Rendite an den Rentenmärkten „Vor allem auf Liquiditätsflüsse achten“
Iris Hanking ist Portfoliomanagerin bei dem Spezialisten für globale Anleihen Fischer Francis Trees & Watts, Ableger von BNP Paribas
DAS INVESTMENT.com: Wo sehen Sie derzeit das größte Potenzial, um an den globalen Rentenmärkten Rendite zu erzielen?
Iris Hanking: Das größte Potenzial für die Renditemaximierung liegt in der Wahl der richtigen Sektoren. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Segmenten an den globalen Rentenmärkten sind unheimlich groß.
Wie findet man die richtigen Sektoren?
Hanking: Zunächst wird die Entscheidung getroffen, ob risikoreichere oder –ärmere Sektoren zu bevorzugen sind. Wir haben dafür ein unabhängiges Team, das darauf spezialisiert ist, mit Hilfe von Makroanalyse alle globalen Rentensektoren untereinander zu vergleichen und zu bewerten und sowohl taktische als auch strategische Anlageentscheidungen zu treffen. Und dann, zweitens, haben wir Zugriff auf unsere Spezialteams, die uns für die einzelnen Sektoren mit den entsprechend attraktiven Titeln beliefern.
Wann investieren Sie in einen Sektor?
Hanking: Verschiedene Kriterien müssen erfüllt sein, wobei diese je nach Marktumfeld unterschiedlich gewichtet sein können. Ein Sektor sollte von globalen Makrotrends positiv beeinflusst werden und über zumindest stabile Fundamentaldaten verfügen. Außerdem sollte die Bewertung attraktiv sein.
Am liebsten investieren wir, wenn die Kurse weit unten sind. Aber das ist ja bekanntlich schwer zu bestimmen. Wir haben dafür quantitative Analysen, aber es sind auch zum Teil viele Erfahrungswerte unserer jeweiligen Experten dabei. Weil die fundamentalen Daten von der Geldschwemme der Notenbanken immer noch in den Hintergrund gedrängt werden, muss man vor allem auch auf die Liquiditätsflüsse achten. Und auf die Stimmung der Investoren. Die vergangenen Jahre haben unseren Blick sehr auf Marktturbulenzen gerichtet.
Nennen Sie doch mal ein Beispiel für einen attraktiven Sektor, bitte.
Hanking: 2012 beispielsweise haben wir spanische Pfandbriefe gekauft. Das war nicht ganz der Boden, aber fast. Langsam müssen wir raus, aber nun stellt sich die Frage, wann? Auch die Spitze werden wir nicht ganz treffen. Das ist auch ok, denn letztlich geht es uns vor allem um Kapitalerhalt und nicht darum, noch die letzten zwei Basispunkte Rendite zu kriegen. Wichtig für uns ist: Wir wollen ein gut balanciertes, stabiles Portfolio entwickeln, das langfristig eine positive Rendite abwirft.
Wie sind Sie grundsätzlich in Europa investiert?
Hanking: Vor allem in Unternehmensanleihen. Dann haben wir eine Übergewichtung in Pfandbriefen aus Spanien und Portugal. In Spanien beispielsweise gibt es noch um die 30 Basispunkte mehr Rendite als für deutsche Staatsanleihen. Das waren allerdings mal 300 Basispunkte. Die Spreads sind insgesamt schon sehr stark gefallen, also viel Potenzial ist in diesem Sektor auch nicht mehr.
Ist ein weiterer Schuldenschnitt Griechenlands oder der Austritt aus dem Euro ein Risiko für das Portfolio? Noch wird über die letzte Tranche des zweiten Hilfspakets diskutiert, aber selbst wenn das Geld fließt, steht Griechenland Ende Juni ja erneut vor der Pleite.
Hanking: Nein, das hätte keine großen Auswirkungen. Griechenland ist vom Rest der Kapitalmärkte eher isoliert. Die Ansteckungsgefahr ist deutlich gesunken. Die Banken sind erheblich weniger verflochten und der erste Schuldenschnitt hat viele Investoren aus dem Markt getrieben, die damit nicht umgehen konnten. Wer heute noch investiert ist, ist sich des Risikos bewusst. Einen Austritt aus dem Euro halten wir grundsätzlich für unwahrscheinlich.
Wie viel Rendite ist mit einem globalen Rentenportfolio überhaupt noch drin?
