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Aktualisiert am 09.06.2020 - 16:29 Uhrin Die Spezialisten für globale GeldanlageLesedauer: 5 Minuten
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Reformbestrebungen der Modi-Regierung Indiens Haushalt ist auf dem richtigen Weg

Sukumar Rajah, Director of Portfolio Management bei Franklin Templeton Emerging Markets Equity

Das robuste Wachstum des indischen Bruttoinlandsprodukts (BIP) hat sich im laufenden Jahr verlangsamt. Der jüngst verabschiedete Haushaltsplan macht jedoch deutlich, dass die indische Regierung weiterhin für eine solide Balance zwischen Wachstumsthemen und Haushaltsdisziplin und damit für eine gesunde konjunkturelle Entwicklung sorgen will. Zum einen werden die staatlichen Einnahmequellen breiter aufgestellt. Zum anderen hat die Regierung das im Februar 2019 angepeilte Haushaltsdefizit von 3,4 Prozent für das Haushaltsjahr 2020 auf 3,3 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gesenkt.

Die neuen Steuerberechnungen erscheinen glaubwürdig und die Ziele erreichbar, sofern die Regierung die Steuerehrlichkeit bei der Umsatzsteuer (GST) erhöhen und hierdurch die Staatseinnahmen steigern kann. Seit der Wiederwahl von Premierminister Narendra Modi im Mai sind bereits Anzeichen für eine verstärkte Durchsetzung der Steuerehrlichkeit zu erkennen. Auch die anhaltende Veräußerung von Vermögenswerten in Staatsbesitz dürfte dazu beitragen, die staatlichen Einnahmen mittel- bis langfristig zu steigern.

Im Unternehmenssektor dürfte der Plan, den Körperschaftsteuersatz für indische Firmen mit einem Jahresumsatz von weniger als 4 Milliarden Rupien (58.000 US-Dollar) von 30 Prozent auf 25 Prozent zu senken, den kleineren einheimischen Unternehmen zugutezukommen. Sie machen den Großteil des indischen Marktes aus. Zudem sind Steueranreize und -befreiungen für größere Unternehmen vorgesehen.

Wirtschaftsfreundlichkeit in Indien verbessert sich

Die Regierung setzt ihre Bemühungen fort, die Wirtschaftsfreundlichkeit Indiens zu erhöhen. Es gibt direkte und indirekte Steueranreize, um im Rahmen von Digital India, eine staatliche Initiative zur Verbesserung der Online-Infrastruktur und des Internetzugangs, die Hightech-Fertigung von Produkten wie Chips, Tablets und Servern ins Land zu holen. Die Regierung sieht ferner für Sektoren wie beispielsweise Luftfahrt, Medien und Versicherungen eine Lockerung des Reglements für ausländische Direktinvestitionen vor, um mehr Auslandskapital anzuziehen. Gearbeitet wird auch an einer Vereinfachung des Arbeitsrechts; was dazu führen könnte, dass der Arbeitsmarkt flexibler wird. In der Vergangenheit stellte die bisherige Arbeitsmarkt-Gesetzeslage eine der wichtigsten Hürden für ausländische Investitionen dar.

Wichtige Themen sind auch weiterhin die Stärkung der Infrastruktur und bezahlbarer Wohnraum. Noch in diesem Jahr wird ein Programm zur Modernisierung von Bahnhöfen aufgelegt. Indian Railways beabsichtigt, mehr in die Schienennetze der Ballungsräume zu investieren und die U-Bahn-Netze mithilfe öffentlich-privater Partnerschaften auszubauen. Außerdem hat die indische Regierung zugesagt, bis zum Jahr 2022 insgesamt 19,5 Millionen Wohnungen zu bauen und die Anreize für Hauskredite zu erhöhen, um die Nachfrage nach günstigem Wohnraum zu steigern. Leitungswasser soll jedem Haushalt bis 2024 zur Verfügung stehen, bis dahin sollen sich auch die Lebensbedingungen in ländlichen Gebieten verbessern.

Daneben hat die Regierung auch Maßnahmen zur Erneuerung von Nichtbanken-Finanzgesellschaften (NBFC) und zur Rekapitalisierung staatlicher Banken vorgeschlagen. Die Probleme im indischen NBFC-Sektor tragen zur Verlangsamung des Konsums bei, da Investmentfonds und das Bankensystem bei der Bereitstellung von Liquidität für diese NBFC vorsichtig sind. Um den Zugang dieses Sektors zu Liquidität zu verbessern, wird die Regierung jenen Banken, die in den nächsten sechs Monaten konsolidierte, gebündelte Vermögenswerte „finanziell solider“ NBFC mit hoher Bonität kaufen, Garantien über die ersten 10 Prozent Verluste gewähren. Eine Kapitalspritze von 10 Milliarden US-Dollar für Banken des öffentlichen Sektors soll zugleich den staatlichen Banken helfen, ihre  Kreditvergabe zu steigern und damit der Konjunktur auf die Sprünge zu helfen. Allerdings wurde bisher noch kein Termin hierfür bestätigt.