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Mexiko, Indien, Russland Renditechancen in den Schwellenländern

Roter Platz in Moskau
Roter Platz in Moskau: Russland und Saudi-Arabien weisen geringe Verbindlichkeiten im Verhältnis zu ihrem BIP auf und können somit auf solide Bilanzen zurückgreifen. | Foto: imago images / ITAR-TAS
Lupin Rahman, Portfoliomanagerin

In den industrialisierten Volkswirtschaften liegen die Renditeniveaus der Anleihen nahe null. Es ist demnach nicht länger sinnvoll, Feinabstimmungen des Portfolioaufbaus vorzunehmen oder in der Hoffnung auf eine eventuelle Normalisierung der Renditen in Wartehaltung zu verweilen. Daher nehmen Anleger, die auf der Suche nach hohen Renditen sind, immer stärker Schwellenländeranleihen ins Visier – ein hoch diversifiziertes und weniger gehandeltes Segment mit stabilem Risiko-Ertrags-Verhältnis.

Investoren sollten allerdings berücksichtigen: Es ist Fachwissen erforderlich, um sich in diesem vielfältigen Terrain zurecht zu finden. Das gilt insbesondere im Zuge der Covid-19-Krise, die viele bereits vorhandene Stärken und Schwächen in der Asset-Klasse intensiviert hat. Doch welche Bereiche bieten Chancen und welche Stolpersteine sollten Anleger beachten?

Widerstandskraft der Schwellenländer

Die wirtschaftlichen Fundamentaldaten verleihen der Anlageklasse Auftrieb. Zu Beginn der Pandemie waren die Fremdkapitalquoten der meisten Schwellenländer moderat, die Inflationsraten tragbar und die Abhängigkeit von ausländischen Investoren begrenzt. Große Teile Asiens, die derzeit an der raschen Erholung Chinas partizipieren, erfreuen sich eines anhaltenden Wachstums. Russland und Saudi-Arabien weisen geringe Verbindlichkeiten im Verhältnis zu ihrem BIP auf und können somit auf solide Bilanzen zurückgreifen. Die Kreditwürdigkeit dieser Staaten bleibt damit unverändert hoch.

Die zunehmende wirtschaftliche Unabhängigkeit unterstützt diese Fundamentaldaten. Für viele Länder bedeutet das, dass sich die Verschuldung von ausländischen hin zu inländischen Institutionen wie beispielsweise Zentralbanken verlagert. Versicherungsunternehmen, heimische Vermögensverwalter und Pensionsfonds gewinnen damit an Bedeutung und die Wechselkurse gestalten sich flexibler.

Die Volkswirtschaften dürften nunmehr über die nötige finanzielle Stabilität verfügen, um gestärkt in die längere Erholungsphase von der Covid-19-Pandemie zu gehen. Eine Vielzahl der Schwellenländer sehen sich erstmals in der Lage, es den entwickelten Staaten gleichzutun: Eine Ausweitung ihrer Haushaltsdefizite zuzulassen, ihren Leitzins zu senken, ihren Finanzsystemen Liquidität zuzuführen und sogar Maßnahmen der quantitativen Lockerung zu ergreifen. Bislang konnten viele Schwellenländer nicht auf diese Instrumente zurückgreifen, da sie die Landeswährung schwächen und somit die Last der Fremdwährungsschuld in Lokalwährung erhöhen und die Inflation anheizen.

Das Fallen-Angel-Risiko scheint begrenzt

Die Pandemie zieht viele Länder in Mitleidenschaft und birgt nach wie vor Risiken. Daher müssen Anleger mit weiteren Anpassungen der Bonitätsnoten rechnen, doch den Großteil der Herabstufungen sollten die Ratingagenturen bereits vorgenommen haben. Gemäß dem hauseigenen Ratingsystem von PIMCO, das sich auf länderspezifische Ratingrisiken im Rahmen eines Prognosemodells stützt, gibt es nur eine begrenzte Anzahl von Ländern, die eine Herabstufung vom Investment-Grade- in die High-Yield-Segment zu befürchten haben.