Hanking: Bei Rentenportfolios muss man realistisch bleiben. Nach dreißig Jahren Bondrallye werden die Zinsen steigen. Vielleicht morgen, vielleicht auch in sechs Monaten. Dann kommen die negativen Erträge und die Frage, wie man überhaupt noch positive Rendite erzielen kann. Mit Staatsanleihen sicher nicht mehr.
Sie sind derzeit relativ stark in den USA investiert. Was passiert, wenn die Zinsen dort in diesem Jahr steigen?
Hanking: Darauf werden zunächst vor allem die Devisenmärkte reagieren. Der Dollar dürfte aufwerten. Für uns ist es noch zu früh, die Duration im Portfolio zu senken. Das wäre ein sehr teurer Trade, wenn die Zinsen vielleicht erst in einem Jahr steigen. Zudem ist so viel Liquidität in den Märkten, da kann man nicht vorhersehen, wohin die Welle schwappt. US-Staatsanleihen rentieren immerhin noch höher als beispielsweise deutsche Papiere. Da könnte der ein oder andere auch auf die Idee kommen in US-Papiere umzuschichten und dann würden die Renditen nicht steigen.
Wie sind Sie in den USA aufgestellt?
Hanking: Wir haben vor allem Commercial Mortgage Backed Securities im Portfolio. Hier ist der Spread mit im Schnitt 120 Basispunkten gegenüber Staatsanleihen noch relativ hoch, was einiges an Zinsanstieg kompensieren kann. Zudem sind die Papiere fundamental sehr gesund und verfügen dadurch ansich über eine hohe Stabilität. Ihre Kurse werden vom Wachstum in den USA und der Entwicklung am US-Arbeitsmarkt beeinflusst, nicht von der Entwicklung des Ölpreises beispielsweise.
Die Schwellenländer haben Sie derzeit nicht im Portfolio. Wann würden Sie das ändern?
Hanking: Das Problem mit den Emerging Markets ist, wenn Risiko im Markt ist, reagieren sie wie eine homogene Masse und die Märkte laufen alle in dieselbe Richtung. Fundamental gesehen bieten einige Länder derzeit durchaus attraktive Einstiegszeitpunkte, etwa Kolumbien oder Mexiko, die sehr stark unter dem fallenden Ölpreis gelitten haben. Aber noch ist es zu früh.
Iris Hanking: Das größte Potenzial für die Renditemaximierung liegt in der Wahl der richtigen Sektoren. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Segmenten an den globalen Rentenmärkten sind unheimlich groß.
Wie findet man die richtigen Sektoren?
Hanking: Zunächst wird die Entscheidung getroffen, ob risikoreichere oder –ärmere Sektoren zu bevorzugen sind. Wir haben dafür ein unabhängiges Team, das darauf spezialisiert ist, mit Hilfe von Makroanalyse alle globalen Rentensektoren untereinander zu vergleichen und zu bewerten und sowohl taktische als auch strategische Anlageentscheidungen zu treffen. Und dann, zweitens, haben wir Zugriff auf unsere Spezialteams, die uns für die einzelnen Sektoren mit den entsprechend attraktiven Titeln beliefern.
Wann investieren Sie in einen Sektor?
Hanking: Verschiedene Kriterien müssen erfüllt sein, wobei diese je nach Marktumfeld unterschiedlich gewichtet sein können. Ein Sektor sollte von globalen Makrotrends positiv beeinflusst werden und über zumindest stabile Fundamentaldaten verfügen. Außerdem sollte die Bewertung attraktiv sein.
Am liebsten investieren wir, wenn die Kurse weit unten sind. Aber das ist ja bekanntlich schwer zu bestimmen. Wir haben dafür quantitative Analysen, aber es sind auch zum Teil viele Erfahrungswerte unserer jeweiligen Experten dabei. Weil die fundamentalen Daten von der Geldschwemme der Notenbanken immer noch in den Hintergrund gedrängt werden, muss man vor allem auch auf die Liquiditätsflüsse achten. Und auf die Stimmung der Investoren. Die vergangenen Jahre haben unseren Blick sehr auf Marktturbulenzen gerichtet.
Nennen Sie doch mal ein Beispiel für einen attraktiven Sektor, bitte.
