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Reform des Urheberrechts Europa auf dem Weg ins Tal der Ahnungslosen

Chainberry-Geschäftsführer Karsten Müller über die Folgen der Urheberrechtsreform
Chainberry-Geschäftsführer Karsten Müller über die Folgen der Urheberrechtsreform | Foto: Chainberry Asset Management

Erinnern Sie sich noch an die Zeit vor dem Internet? Antworten auf Fragen wie: „Bis wann hat die Apotheke offen?“ oder „Hat es für meine Mannschaft doch noch zum Ausgleich gereicht?“ erforderten ziemlich viel Engagement. Auch ein schneller Überblick über die Nachrichtenlage oder die Frage, wie denn die Bevölkerung über das gerade eingetroffene Wahlergebnis (sofern bekannt) denkt, mussten hart erkämpft werden. Im beruflichen Umfeld war das nicht anders. Wie agiert mein Wettbewerber? Was ist der Stand der Technik in meinem aktuellen Problembereich und wie äußern sich die Experten dazu? Wissen Sie noch, welchen Aufwand Sie für die Antworten betreiben mussten?

Vielleicht ist es gerade jetzt an der Zeit, sich an die alten Tage zurückzuerinnern, um den unter 30-Jährigen die Gelegenheit zu geben, aktiv zu erfahren, wie sich das Leben vor 25 Jahren angefühlt hat. Wäre es nicht eine tolle Idee, wieder etwas Geschwindigkeit aus unserem Leben zu nehmen? Und überhaupt: Sollten wir nicht endlich versuchen, die kaum mehr zentral zu beherrschenden Meinungsströmungen der Menschen wieder ein wenig mehr zu ordnen? So oder ähnlich müssen die Gedankengänge vieler Parlamentarier aktuell in Brüssel sein. Sie wollten das Urheberrecht reformieren. Herausgekommen ist ein Angriff auf das Internet. Wird das so umgesetzt, dann befördert sich Europa in die 90er-Jahre zurück.

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Upload-Filter ungeeignet

Hintergrund ist die geplante Verlagerung der urheberrechtlichen Verantwortung auf Plattformenbetreiber wie Google, Facebook oder Twitter. Diese können der Anforderung aber nur mittels Software, sogenannter Upload-Filter, gerecht werden. Diese Upload-Filter werden – technisch bedingt und aus Angst vor Klagen – sehr rabiat filtern müssen. Besteht die leiseste „algorithmische“ Ahnung, dass es sich um urheberrechtsverletzenden Inhalt handeln könnte, wird ein Upload oder eine Teilung automatisch nicht mehr zugelassen.

Zitate werden wohl ausnahmslos ausgesiebt. Die Verbreitung von Content gerät zum Zufall. Kleinere Plattformbetreiber können sich diese Upload-Filter gar nicht erst leisten und werden damit ganz aus dem Spiel genommen. Unter praktischen Gesichtspunkten können Plattformbetreiber rechtskonforme Urheberrechtsvereinbarungen nur mit einer kleinen Elite von großen Content-Produzenten abschließen. Der Rest wird faktisch ausgesperrt.

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