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Größte Freihandelszone weltweit RCEP sorgt für stärkere Verflechtung

Sonnenaufgang in Seoul
Sonnenaufgang in Seoul: Zählte Südkorea in den 1960er-Jahren nach dem BIP pro Kopf noch zu den ärmsten Ländern der Welt, ist die Volkswirtschaft mittlerweile der global fünftgrößte Exporteur. | Foto: imago images / robertharding
Andrew Ness, Franklin Templeton

In den vergangenen Jahren beobachteten wir einen Trend zur Rückabwicklung der Globalisierung. Aber was ist damit genau gemeint? Bedeutet das, bestimmte strategische Geschäftszweige wieder ins eigene Land zurückzuholen? Oder die Abhängigkeit von ausländischen Lieferketten zu reduzieren und inländische Vorzeigeunternehmen zu fördern? Oder schadet die Deglobalisierung der Welt de facto, weil sie für den Zusammenbruch internationaler Handelsabkommen steht und dadurch weltweit zu Streitigkeiten, offenen Handelskriegen sowie zur Abschottung von Märkten führt? Für Letzteres sehen wir bisher kaum Hinweise. Die Welt ist nach wie vor wirtschaftlich integriert und die Handelsströme beleben sich wieder.

Tatsächlich gibt es aber schon seit einigen Jahren Anzeichen für eine gewisse Form der Deglobalisierung. Die eigentliche Ursache dafür ist nicht ohne Weiteres erkennbar; viele Faktoren spielen hinein. So trägt eine weltweite Verlangsamung der konjunkturellen Entwicklung zum Deglobalisierungstrend bei (Grafik). Hinzu kommt im Hinblick auf die teils sehr komplexen Lieferketten der Druck auf die Unternehmen, deren Nachhaltigkeit und Resilienz zu erhöhen.

Beschleunigt wurde dieser Trend durch die sprunghafte Zunahme von Nationalismus und Populismus weltweit und die Angst, die Lieferketten könnten durch zukünftige politische Krisen oder Naturkatastrophen erneut Schaden nehmen.

Unseres Erachtens sind die Vorteile, die der globale Handel über Jahrzehnte gebracht hat, schwer wegzudiskutieren: Er hat Innovationen vorangetrieben, Arbeitsplätze geschaffen, das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in den entwickelten Länden und Schwellenländern gesteigert und so den Lebensstandard weltweit verbessert.

Südkorea: Ein Beispiel für einen global orientierten Ansatz

Südkorea, RCEP-Mitgliedstaat, ist ein Paradebeispiel für einen global orientierten Handelsansatz. Statt sich nach innen zu orientieren, hat das Land seinen Markt über maßgebliche bilaterale Freihandelsabkommen immer weiter für den internationalen Handel geöffnet. Zählte Südkorea in den 1960er-Jahren nach der Wirtschaftsleistung pro Kopf noch zu den ärmsten Ländern der Welt, knackte das südkoreanische BIP im Jahr 2004 die Marke von einer Billion US-Dollar. Heute beläuft sich das jährliche BIP auf mehr als 2 Billionen US-Dollar. Das Land ist mittlerweile der fünftgrößte Exporteur der Welt und führt Halbleiter, Elektronik, Schiffe, Textilien, Autos und Autoteile, Stahl und viele weitere Güter im Wert von 577 Milliarden US-Dollar pro Jahr aus. Seit der Asiatischen Finanzkrise von 1997/98 schloss Südkorea 16 Freihandelsabkommen mit 58 Ländern (alle Angaben: CIA World Factbook).