Warren Buffett und einem Investment-Berater aus der Hedgefonds-Branche, schlug der S&P 500-Index jeden einzelnen von fünf von dem Berater ausgewählten Hedge-Dachfonds über den 10-Jahres-Zeitraum von 2008 bis 2017.

Zwischenfazit: Hedgefonds als Gruppe sind ohne Wenn und Aber ein Anlage-Desaster.

Hedgefonds heißen so, weil sie angeblich nie oder nur selten Verluste produzieren (englisch „to hedge“ = absichern, abschirmen). Die Realität sieht sowohl bei Dalio als auch im gesamten Hedgefonds-Sektor anders aus. Betrachtet man die beiden hier ausgewiesenen Risiko-Kennzahlen, lieferte der Bridgewater-Fonds über den Gesamtzeitraum (30 Jahre) bestenfalls einen moderaten Risikovorteil gegenüber dem ETF-Portfolio. Der Hedgefonds-Index – der Durchschnitt aus Tausenden Hedgefonds – schneidet bei beiden Risiko-Kennzahlen schlechter als das ETF-Portfolio ab.

Nicht zu vergessen: In diesem Risikovergleich haben wir zugunsten der Hedgefonds unberücksichtigt gelassen, dass die von Hedgefonds nach außen kommunizierten Zahlen zur Volatilität vielleicht geschönt sind. In der Forschung ist wenig umstritten, dass bei diesen Zahlen systematisch Glättung („Return Smoothing“) durch das Fonds-Management stattfindet, weil viele Hedgefonds in nicht börsennotierte Assets investieren, deren Preise sie dann für die monatlich nach außen berichteten Renditen selbst schätzen müssen.

Wenn man nun noch berücksichtigt, dass Hedgefonds keiner oder nur einer eingeschränkten Aufsicht unterliegen, sollte es nicht überraschen, wenn die Schwankungen dieser Preisschätzungen etwas gedämpft in einer Excel-Datei ankommen, die an die Anleger oder an den Hedgefonds-Index-Provider geht. In unserer Tabelle haben wir solche Qualitätsbedenken bei Hedgefonds-Risikozahlen großzügig ignoriert.

Die katastrophalen Renditen des Hedgefonds-Sektors sind keineswegs neu, wie die Tabelle erkennen lässt, sondern seit 15+ Jahren der Normalfall. Schon im Jahr 2012 publizierte der britische Branchen-Insider Simon Lack ein Buch, in dem er nachwies, dass Hedgefonds als Gruppe bei korrekter Berechnung während der zwei Jahrzehnte vor 2012 kurzfristige US-Staatsanleihen – salopp die Sparbuch-Rendite – unter-performten.

Trügerisches Bauchgefühl

Wer nun glaubt, dass es ja nicht auf den Durchschnitt ankomme, solange wenigstens eine Minderheit der besten Star-Hedgefonds Top-Renditen liefere, der sitzt einem alten Anlegerirrtum auf. Der besteht darin, Performance-Konstanz bei Fonds als gegeben anzunehmen, nur weil das unserem Bauchgefühl entspricht. Intuition führt hier jedoch – wie so oft, wenn es um historische Renditen geht – in die Irre. Hinreichend zuverlässige, von Anlegern tatsächlich ausbeutbare Performance-Kontinuität existiert bei Hedgefonds genauso wenig wie bei normalen aktiv gemanagten Investmentfonds. Die Daten in wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen, dass für Gewinner-Fonds von letztem Jahr statistisch keine nennenswert höhere Wahrscheinlichkeit besteht, im Folgejahr wieder vorne zu liegen als für die Verlierer-Fonds von letztem Jahr. Auch der Bridgewater-Fonds dürfte hier angesichts seiner erratischen Rendite in den letzten zehn Jahren keine Ausnahme mehr sein.

Was sind die Ursachen für die beim größten und berühmtesten Hedgefonds wie auch beim gesamten Hedgefonds-Sektor seit Jahren so deutlich nach Süden zeigende Leistungskurve?

Die Antwort könnte man unter dem Schlagwort Überbevölkerung subsummieren. Im Jahr 1990 existierten global etwa 100 Hedgefonds. Inzwischen sind es geschätzte 13.000. Die Weltwirtschaft, aus der die Rendite aller Kapitalmarktanleger schlussendlich kommen muss, ist in diesen 30 Jahren real um etwa 2,5 Prozent per annum oder kumulativ um 110 Prozent gewachsen. Die Zahl der Hedgefonds schoss dagegen um 17 Prozent per annum oder kumulativ um 11.000 Prozent in die Höhe. Der Mehrrendite-Kuchen (im Fachjargon Alpha genannt), um den sich Hedgefonds und andere aktive Anleger balgen, hat mithin nur vergleichsweise langsam expandiert, während die Zahl der Alpha-Jäger (unter anderem die Hedgefonds) förmlich explodiert ist. Logisch, wenn da für den einzelnen immer weniger übrig bleibt.

Das gilt für Hedgefonds im Allgemeinen und das gilt auch für Meister Dalio. Die Zahlen in unserer Tabelle lassen da wenig Zweifel.

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