Renditen, Fed und Hochzinsanlagen „Wir sind an einem Wendepunkt angelangt“
Wie lautet Ihr Ausblick für die USA, Europa und die Schwellenländer?
Jim Leaviss: Praktisch alle großen Volkswirtschaften wachsen gleichmäßig und bieten damit ein Umfeld, in dem Anleger bereit sind, Risiken einzugehen. Im Ergebnis wird die außergewöhnliche Geldpolitik der Zentralbanken, die uns seit der weltweiten Finanzkrise begleitet, ein Ende finden. Vor diesem Hintergrund denke ich, dass wir an einem Wendepunkt angelangt sind, an dem die quantitativen Lockerungsprogramme mit negativen Zinssätzen in Japan und Europa einschließlich der Schweiz wahrscheinlich aufgegeben werden. Auf den Schwellenmärkten stützt die Aussicht auf ein ordentliches Wachstum der Weltwirtschaft zu Recht die Stimmung, obwohl Faktoren wie Nachteile durch die Einführung von Zöllen in den USA und anderswo dagegen abgewogen werden müssen.
Wie werden sich die nächsten Zinserhöhungen durch die Fed auf den Anleihenmarkt auswirken?
Leaviss: Bisher haben die Märkte die Erhöhungen der Zinssätze in den USA ziemlich gut vorhergesehen und in den Kursen berücksichtigt. Weitere Erhöhungen liegen laut der sogenannten „Dot Plot“-Grafik der Federal Reserve, an der sich ein erwarteter langfristiger US-Tagesgeldsatz von knapp 3 Prozent ablesen lässt, noch vor uns. In diesem Szenario ist es meiner Meinung nach wahrscheinlich zu früh, ein Ende der Hausse für Anleihen auszurufen, insbesondere solange die Inflation in den Industrieländern nicht an Fahrt gewinnt.
In einem Anleiheportfolio stellt die Duration als Maß für die Kurssensitivität eine entscheidende Stellschraube dar. Wie positionieren Sie Ihren Fonds?
Leaviss: Die Duration halte ich derzeit unter neutralem Niveau, habe aber in den letzten ungefähr zwei Monaten etwas Zinsrisiko hinzugenommen – hauptsächlich indem ich über Staatsanleihen-Futures die US-Duration wieder etwas erhöht habe, da US-Staatsanleihen nach der jüngsten Verkaufswelle ein etwas besseres Wertpotenzial boten. Bis Ende März verlängerte sich die Duration des Fonds dadurch auf 3,3 Jahre; Ende Januar waren es nur 2,2 Jahre. Hinsichtlich der Bonität ist der Fonds vor allem im Investment-Grade-Spektrum diversifiziert – das durchschnittliche Kreditrating ist AA- – während ich Hochzinsanleihen momentan vermeide.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Wie steuern Sie die Duration?
Leaviss: Hier ist der M&G Global Macro Bond Fund extrem flexibel und kann sogar zu negativer Duration wechseln. Die erlaubte Spanne beträgt minus drei bis plus zehn Jahre, und die aktive Durationssteuerung ist ein wichtiger Performance-Faktor. Sehr hilfreich ist, dass der Fonds zu Anlagezwecken Derivate nutzen darf, wie beispielsweise Staatsanleihen-Futures. Ich nutze diese Freiheit, um die Portfoliopositionierung anzupassen – je nachdem, wie ich die Marktbedingungen bewerte und welcher Ausblick für die weltweiten Anleihenmärkte besteht.
Was sind Ihre Top-Positionen? Und wo sehen Sie momentan die interessantesten Anlagethemen?
Leaviss: Es handelt sich um einen weltweit diversifizierten Anleihenfonds, dessen aktuelle Positionierung verschiedene wichtige Themen berücksichtigt. Ich bin beispielsweise weiterhin davon überzeugt, dass die Aussicht auf eine weltweite Normalisierung der Geldpolitik in den Industrieländern eine vorsichtige Durationspositionierung rechtfertigt. Von dem deutlich untergewichteten Durationsniveau entfielen Ende März bei den Währungen die größten Beiträge auf den US-Dollar (1,3 Jahre) und den Euro (0,4 Jahre). An den Märkten für Staatsanleihen halte ich nach wie vor ein Engagement von rund 15 Prozent des Fondsvermögens in indexgebundenen Schuldtiteln, in erster Linie in US-amerikanischen Treasury Inflation-Protected Securities (TIPS).
Ansonsten bin ich bei Schuldtiteln vorsichtiger als bisher. Zum Teil sind die Bewertungen nach einer Phase starker Performance nicht mehr so attraktiv. Deshalb habe ich kürzlich das Gesamtengagement des Fonds in Unternehmensanleihen reduziert. Dazu gehörte, dass ich über den Markt für Credit Default Swaps, also derivative Kreditausfallversicherungen, das Nettoengagement in Hochzinsanleihen auf eine moderate Short-Position veränderte. Zu meinen bevorzugten Kredittiteln gehören Floating Rate Notes in US-Dollar von erstklassigen Banken und Emittenten aus dem Finanzsektor, vor allem um den Aufschwung in der US-amerikanischen Wirtschaft und den dortigen Zinsanstieg auszunutzen.
Außerdem bieten die Anleihenmärkte der Schwellenländer meiner Meinung nach im weltweiten Festzins-Kontext attraktive relative Werte. Diese Einschätzung beruht auf Faktoren wie den höheren Renditen, die von Schwellenländer-Anleihen und Währungen im Vergleich zu ihren Pendants in den Industrieländern geboten werden und bei denen es sich in vielen Fällen um solide Realrenditen handelt. Ende März war der Fonds zu rund einem Viertel in den Anleihenmärkten von Schwellenländern investiert, und etwa 20 Prozent der Währungspositionierung lag in Schwellenländerwährungen, vor allem in südafrikanischem Rand, indonesischer Rupiah, mexikanischem Peso und kolumbianischem Peso.