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Von in WirtschaftLesedauer: 5 Minuten
Baustelle im chinesischen Hangzhou: Der Immobiliensektor ist einer der größten Wirtschaftszweige des Landes.
Baustelle im chinesischen Hangzhou: Der Immobiliensektor ist einer der größten Wirtschaftszweige des Landes. | Foto: imago Image / NurPhoto

Noch ist die Stimmung an den internationalen Aktienmärkten ziemlich angeschlagen. Doch es gibt Hoffnungsschimmer, die einen halbwegs zuversichtlichen Blick auf das kommende Jahr erlauben. So dürfte sich die Weltwirtschaft dem Ende der Talsohle nähern. Die USA, die global größte Volkswirtschaft, überraschte im dritten Quartal mit einem aufs Jahr hochgerechneten BIP-Wachstum von 4,9 Prozent. In den drei Monaten zuvor lag das Plus noch bei 2,1 Prozent. 

Vor allem der robuste Arbeitsmarkt treibt in den USA die Konjunktur an. Obwohl die Zahl der neu geschaffenen Stellen außerhalb der Landwirtschaft im Oktober mit rund 150.000 unter den Erwartungen lag, stieg die Arbeitslosenquote nur leicht von 3,8 auf 3,9 Prozent. Damit herrscht in den Vereinigten Staaten gewissermaßen Vollbeschäftigung. Gleichzeitig steigen die Löhne.

Dadurch verbessert sich die Einkommenssituation der privaten Haushalte. Vereinfacht ausgedrückt sitzt bei Joe Sixpack das Geld locker. In den USA ist der private Konsum bekanntermaßen für mehr als zwei Drittel der Wirtschaftsleistung verantwortlich. Zwar ist es durchaus möglich, dass sich die konjunkturelle Dynamik in den USA im letzten Quartal des laufenden Jahres und in den ersten drei Monaten 2024 etwas abschwächt.  

Die USA gelangen wieder auf Wachstumskurs 

In den kommenden Monaten dürften die belebenden Effekte des Inflation Reduction Act nachlassen. Gleichzeitig verhinderte der Supreme Court den Plan von US-Präsident Joe Biden, dem Studierenden einen Teil ihrer Kredite zu erlassen, was jetzt deren Kaufkraft schmälert. Aber spätestens ab dem kommenden Frühjahr dürften sich die USA, und die amerikanische Wirtschaft bleibt bei der Dynamik vorerst das Maß aller Dinge, wieder auf Wachstumskurs befinden. Und denken wir daran, dass der Tiefpunkt der Aktienmärkte im Schnitt eher sechs Monate vor dem Tiefpunkt der Konjunktur liegt, erklärt das unseren konstruktiven Blick auf die Aktienmärkte im kommenden Jahr.

Hoffnung in China. Gleichzeitig verdichten sich die Zeichen, dass sich die Lage in der Volksrepublik zumindest stabilisiert. Dort entwickelten sich zuletzt sowohl der private Konsum als auch die Industrie wieder positiv. Das Wirtschaftswachstum fiel damit besser als erwartet aus. Offenbar erzielen die jüngsten fiskalischen Unterstützungsmaßnahmen die gewünschte Wirkung. Damit könnte China sein diesjähriges Wachstumsziel von fünf Prozent noch knapp erreichen.

Europa kommt nicht in Schwung 

Nur Europa kommt nicht so richtig in Schwung. Hier weisen neben Deutschland vor allem Großbritannien und Italien die größten Probleme auf. In diesen Ländern besteht die Gefahr einer Rezession, die allerdings eher mild ausfallen sollte, wenn sie überhaupt kommt.

In Deutschland ist zumindest der Ifo-Geschäftsklimaindex im Oktober das erste Mal seit April wieder etwas gestiegen. Auch die Geschäftserwartungen legten zuletzt leicht zu. Vor diesem Hintergrund könnte Europa an einer Rezession vorbeischrammen.

Unterm Strich dürfte sich die Weltwirtschaft im kommenden Jahr wieder aufhellen. Davon würden natürlich die Unternehmensgewinne profitieren. Zwar bereitet der Krieg im Nahen Osten und die damit verbundenen menschlichen Tragödien Sorge. Doch solange der Konflikt regional begrenzt bleibt, dürfte er die Entwicklung der Weltwirtschaft nur marginal belasten.

Keine weiteren Zinserhöhungen. Gleichzeitig bildet sich sowohl in den USA als auch im Euroraum die Inflation zurück. Vor diesem Hintergrund dürften die Fed und die EZB vorerst von einer weiteren Verschärfung ihrer Geldpolitik absehen. Wahrscheinlich werden Fed-Chef Jerome Powell und EZB-Präsidenten Christine Lagarde erst einmal abwarten, wie sich die zurückliegenden Leitzinserhöhungen auf die Realwirtschaft auswirken. Hier sieht es erst einmal nach Entwarnung aus. 

Europäische Dividendentitel sind günstig bewertet 

Schließlich haben die jüngsten Korrekturen an der Wall Street und an den europäischen Aktienmärkten wieder für günstigere Bewertungen gesorgt. Zwar fällt in den USA das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) deutlich höher aus als in anderen Regionen. Aber die KGV-Bewertung des S&P 500 befindet sich nun auf dem durchschnittlichen Niveau der zurückliegenden zehn Jahre und unter dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Zudem unterliegt die amerikanische Wirtschaft weniger geopolitischer Risiken. Das alles zusammen spricht dafür, US-Aktien wieder etwas höher zu gewichten.

Zwar sind europäische Dividendentitel deutlich günstiger bewertet als amerikanische. Doch insbesondere für deutsche Unternehmen resultieren aus ihrer hohen Abhängigkeit von China substanzielle Risiken. Kurzfristig könnte hier eine doch schwächere Konjunktur für eine maue Nachfrage sorgen.

Strategisch betrachtet hat der von Peking forcierte Umbau von einer exportgetriebenen zu einer auf Dienstleistungen basierenden Wirtschaft negative Folgen für die deutsche Wirtschaft, da mit einer strukturell nachlassenden Nachfrage zu rechnen ist. Und die Erfahrung zeigt, dass günstige Bewertungen in der Regel allein nicht für steigende Kurse ausreichen. 

Bei einer höheren Gewichtung amerikanischer Aktien bietet sich ein gewisser Abbau beim Gold an. Das Edelmetall ist in den zurückliegenden zwölf Monate stark gestiegen und dürfte die geopolitischen Konflikte mehr als ausreichend eingepreist haben.

Bildunterschrift

Über den Autor:

Reinhard Pfingsten arbeitet seit September 2023 als Chief Investment Officer bei der Deutschen Apotheker- und Ärztebank. Diese Funktion übte der studierte Mathematiker bereits zuvor bei der Bethmann Bank und Hauck & Aufhäuser Privatbankiers aus. 

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