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Reaktionen auf Wahlklatsche „Deutschland ist über Nacht weniger berechenbar geworden“

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Dennis Etzel von NFS Capital:

„Je nach Ausgang der Koalitionsverhandlungen sollten sich für bestimmte Bereiche der Wirtschaft Veränderungen ergeben. Das ist aber auch der Grund, weshalb zum jetzigen Zeitpunkt die wirtschaftspolitischen Auswirkungen einer Jamaika-Koalition noch schwer abzuschätzen sind. Grundsätzlich dürfte sich der wirtschaftsliberale Kurs der FDP positiv auf die meisten Unternehmen auswirken, einige Forderungen aber sind mit den Grünen im Boot wohl nicht durchzusetzen. Zum Beispiel würde die FDP gern die Mietpreisbremse wieder abschaffen mit positiven Effekten für die Immobilienwerte aus MDAX und SDAX. Außerdem wollen die Liberalen auch den Arbeitsmarkt deregulieren, insbesondere den Leiharbeitssektor, was den in Deutschland produzierenden Unternehmen helfen würde, die flexibel vorübergehende Auftragsspitzen und –flauten abfedern müssen, zum Beispiel Maschinenbauer und Autozulieferer wie Jungheinrich, Kion, Krones, Leoni und Elring Klinger. Die Grünen dürften sich aber gegen solche Pläne stellen. Im Ergebnis dürften Mietpreisbremse und Arbeitsmarkt mindestens ihren Status Quo beibehalten.

Darüber hinaus könnten Elemente des grünen Wahlprogramms, wie Einführung der Mindestrente, sowie keine Ausnahmen beim Mindestlohn die Flexibilität des Arbeitsmarktes ein Stück weit zurückdrehen. Aber auch hier wird es Gewinner geben, denn die gefühlte höhere Arbeitsplatzsicherheit und eine geringere Angst vor Altersarmut könnten den Binnenkonsum unterstützen. Profitieren würden in diesem Fall einerseits viele Konsumgüterhersteller, die Produkte des kleinteiligen täglichen Bedarfs abdecken, wie z.B. Henkel, Beiersdorf, Metro, deren Produkte immer gekauft werden. Andererseits dürften aber auch Anbieter profitieren, deren Produkte als Anschaffung angesehen werden, wie z.B. Ceconomy (Media Markt/Saturn), Fielmann, Zalando oder auch Adler Mode für die fortgeschrittenen Semester.

Eine negative Überraschung könnte die FDP für die Finanzmärkte im Köcher haben, sind ihr doch die Niedrigzinspolitik der EZB, die permanenten Defizitsünden einiger Euro-Länder, Finanzhilfen und die Vergemeinschaftung von Schulden in der EU ein Dorn im Auge. Interpretiert man die Forderungen der FDP in Reinform, nimmt die FDP mit dem daraus unvermeidlichen Austritt einiger Länder aus dem Euro größere Turbulenzen an den Finanzmärkten in Kauf. Ob die FDP in einer Jamaika-Koalition diesen Einfluss ausüben kann, wird sich allerdings zeigen müssen, aber die Linie gegenüber den südeuropäischen Ländern könnte härter werden.

Höchst fraglich erscheint, ob die Grünen in diesem Dreier-Bündnis gegenüber der FDP eine Finanzmarkttransaktionssteuer durchsetzen können.“

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