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, in ETFs & IndexfondsLesedauer: 9 Minuten

Gerd Kommer und Daniel Ganowski Ray Dalios Hedgefonds – der Lack ist ab

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Man könnte sich nun fragen, warum die Zahl der Hedgefonds in den letzten Jahrzehnten so enorm zugenommen hat. Die Antwort darauf ist einfach: Hedgefonds-Manager verdienen sich die sprichwörtlich goldene Nase am Kapital ihrer Kunden. Die Verwaltungsgebühr liegt bei einem typischen Hedgefonds zwischen 2,5 Prozent und 3 Prozent des Anlegervermögens pro Jahr. Ray Dalio wurde auf dieser Basis über einen Zeitraum von gut 40 Jahren zum mehrfachen Milliardär. Der allergrößte Teil dieses Reichtums stammt aus solchen Gebühreneinnahmen.

Kurioserweise ist es gerade dieser sagenhafte persönliche Reichtum mancher Hedgefonds-Manager, der ihnen mehr als alles andere hilft, ihre in den meisten Fällen langfristig keineswegs vorzeigbaren Investmentleistungen trotzdem erfolgreich zu vermarkten. Wie das?

Wer regelmäßig Artikel über Dalio und andere Hedgefonds-Manager-Milliardäre in Medienartikeln und im Internet liest, wird gefühlt in jeder zweiten dieser Publikation einen Hinweis auf den persönlichen Reichtum des jeweiligen „Superstar-Managers“ finden. Dabei wird explizit oder implizit der wirtschaftliche Erfolg der Hedgefonds-Manager als Unternehmer mit dem kaum oder gar nicht vorhandenen Langfrist-Erfolg seiner Finanzprodukte für seine Kunden vermischt und verwechselt. Das eine hat mit dem anderen aber sehr wenig zu tun.

Seit Jahren verbreiten Dalio und seine Angestellten regelmäßig, dass Bridgewater angeblich mehr Geld für seine Kunden verdient habe als „jede andere Hedgefonds-Firma auf dem Planeten“. Zunächst einmal ist diese Angabe für Außenstehende nicht verifizierbar und daher von Vornherein nur als Reklame einzustufen. Ferner – und wichtiger – lässt sich aus dieser Aussage natürlich nicht schließen, dass die Bridgewater-Kunden relativ zu den für sie verfügbaren Investment-Alternativen – zum Beispiel einem passiven Indexfonds-Portfolio – attraktive Renditen erzielt hätten, obgleich genau dieser Schluss bei den meisten Empfängern der Werbebotschaft hängen bleiben soll und wohl auch hängen bleibt.

Drittens belegt das Reklamesprüchlein trotz seiner raffinierten Suggestion keineswegs, dass Bridgewater als Fonds-Haus zur Weltspitze gehört. Es dürfte weltweit mehr als ein Dutzend, vielleicht drei Dutzend Fondsgesellschaften geben, die für ihre Kunden in den letzten 20, 30 oder 40 Jahren mehr und vielfach weit mehr verdienten als Bridgewater. Die drei größten Indexfonds-Gesellschaften Blackrock, Vanguard und State Street lassen Bridgewater in dieser Hinsicht um Größenordnungen im Staub hinter sich, weil sie (a) weit umfangreichere Kundengelder verwalten und (b) gleich gute oder bessere Renditen erzeugen. Nur sind das eben keine elitären Hedgefonds-Firmen, sondern ganz normale Investmentfondsgesellschaften.

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Aufgrund dieses hier jedoch irrelevanten, rein technischen Unterschieds kann Dalio das zitierte Sprüchlein weiterverbreiten, und naive Journalisten werden es noch einige Jahre eilfertig in ihrer Berichterstattung nachbeten – wie jüngst sogar der ehrwürdige britische Economist (The Economist, 30.07.2020).

Fassen wir zusammen:

Dalio und sein Flaggschiff-Fonds Pure Alpha produzieren seit zehn Jahren magere Renditen. In den letzten fünf Jahren waren diese Renditen besonders armselig. Trotz seiner Federgewichts-Performance als Fondsmanager im zurückliegenden Jahrzehnt wird Dalio in den Medien und im Internet nach wie vor wie ein amtierender Schwergewichtsweltmeister bejubelt. Das zeigt, dass Dalio seine eigentlich nicht mehr verbergbaren Fondsmanager-Defizite mit Weltklasse-Unternehmertum und Public Relations wettmacht.

Der Hedgefonds-Sektor als Ganzes repräsentiert seit 15 Jahren und vermutlich schon länger ein Rendite-Desaster. In Bezug auf Hedgefonds im Allgemeinen scheinen die Finanzmedien mit mehrjähriger Verspätung allmählich zu realisieren, dass der Kaiser nackt ist.


Über die Autoren:

Gerd Kommer ist Chef der Honorar-Finanzanlagenberatung Gerd Kommer Invest. Vor Gründung der eigenen Firma war Kommer rund 24 Jahre im Firmenkunden-Kreditgeschäft und Asset Management verschiedener Banken tätig.
Daniel Ganowski ist Finanzberater bei Gerd Kommer Invest, zuständig für Kundenakquise und -beratung sowie Portfoliomanagement. Der studierte Wirtschaftsmathematiker war zuvor als Versicherungsmathematiker für ein Software-Start-up tätig gewesen.

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