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Recycling als Anlagetrend Müllberge von heute – Rohstoffe von morgen

Die Deutschen produzieren nach Weltbank-Angaben im Jahr pro Kopf 628 Kilo Abfall, mehr als das Gewicht eines Konzertflügels. Und es wird von Jahr zu Jahr mehr. In anderen Ländern ist der gleiche Trend zu beobachten: Wo Bevölkerungen, Wohlstand und Konsum wachsen, wird auch das Müllproblem immer größer.

Die Weltbank schätzt, dass die weltweite Müllproduktion bis 2050 um 70 Prozent steigen wird. Im gleichen Jahr könnte laut UN-Generalsekretär António Guterres mehr Müll als Fische in den Weltmeeren schwimmen. Diese Entwicklungen stellen nicht nur eine Gefahr für unsere Gesundheit und die Umwelt dar. Jedes Kilo Abfall, das auf Deponien oder im Meer landet, ist auch ein Kilo verlorener Ressourcen.

Die Abfallwirtschaft kann angesichts dieser Prognosen auf reichlich Wachstum hoffen. 2017 war der Markt noch 303,6 Milliarden Dollar groß, 2025 könnten es schon 484,9 Milliarden Dollar sein. Das entspricht einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von sechs Prozent, hat das Marktforschungsunternehmen Allied Market Research berechnet.

Müllproduktion pro Kopf und Jahr nach Ländern

Quelle: Weltbank, 2018

Um unser Müllproblem zu lösen, schöpft die Branche die Möglichkeiten moderner Technologien wie Big Data, Robotik, autonomes Fahren und künstliche Intelligenz voll aus. Wir nehmen einige dieser Trends unter die Lupe.

Effiziente Müllabfuhr

Der Müll selbst, der weltweit produziert wird, ist nicht die einzige Belastung für die Umwelt. Auch die Sammlung und der Abtransport sind problematisch: Müllfahrzeuge legen auf ihren regelmäßigen Routen lange Strecken zurück und verstopfen dabei Straßen, verbrauchen Ressourcen und verschmutzen die Luft.

Neue Technologien bieten verschiedene Möglichkeiten, die Müllabfuhr effizienter zu gestalten. Sensoren in Abfallbehältern können signalisieren, ob diese voll sind. So werden die Behälter nicht unnötig geleert und die Abfuhrrouten werden kürzer. Die Deutsche Bahn testet gerade solche Abfalleimer mit Narrowband-IoT-Sensoren, deren Signale auch durch Wände und unter der Erde übertragen werden, heißt es aus der Konzernzentale. Andere intelligente Müllbehälter sind zusätzlich mit solarbetriebenen Müllpressen ausgestattet. So wird der Müll ständig verdichtet und es dauert länger, bis der Behälter voll ist und geleert werden muss.

Dank Fortschritten beim autonomen Fahren könnten außerdem bald fahrerlose Müllautos von Haus zu Haus rollen. Volvo testet derzeit in Schweden solche Fahrzeuge, die sich sicher durch dicht besiedelte städtische Wohngebiete bewegen und ihre Routen mithilfe von Echtzeitdaten anpassen können. Durch optimierte Lenkung, Schaltung und Geschwindigkeitssteuerung sparen die Fahrzeuge außerdem Benzin.

Abfall sortieren mit künstlicher Intelligenz

In Industriestaaten ist die Mülltrennung inzwischen Standard. Doch Verbraucher machen beim Sortieren häufig Fehler, die das Recycling-System teuer zu stehen kommen. Große Mengen nicht recycelbaren Abfalls, von Lebensmittelresten in Verpackungen bis hin zu bestimmten Arten von Plastik, landen in den Recycling-Tonnen. Ist der Recycling-Müll dadurch kontaminiert, wird er schlimmstenfalls komplett mit dem Restmüll entsorgt. Wiederverwertbare Materialien gehen dadurch verloren und können nicht zur Kostendeckung der Recycling-Systeme verkauft werden, berichtet der öffentlich-rechtliche kanadische TV-Sender CBC-News.

Roboter könnten das Problem lösen. Das spanische Startup Sadako Technologies hat ein System entwickelt, das den Müll auf einem Fließband mithilfe künstlicher Intelligenz identifiziert und mit Roboterkomponenten Gegenstände aussortiert, die gar nicht recycelbar sind. Die Technologie kann auch verschmutzte Gegenstände säubern. Und all das schneller als Menschen. Systeme wie dieses können helfen, wertvolle Ressourcen aus unserem Abfall zurückzugewinnen und so die Umweltbelastung zu senken.