Allerdings könnten diese Länder selbst nach einer Herabstufung weiterhin interessante Investment-Ziele sein. Ein Beispiel: Südafrikanische Staatsanleihen rentieren – trotz der Herabstufung auf Ramschniveau im März 2020 – mit einem stabilen Kupon von 5,5 Prozent. Südafrikanische Anleihen sind nach wie vor aussichtsreich, nicht zuletzt, wenn das geringe Verhältnis der Auslandsverschuldung zum heimischen Bruttoinlandsprodukt (BIP) von etwa 20 Prozent berücksichtigt wird.

Mexiko und Indien bleiben fest im Investment-Grade-Bereich verankert, obwohl einige Ratingagenturen beide Länder angesichts der Auswirkungen der Pandemie unter Beobachtung gestellt haben. Allerdings müssten die negativen Auswirkungen auf die Haushaltsbilanz mehrere Jahre anhalten, um als Fallen-Angel-Risiko eingestuft zu werden.

Vorsicht vor unerwarteten Risiken

Die Vorzüge der Diversifikation innerhalb der Anlageklasse gehen mit einem Gewährleistungsausschluss einher – denn nicht alle Staatsanleihen sind gleich. Bislang hat die Kombination aus Rücklagepuffern, multilateralen und bilateralen Finanzierungslinien vielen aufstrebenden Märkten mit niedriger Bonität geholfen, sich über Wasser zu halten. Ein lang anhaltender Schock hingegen könnte dauerhafte Beeinträchtigungen und Herabstufungen nach sich ziehen, für deren Risiko Anleger nicht angemessen entschädigt werden.

Aus historischer Sicht sind etwa ein Viertel aller Schwellenländeranleihen, die Kursverluste von mehr als 15 Prozent erlitten haben, im Anschluss nicht in der Lage gewesen, ein für Anleger interessantes Renditeniveau zu erreichen. In den kommenden Jahren könnte das zu einem größeren Problem werden, da der öffentliche Sektor zunehmend auf die Hilfe des Privatsektors im Fall von Schuldenmoratorien, also einer Aussetzung der Schuldendienstzahlungen, angewiesen ist.

Um sich vor Abwärtsrisiken zu schützen, hat PIMCO daher ein Frühwarnsystem für mehr als 70 Länder eingerichtet, das entscheidende Bonitätskennzahlen, wie Schuldendienstkosten, Dollarisierung, Risikoabbau von Banken, Mittelflüsse in Hartwährung, Geldtransfers und Tourismuseinnahmen, multi- und bilaterale Finanzierungsquellen und alternative Optionen der Politik, überwacht. Gemeinsam mit der traditionellen Titelanalyse von Staatsanleihen hilft dieses Frühwarnsystem, jene Papiere zu identifizieren, die möglicherweise unerwartete Risiken bergen – und zwar hohe Renditen in Aussicht stellen, das Kapital der Anleger aber auch ohne Gegenleistung binden können. Bisher hat dieses System zehn Länder identifiziert, die eine durchschnittliche Rendite von knapp 12 Prozent erzielen.

Aussichtsreiche Chancen

Da die Renditen in den Industrieländern gering ausfallen, legen viele Anleger ihren traditionellen „Home Bias“, also heimatverbundene Investitionen, ab und zeigen ein wachsendes Interesse an den Schwellenmärkten. Diesen Trend halten wir für nachhaltig, wenn er im Rahmen eines umfassenden Ansatzes erfolgt. Wir betrachten Schwellenländeranleihen als vielversprechende Investments, um zum einen die Diversifikation zu optimieren und zum anderen höhere Kreditrisikoprämien zu vereinnahmen – solange die entsprechenden Schutzvorkehrungen getroffen werden.

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