Und der dritte Treiber?

Scharl: Das ist der Trend zur Digitalisierung, der sich im vergangenen Jahr stark entwickelt hat. ETFs passen perfekt in digitale Geschäftsmodelle, sie sind einfach in der Abwicklung, sekündlich handelbar, extrem transparent und natürlich kostengünstig. Egal welches digitale Geschäftsmodell man nimmt, sei es der Robo-Advisor, die Online-Bank, Modellportfolios oder digitale Angebote von Großbanken oder Assetmanagern: ETFs spielen hier eine tragende Rolle. Gerade bei Online-Banken haben wir eine sehr gute Durchdringung. Bei uns kommen schon rund 50 Prozent der Kapitalzuflüsse aus dem Bereich Wealth & Retail und 50 Prozent von institutionellen Anlegern.

Bei Privatanlegern ist Multi Asset das große Thema. Geht der Trend an ETFs vorbei?

Scharl: Ganz und gar nicht. Zwar ist mir kein ETF bekannt, der selbst einen Multi-Asset-Ansatz hat. Die Herausforderung liegt hier im Market Making. Man bräuchte einen transparenten Multi-Asset-Index. ETFs werden allerdings verstärkt als Bausteine für Multi-Asset-Lösungen eingesetzt. Daneben bietet BlackRock weitere Möglichkeiten an. Mit den BlackRock Managed Index Portfolios haben wir Multi-Asset-ETF-Dachfonds im Angebot. Zudem bieten wir Hilfestellung über ETF-Modell-Portfolios, die über Online-Banken genutzt werden können. Für den institutionellen Bereich gibt es hier auch maßgeschneiderte Lösungen.

Schauen wir nach vorn. Was wird 2016 am ETF-Markt gefragt sein?

Scharl: In der aktuellen Makrolage haben europäische Aktien weiterhin hohe Zuflüsse. Aktien aus Asien, speziell aus Japan sind ebenfalls gefragt. Anleihen-ETFs sind ein struktureller Trend, der sich weiter durchsetzen wird. Gerade Deutschland ist ein Anleihen-Land, und immer mehr institutionelle Investoren entdecken Anleihen-ETFs. Aus dem Smart-Beta-Bereich sind hierzulande vor allem Multi-Factor-ETFs und aufgrund der Marktlage auch Minimum-Volatility-ETFs beliebt. Die Nachfrage nach Smart-Beta-Fonds dürfte überproportional steigen.

Sie haben gerade den ersten nachhaltigen Anleihen-ETF auf den Markt gebracht.

Scharl: Ja, das Thema Nachhaltigkeit gewinnt an Interesse. Die Herausforderung hier ist aber immer noch der fehlende Standard, der erst geschaffen werden muss. Die Meinungen der Investoren gehen noch weit auseinander, was genau unter nachhaltigem Investieren zu verstehen ist.