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Reale Gefahr oder populäres Medienthema? Das geheimnisvolle Wesen der Spekulationsblasen

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So sagte er in seiner Vorlesung aus Anlass der Nobel-Preisvergabe am 8. Dezember 2013:

“Menschen, die den Begriff Blase benutzen, sagen nie, was sie meinen. Sie scheinen eine Blase als einen starken Preisanstieg zu definieren, der einen vorhersagbaren Rückgang nach sich zieht.

Aber das vorhandene Research gibt keine Belege dafür, dass Kurseinbrüche vorhersagbar sind. Daher basieren, zumindest nach dem aktuellen Stand der Forschung, Aussagen über Blasen und wie sie angegangen werden sollen, auf Glauben und nicht auf statistisch verlässlichen Beweisen.“

Ich kann Fama in seiner radikalen Ablehnung des Begriffs Spekulationsblase nicht ganz folgen, denn man kann sie schon bestimmen. So lautet eine Standarddefinition, dass eine Blase „eine starke und lang andauernde Fehlbewertung einer finanziellen oder realen Kapitalanlage“ ist.

Und zumindest nachträglich kann man diese schon gut identifizieren. Seit dem 17. Jahrhundert ist das Phänomen bekannt und wurde eingehend in der Finanzliteratur diskutiert.

Charles P. Kindleberger hatte schon 1978 in seinem Buch „Maniacs, Panics and Crashes“ eingehend Spekulationsblasen, ihre Charakteristika und ihren typischen Ablaufmuster wissenschaftlich beschrieben.

Ihm ist eine enorme Menge von wissenschaftlichen Artikeln gefolgt, die sich mit dem Thema auseinandersetzen. Aber Fama zeigt den wunden Punkt in der allgemeinen Beschäftigung mit dem Phänomen recht deutlich auf: Praktisch alle aussagekräftige Erkenntnisse in der wissenschaftlichen Literatur beziehen sich im Nachhinein auf Spekulationsblasen. In der Regel kann man nicht ohne Weiteres eine Blase eindeutig erkennen, wenn man sich in dieser befindet.

Allein aufgrund eines starken Kursanstiegs (oder aufgrund hoher Bewertungen) auf eine Spekulationsblase zu schließen, ist ungenügend. Es gibt immer gute und rational erscheinende Gründe, warum sich Investoren zu einem bestimmten Zeitpunkt für hoch bewertete Anlagen entscheiden und die Kurse in die Höhe treiben.
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