Mit Rendite-Riecher Rekordnachfrage für Geschmacks- und Duftstoffe
Duft- und Geschmacksstoffe sind aus unserem Leben kaum noch wegzudenken. „Neuer Geschmack“, „neue Rezeptur“ – „neuer Duft“, so werben Lebensmittel- und Schönheitsindustrie um neue Kunden. Geschmacks- und Duftstoffe chemischen oder natürlichen Ursprungs kommen dort in großem Umfang zum Einsatz.
Die Branche hat weltweit inzwischen ein Marktvolumen von über 40 Milliarden Euro erreicht. In den vergangenen 15 Jahren stieg das Umsatzvolumen des Sektors mit Ausnahme des Pandemiejahres 2020 jährlich zwischen 2 Prozent und 8 Prozent. Für das Wachstum der Branche sind Neuentwicklungen und die Erschließung ganz neuer Märkte von entscheidender Bedeutung. Aber auch wenn sich insbesondere der asiatisch-pazifische Raum sehr dynamisch entwickelt hat und mittlerweile rund 30 Prozent des weltweiten Umsatzvolumens auf sich vereint, geht es dabei keineswegs nur um die geografische Ausdehnung der Absatzmärkte.
Innovation und neue Trends treiben das Wachstum
Viele der Wachstumssegmente der Branche wie zum Beispiel Haustiernahrung, Nahrungsergänzungsmittel, Energydrinks und Lebensmittel auf Pflanzenbasis sind noch recht jung. Neue Rezepturen können die Attraktivität von Lebensmitteln erhöhen, weil diese besser riechen, schmecken und aussehen. Daneben existiert eine steigende Nachfrage nach Produkten mit verbesserten ernährungsphysiologischen Eigenschaften, Stichwort „functional food“ oder mit verlängerter Haltbarkeit.
Die Branche dürfte auch deutlich von Megatrends wie zum Beispiel gesundheits- und umweltbewusster Ernährung oder der Vermenschlichung von Haustieren profitieren. Im Markt rechnet man mit weiterem Wachstum von rund 4 Prozent jährlich. Allein der Bereich Haustierfutter wird nach Schätzungen von JP Morgan in den kommenden Jahren um 7 Prozent wachsen. Die Wachstumsaussichten für pflanzenbasierte Lebensmittel sind noch größer, da sich Verbraucher zunehmend vegetarisch oder vegan ernähren und Wert auf natürliche Inhaltsstoffe legen.
Von Big-and-tasty bis Small Caps
Der Markt ist durch die Industrieriesen IFF, DSM/Firmenich und Symrise gekennzeichnet, die zusammen fast 50 Prozent des globalen Umsatzes auf sich vereinen und sehr stark auf Innovation setzen. Das schlägt sich in entsprechenden Budgets für Forschung und Entwicklung nieder, die zwischen 5 Prozent und 8 Prozent des Umsatzes betragen.
Es finden sich aber auch einige Small Caps auf dem Markt, wie beispielsweise der französische Spezialist für natürliche Extrakte und Essenzen Robertet oder das englische Unternehmen Treatt. Die Branche hat in den letzten Jahren eine bedeutende Konsolidierung durchlaufen, insbesondere durch große Fusionen wie IFF und Dupont, die 2021 abgeschlossen wurde, oder den Zusammenschluss von DSM und Firmenich im Jahr 2022. Auch Givaudan und Symrise verzeichneten in den letzten 20 Jahren einige Zukäufe.
Trend geht zum Komplettpaket
Beweggrund für die Fusionen war häufig die Suche nach Synergien, aber auch der Wunsch der betreffenden Konzerne, ein integriertes Modell anbieten zu können. So möchten immer mehr Unternehmen aus dem Sektor Produkte anbieten, in die sie ihr Know-how in Sachen Geschmack und Geruch einbringen können.
Die aber darüber hinaus mit einem ernährungsphysiologischen, funktionellen oder biowissenschaftlichen Mehrwert angereichert sind, um den Endkunden so ein Komplettpaket anstelle von einzelnen Zutaten liefern zu können. Das ließ sich beispielsweise als Motiv hinter der Fusion des deutschen Unternehmens Symrise mit Swedencare, einem schwedischen Spezialisten für Gesundheitsprodukte für Haustiere, beobachten. Anleger, die auf Nebenwerte in diesem Sektor setzen, können unter Umständen neben dem Marktwachstum auch noch von Übernahmefantasie profitieren.
Über den Autor:
Guillaume Chieusse ist Leiter aktive Aktienstrategien bei Oddo BHF Asset Management und managt dort den Oddo BHF Active Small Cap.