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Börsenphänomen SPACs Renditeparadies oder Tulpenfieber?

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Gegenwärtig sind über 150 SPACs mit einem Gesamtmarktwert von mehr als 75 Milliarden US-Dollar auf der Jagd nach neuen Übernahmekandidaten. Im April waren es noch rund 25 Milliarden US-Dollar. An der Wall Street ist die Entwicklung so stark wie noch nie: Fast die Hälfte des IPO-Volumens in den USA entfällt inzwischen auf SPACs. Trotz des rasanten Wachstums ist dieses Kapitalmarktsegment im deutschsprachigen Raum kaum bekannt.

Geld der Endinvestoren fließt in der Regel in US-Staatsanleihen

Das typische SPAC ist ein im US-Bundesstaat Delaware registriertes Unternehmen, das einen Börsengang zwischen 50 Millionen und 2 Milliarden US-Dollar durchführt. Eine festgelegte Unter- oder Obergrenze gibt es nicht. Beim IPO bietet das SPAC den Arbitrageuren, also Endinvestoren, Einheiten (Units) für in der Regel 10 US-Dollar pro Einheit an. Jede Einheit besteht aus einer Stammaktie und einem Bruchteil eines Bezugsrechtes (Warrant). Die Warrant-Bedingungen sind normalerweise so gestaltet, dass sie dem Arbitrageur die Option bieten, in Zukunft weitere Aktien zu je 11,50 US-Dollar pro Aktie zu kaufen. Das beim Börsengang eingesammelte Kapital wird auf ein Treuhandkonto eingezahlt, das streng verwaltet wird. Dieses Kapital darf per Reglement nur in die sichersten Wertpapiere investiert werden – in der Regel in kurz laufende US-Staatsanleihen. Das Geld kann nicht zur Finanzierung der Geschäftstätigkeit des Blankoscheck-Unternehmens verwendet werden und bleibt bis zum Zustandekommen eines Deals oder der Auflösung des SPACs unangetastet.

Um das erforderliche Betriebskapital bereitzustellen, zeichnet stattdessen der SPAC-Initiator (Sponsor) selbst Rechte, die es ihm ermöglichen, nach Abschluss eines Deals sogenannte Gründeraktien zu 11,50 US-Dollar zu kaufen – ähnlich einer Call-Option und ein potenziell sehr lukratives Geschäft. Wenn ein SPAC einen Unternehmenszusammenschluss nicht innerhalb des festgelegten Zeitrahmens abschließt, werden diese Gründeraktien ebenso wie die Warrants wertlos. Es besteht also ein immenser finanzieller Druck für einen Sponsor, einen Deal abzuschließen und ein möglichst lukratives Übernahmeziel zu finden.

Sobald der Börsengang abgeschlossen ist, wird das SPAC an der Börse notiert und beginnt zu handeln. Das SPAC ist nun offiziell auf der Suche nach einem Zielunternehmen und hat hierfür 12 bis 24 Monate Zeit. Arbitrageure, die bei einem avisierten Deal nicht mitziehen wollen, haben ein Rückforderungsrecht auf ihr Kapital. Gleiches gilt für den Fall, dass kein Deal zustande kommt und das SPAC innerhalb der Frist kein Zielunternehmen findet.

SPACs bieten für an die Börse strebende Unternehmen mehrere Vorteile

Der Eigentümer eines privaten Unternehmens, das den Weg an die Börse sucht, kann bei einer SPAC-Fusion mehr Anteile auf einen Schlag zu Geld machen. Darüber hinaus gibt es mehr Preissicherheit: Während sich bei einem IPO der Preis in den letzten Tagen vor dem Börsengang erheblich ändern kann, wird der Preis bei einem SPAC bilateral verhandelt.

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