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Rente mal anders Warum krempeln wir das System nicht einfach um?

Redakteur Andreas Harms hat den Gedanken an eine hohe gesetzliche Rente fallengelassen.
Redakteur Andreas Harms hat den Gedanken an eine hohe gesetzliche Rente fallengelassen. | Foto: Kasper Jensen

Den Gedanken zur gesetzlichen Rente habe ich im Grunde schon lange. Doch irgendwie kam er mir selbst suspekt vor. Warum äußern sich andere nicht ähnlich? Wo liegt mein Fehler? Da musste erst dieser Angestellte einer Hamburger Privatbank kommen und mich bestätigen. Durchaus einer aus den oberen Etagen. Wir sprachen lange – und waren uns einig. Verrückt, wie sozial manche Banker doch denken.

Im Grunde treibt mich eine Reihe von Fragen um: Warum bekommen Menschen, die in ihrem Arbeitsleben viel Geld bekommen, auch noch eine besonders hohe gesetzliche Rente? Beim Skat gibt es den Spruch: „Der Teufel sch**** immer auf den größten Haufen.“ Und genau das ist hier der Fall. Heißt es aber nicht immer, es sei ein Umlageverfahren? Warum bilden sich dann Guthaben und Ansprüche, wenn es die per System gar nicht gibt? Nächstes Argument: Wer fett verdient, kann auch viel besser vorsorgen als jemand aus den niedrigen Lohngruppen. Wie soll denn bitteschön eine Reinigungskraft privat vorsorgen, wenn ihr jeden Monat auch so schon das Wischwasser bis zum Hals steht?

Viel fairer läuft das System der gesetzlichen Krankenversicherung: Jeder zahlt nach seinen (Gehalts-)Möglichkeiten ein, erhält aber dieselben Leistungen angeboten. Je nach Gesundheit nutzt er mehr oder weniger. Und wer viel Geld hat, kann über Zusatzversicherungen noch Leistungen hinzukaufen. Klingt fair, finde ich. Und sozial. Es wäre übrigens noch sozialer, wenn es die Private Krankenversicherung (PKV) nicht gäbe. Aber das nur nebenbei.

Dann kann jeder seine Menschenwürde bewahren

In der gesetzlichen Rente würde das so aussehen: Jeder zahlt prozentual vom Gehalt seinen Beitrag, und alle bekommen dieselbe Rente. Je nach Gesundheit – und Endalter – ist das in der Summe mehr oder weniger. Wer viel verdient, hat den Spielraum, zusätzlich vorzusorgen. Wer arm dran ist, kann immerhin seine Menschenwürde bewahren und zumindest im Ansatz bezahlen.

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Ende 2018 gab es in Deutschland 18.247.094 Altersrentner. Die durchschnittliche Rente über beide Geschlechter hinweg lag bei 905,66 Euro. Das wäre also der Einheitssatz. Klar würden dann viele Rentner Einkünfte einbüßen. Aber vergessen wir auch nicht die 4.592.910 Frauen, deren Rente aktuell unter 500 Euro (!) im Monat liegt. Die hätten dann 400 Euro im Monat mehr. Übrigens: Das mehrfach preisgekrönte Rentensystem der Niederlande hat einen Teil, der Grundrente heißt und genau so funktioniert.

Das S in ESG steht für Sozial

Nun kann man das als Sozialismus abstempeln. Stimmt, der kommt von Sozial, und mein Modell ist sozial. Dem kann ich entgegenhalten, dass in den drei derzeit in der Finanzbranche vergötterten Buchstaben ESG das S ebenfalls für Sozial steht. Außerdem sei mir die Frage gestattet: Warum sollte nicht jemand, der sein Leben lang hart, aber mies bezahlt geackert hat, nicht auch seine Würde bewahren können?

Es ist völlig klar, dass diese Variante radikal und schmerzhaft ist und Lücken hat. Ein heute 50-Jähriger kann bei noch so hohem Gehalt nicht mehr so gut vorsorgen wie ein 30er. Da sind gleitende Übergänge nötig. Auch sollte man nachsehen, warum jemand weniger oder kürzer gearbeitet hat als ein anderer. Kindererziehung sollte man aber definitiv nicht mehr bestrafen.

Was hindert uns daran, so ein System mal vorzuschlagen und zu diskutieren? Ach ja, die Angst vor der nächsten Wahl.

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