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Aktualisiert am 03.08.2021 - 10:53 Uhrin Aktiver Ansatz aus ÜberzeugungLesedauer: 4 Minuten
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Klimafreundliches Fliegen Ready for take off – grüner Sprit als Chance für die Luftfahrt

Flugzeug wird mit nachhaltigem Kraftstoff betankt
Flugzeug wird mit nachhaltigem Kraftstoff betankt: Der Markt für alternative Treibstoffe steckt zwar noch in den Kinderschuhen, bietet Anlegern aber schon jetzt Chancen. | Foto: imago images / IP3press

Die Luftfahrtindustrie bietet immenses Potenzial für die Verringerung von CO2-Emissionen. 2019 benötigte der Sektor knapp 7,5 Millionen Barrel Öl pro Tag – und war damit für 8 Prozent des weltweiten Ölverbrauchs verantwortlich. Ohne Eingreifen der Politik würden Flugzeuge auch in Zukunft mit fossilen Treibstoffen betrieben: Schätzungen zufolge könnte der Öldurst der Branche bis 2050 auf mehr als 14 Millionen Barrel pro Tag steigen.

Vor dem Hintergrund solcher Prognosen sollte die Luftfahrt lieber heute als morgen nachhaltiger werden. Aktuell rücken drei Alternativen zum klassischen Kerosin ins Rampenlicht: Wasserstoff, nachhaltige Flugkraftstoffe (Sustainable Aviation Fuels, SAFs) und Elektrizität. Der Elektroantrieb könnte in der Luftfahrt in 25 bis 30 Jahren realisierbar sein. Derzeit reicht die Infrastruktur in den entwickelten Märkten allerdings noch nicht einmal für einen kompletten Umstieg auf Elektroautos aus. Zudem ermöglichen die aktuell verfügbaren Batterien keine ausreichende Reichweite. Daher dürften elektrisch betriebene Flugzeuge vorerst eine Zukunftsvision bleiben.

Wasserstoff erfordert genau wie Elektrizität eine völlig neue Infrastruktur und angepasste Technologien – sowohl bei den Flugzeugen als auch an den Flughäfen. Deshalb liegt der Schwerpunkt von Investments zunächst auf den nachhaltigen Treibstoffen.

Nachhaltige Befüllung für vorhandene Tanks

Da Flieger eine Lebensdauer von 20 bis 30 Jahren haben und viel Kapital binden, wird ein Treibstoff benötigt, der in den vorhandenen Tanks eingesetzt werden kann. Möglich ist das schon heute bei SAFs, die aus Reststoffen wie gebrauchten Speiseölen hergestellt und mit vorhandenen fossilen Treibstoffen vermischt werden.

Zwar steht der SAF-Markt bislang noch am Anfang; wir von Columbia Threadneedle Investments sehen hier aber dennoch Chancen für Anleger. Verschiedene Unternehmen versuchen bereits, auf diesem Markt Fuß zu fassen. Zu ihnen gehören Neste, der weltweit größte Hersteller von erneuerbarem Diesel und aus Abfällen und Reststoffen raffiniertem nachhaltigem Flugkraftstoff, sowie der Anbieter erneuerbarer Lösungen UPM.

Marktgröße und Marktdurchdringung

Die CO2-Emissionen der Luftfahrtbranche lassen sich mittelfristig, also bis zur Marktreife von Flugzeugen mit Wasserstoff- oder Elektroantrieb, nur mit nachhaltigem Flugkraftstoff senken. Im Jahr 2019 hatte der globale Markt für Flugbenzin ein Volumen von 300 Millionen Tonnen. Das Fuel Forum der International Air Transport Association prognostiziert bis 2030 ein Wachstum des Marktes auf 420 Millionen Tonnen. Das Weltwirtschaftsforum rechnet bis 2040 gar mit einer Zunahme auf 510 Millionen Tonnen. Rund 20 Prozent des Gesamtvolumens entfallen dabei auf die Europäische Union. Diese hat es sich zum Ziel gemacht, 14 Prozent des benötigten Flugkraftstoffs durch SAFs zu ersetzen.

Die Aussichten für SAFs sind nicht nur aufgrund politischer Ziele erfolgversprechend. Auch innerhalb der Luftfahrtindustrie wächst der Wunsch nach Reformen und Regulierung. Immer mehr Ölraffinerien befassen sich mit den alternativen Energieträgern – schließlich müssen auch sie den Nachhaltigkeitszielen gerecht werden. Viele Fluggesellschaften selbst haben erklärt, bis 2035 kohlenstoffneutral sein zu wollen und bis 2050 ihre Emissionen auf null zu senken. Während der Covid-19-Krise hat Neste Verträge mit verschiedenen Fluggesellschaften geschlossen, die verstärkt SAFs einsetzen möchten, darunter die japanische Gesellschaft All Nippon Airlines.

Vorschriften zur SAF-Beimischung

Da SAFs kostspielig sind, kann höchstwahrscheinlich nur eine vorgeschriebene Beimischung dafür sorgen, dass sie wirklich verwendet werden. Das bedeutet: Regierungen müssten anordnen, dass Fluggesellschaften einen bestimmten SAF-Anteil nutzen müssen. Einige Länder gehen vorweg und haben bereits verbindliche Grenzen festgelegt: Schweden schreibt vor, dass 2021 mindestens 0,5 Prozent des Flugkraftstoffs auf SAFs entfallen müssen, Frankreich hat für 2022 eine Mindestmenge von 1 Prozent festgelegt. Die Niederlande erwägen für 2030 eine Mindestquote von 14 Prozent. Die EU peilt eine Beimischung von 2 Prozent im Jahr 2025 und 5 Prozent im Jahr 2030 an und US-Präsident Joe Biden fordert eine landesweite Mindestmenge von 1 Prozent. Sobald die Mindestquoten erst einmal angeordnet sind, wird die Skalierbarkeit zu niedrigeren Kosten und größerer Akzeptanz führen – es entsteht also ein positiver Kreislauf.

Neben staatlicher Unterstützung ist aber auch der Druck der Endverbraucher erforderlich, damit SAFs wirklich weiterentwickelt werden. Nachhaltig orientierte Passagiere und Investoren können Fluggesellschaften dazu bewegen, ihren CO2-Fußabdruck zu verringern, und werden vorübergehende Preiserhöhungen aufgrund der Mehrkosten akzeptieren. Bei einer Beimischung von 2 Prozent für einen dreistündigen Flug werden diese derzeit auf 2 US-Dollar pro Passagier geschätzt.

Chancen für Anleger

Da der SAF-Markt mit den UN-Nachhaltigkeitszielen für nachhaltigen Transport, nachhaltigen Tourismus sowie nachhaltige Konsum- und Produktionsmuster im Einklang steht, ergeben sich für Anleger interessante Chancen.

Um es mit einem Bild aus der Luftfahrt auszudrücken: SAFs stehen aktuell noch auf der Startbahn. Aber mit der richtigen Technologie, dem nötigen politischen Willen, dem Druck der Aktionäre und entsprechender Vorschriften könnten sie schon bald durchstarten.

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Hinweis: Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens und wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.