Hanking: 2012 beispielsweise haben wir spanische Pfandbriefe gekauft. Das war nicht ganz der Boden, aber fast. Langsam müssen wir raus, aber nun stellt sich die Frage, wann? Auch die Spitze werden wir nicht ganz treffen. Das ist auch ok, denn letztlich geht es uns vor allem um Kapitalerhalt und nicht darum, noch die letzten zwei Basispunkte Rendite zu kriegen. Wichtig für uns ist: Wir wollen ein gut balanciertes, stabiles Portfolio entwickeln, das langfristig eine positive Rendite abwirft.
Wie sind Sie grundsätzlich in Europa investiert?
Hanking: Vor allem in Unternehmensanleihen. Dann haben wir eine Übergewichtung in Pfandbriefen aus Spanien und Portugal. In Spanien beispielsweise gibt es noch um die 30 Basispunkte mehr Rendite als für deutsche Staatsanleihen. Das waren allerdings mal 300 Basispunkte. Die Spreads sind insgesamt schon sehr stark gefallen, also viel Potenzial ist in diesem Sektor auch nicht mehr.
Ist ein weiterer Schuldenschnitt Griechenlands oder der Austritt aus dem Euro ein Risiko für das Portfolio? Noch wird über die letzte Tranche des zweiten Hilfspakets diskutiert, aber selbst wenn das Geld fließt, steht Griechenland Ende Juni ja erneut vor der Pleite.
Hanking: Nein, das hätte keine großen Auswirkungen. Griechenland ist vom Rest der Kapitalmärkte eher isoliert. Die Ansteckungsgefahr ist deutlich gesunken. Die Banken sind erheblich weniger verflochten und der erste Schuldenschnitt hat viele Investoren aus dem Markt getrieben, die damit nicht umgehen konnten. Wer heute noch investiert ist, ist sich des Risikos bewusst. Einen Austritt aus dem Euro halten wir grundsätzlich für unwahrscheinlich.
Wie viel Rendite ist mit einem globalen Rentenportfolio überhaupt noch drin?
Hanking: Bei Rentenportfolios muss man realistisch bleiben. Nach dreißig Jahren Bondrallye werden die Zinsen steigen. Vielleicht morgen, vielleicht auch in sechs Monaten. Dann kommen die negativen Erträge und die Frage, wie man überhaupt noch positive Rendite erzielen kann. Mit Staatsanleihen sicher nicht mehr.
Sie sind derzeit relativ stark in den USA investiert. Was passiert, wenn die Zinsen dort in diesem Jahr steigen?
Hanking: Darauf werden zunächst vor allem die Devisenmärkte reagieren. Der Dollar dürfte aufwerten. Für uns ist es noch zu früh, die Duration im Portfolio zu senken. Das wäre ein sehr teurer Trade, wenn die Zinsen vielleicht erst in einem Jahr steigen. Zudem ist so viel Liquidität in den Märkten, da kann man nicht vorhersehen, wohin die Welle schwappt. US-Staatsanleihen rentieren immerhin noch höher als beispielsweise deutsche Papiere. Da könnte der ein oder andere auch auf die Idee kommen in US-Papiere umzuschichten und dann würden die Renditen nicht steigen.
Wie sind Sie in den USA aufgestellt?
Hanking: Wir haben vor allem Commercial Mortgage Backed Securities im Portfolio. Hier ist der Spread mit im Schnitt 120 Basispunkten gegenüber Staatsanleihen noch relativ hoch, was einiges an Zinsanstieg kompensieren kann. Zudem sind die Papiere fundamental sehr gesund und verfügen dadurch ansich über eine hohe Stabilität. Ihre Kurse werden vom Wachstum in den USA und der Entwicklung am US-Arbeitsmarkt beeinflusst, nicht von der Entwicklung des Ölpreises beispielsweise.
Die Schwellenländer haben Sie derzeit nicht im Portfolio. Wann würden Sie das ändern?
Hanking: Das Problem mit den Emerging Markets ist, wenn Risiko im Markt ist, reagieren sie wie eine homogene Masse und die Märkte laufen alle in dieselbe Richtung. Fundamental gesehen bieten einige Länder derzeit durchaus attraktive Einstiegszeitpunkte, etwa Kolumbien oder Mexiko, die sehr stark unter dem fallenden Ölpreis gelitten haben. Aber noch ist es zu früh.
PDF nur für Sie. Weitergabe? Fragen Sie uns.