So bewertest Du Erdöl-Aktien richtig
Der faire Wert dieser Aktien hängt immer von der Entwicklung der Rohstoffpreise ab. Aktuell steht der Brent-Ölpreis bei 97,36 US-Dollar je Barrel. Vor einigen Wochen waren es noch fast 130 US-Dollar. Jetzt, wo die Saudis ihre Fördermengen wieder hochfahren, hat der Preis erneut korrigiert. Das zeigt Dir, wie stark die Rohstoffpreise schwanken. Als Öl-Jahresdurchschnittspreis kann ich mir momentan die Marke von etwa 100 US-Dollar gut vorstellen.
Diese Marke ist auch ein wesentlicher Teil meiner Annahme, wenn ich etwa die Aktie von Chevron bewerte. Es gilt zu ermitteln, wo die Aktie steht, wenn der Ölpreis tatsächlich nahe bei 100 US-Dollar liegt.
Um den fairen Wert der Aktie zu ermitteln, können Dir die folgenden Grundannahmen helfen:
- Die Förderkosten liegen bei 18 US-Dollar pro Barrel.
- Die jährliche Fördermenge verharrt auf dem jetzigen Level von einer Milliarde Barrel.
- Der Ölpreis liegt im Schnitt bei 100 US-Dollar.
- Die Investitionsausgaben, kurz CAPEX, von Chevron betragen 18 Milliarden US-Dollar pro Jahr.
- Der Free-Cashflow-Multiplikator beträgt genau 10.
Vor diesem Hintergrund komme ich auf einen fairen Wert der Aktie von aktuell etwa 190 US-Dollar. Die Marktposition ist ausgezeichnet: Chevron gehört zu den weltgrößten Ölkonzernen und ist nach eigenen Angaben der größte Produzent geothermischer Energie. Das Unternehmen steigerte seinen Umsatz im abgelaufenen Quartal auf 65,3 Mrd. US-Dollar. Der Gewinn kletterte im Vergleich zum Vorjahresquartal 277 Prozent auf 11,6 Mrd. US-Dollar.

Grund für das gute Geschäft waren vorwiegend die gesteigerten Ölpreise und die weiter hohe globale Nachfrage nach dem fossilen Energieträger. Jetzt möchte Chevron sein Aktienrückkaufprogramm weiter ausbauen. Auch die Dividende lässt Aktionäre frohlocken. Sie liegt bei 5,68 US-Dollar pro Jahr. Die Dividendenrendite auf den aktuellen Kurs beträgt solide 3,65 Prozent.
Doch Chevron ist konservativ unterwegs. Anders als die europäischen Ölkonzerne hält der Konzern am alten Geschäftsmodell fest und sucht vorwiegend nach neuen Öl- und Gasfeldern.
Warren Buffett hält große Stücke auf das alte Öl-Business
In den vergangenen Monaten stockte er seine Anteile an Chevron von 4,5 auf 25,9 Milliarden Dollar auf. 7,1 Prozent des Vermögens seiner Holding Berkshire Hathaway steckt mittlerweile in dieser Aktie.
Aber auch Konkurrent Occidental Petroleum (US6745991058) steht bei Buffett hoch im Kurs. Das Unternehmen fördert Öl in den USA, im Nahen Osten, in Afrika und in Lateinamerika. Die Geschäfte laufen gut. Seit 2015 hat sich der Umsatz mehr als verdoppelt. Der Gewinn lag 2021 bei 4,3 Milliarden US-Dollar. Der Free Cashflow von 7,5 Milliarden US-Dollar war ordentlich.
Auch in Europa gibt es schwere Öl-Tanker
Der französische Energiekonzern TotalEnergies deckt die gesamte Wertschöpfungskette von der Förderung über die Raffination, den Transport und die Verschiffung bis zum Marketing von Öl und Gas ab. Er ist in 130 Ländern aktiv, erwirtschaftet aber rund die Hälfte seiner Einnahmen in Europa.
Anders als viele Konkurrenten forciert TotalEnergies stark den Umstieg seiner Geschäftsaktivitäten auf CO₂-ärmere Technologien. So will der Konzern seine Emissionen bis 2050 auf null reduzieren. Hierfür investieren die Franzosen allein in diesem Jahr 899 Millionen Dollar. Das sind mehr als 30 Prozent der gesamten Investitionen.
Shell hinkt hinterher
Die mittlerweile vollständig britische Gesellschaft fördert die Rohstoffe und verarbeitet und verkauft auch die Endprodukte. Zudem erzeugt der Konzern Strom aus nachhaltigen Quellen. Besonders viel Gewinn sprudelt aktuell aus dem Flüssiggas-Geschäft.
Die Bilanz sieht solide aus. Und mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 5,3 ist die Aktie noch nicht zu teuer. Wenn Du Dir diese Aktie ins Depot legst, kannst Du zudem auf eine hohe Dividende hoffen.
2 Aktien abseits von Big Oil
In einigen Energie-Aktienfonds spielt der finnische Konzern Neste (FI0009013296) eine wichtige Rolle. Und das aus gutem Grund: Im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre kletterte der Gewinn um mehr als 15 Prozent pro Jahr. Die Gesamtkapitalrendite liegt bei 14,6 Prozent. Im Branchenvergleich ist dies ein hervorragender Wert.
Auch das Erdöl-Unternehmen EOG Resources (US26875P1012) aus Texas findest Du in manchen Energie-Fonds. Er ist insbesondere das Top-Investment im iShares Oil & Gas Exploration & Production ETF. Die Geschäfte liefen in den vergangenen Jahren exzellent. Mittlerweile liegt die Gewinnmarge bei 21,4 Prozent. Das Management um den Vorstandsvorsitzenden Ezra Yacob weiß, wie es mit Geld umgehen muss. Die Gesamtkapitalrendite betrug zuletzt 15,4 Prozent, die Eigenkapitalrendite 25,6 Prozent. Auch die Bilanz sieht stabil aus. Mit Blick auf die Free-Cashflow-Prognosen bekommen Anleger all das zu einem aktuell recht fairen Preis.
Fazit
Es bieten sich momentan einige interessante Investment-Chancen auf dem Energie-Sektor. Mit ETFs kannst Du ein solides Fundament aufbauen. Aktie Fonds und auch einzelne Aktien helfen Dir, Akzente zu setzen. In Sachen Nachhaltigkeit solltest Du zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht allzu viel erwarten. Hier gilt es, sich die Nischen- und Nebenwerte genauer anzusehen.