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Rentendebatte Warum Sicherheitswunsch allein schlechter Ratgeber ist

Tobias C. Pross verantwortet das Geschäft von Allianz GI in Europa, Mittleren Osten und Afrika (EMEA-Region).
Tobias C. Pross verantwortet das Geschäft von Allianz GI in Europa, Mittleren Osten und Afrika (EMEA-Region).
Aktien bieten langfristig nicht nur mehr Chancen, sondern sogar mehr Sicherheit als Staatsanleihen oder Geldmarktpapiere. Das zeigt eine Untersuchung von Allianz Global Investors (Allianz GI). Die Fondsgesellschaft hat am Beispiel der USA errechnet, dass Aktien in jedem 30-jährigen Anlagezeitraum seit 1801 stets positive reale Renditen erzielt haben.

Im Schnitt betrug der Vermögenszuwachs nach Inflation jährlich 6,94 Prozent. Die niedrigste 30-Jahresrendite betrug 2,81 Prozent pro Jahr (im Zeitraum 1903 bis 1933), die höchste 10,6 Prozent pro Jahr in der Periode 1857 bis 1887. In der letzten, durch mehrere Aktien-Crashs gekennzeichneten 30-Jahres-Periode seit 1985 erzielten US-Aktien einen realen Vermögenszuwachs von knapp 7,9 Prozent pro Jahr US-Staatsanleihen erzielten im gleichen Zeitraum eine reale Rendite von jährlich 5,38 Prozent.

Aktien sicherer als Anleihen?

„Überraschend ist die Tatsache, dass US-Staatsanleihen über Zeiträume von zehn und 30 Jahren zum Teil nicht einmal die Inflation ausgleichen konnten, also durchaus reale Vermögensverluste möglich waren. So verzeichneten US-Treasuries während der Periode 1934 bis 1964 und den Folgeperioden bis 1985 negative reale Renditen. In der Spitze betrug der Verlust von 1950 bis 1980 real minus 2 Prozent pro Jahr, wohingegen Aktien selbst im schlechtesten 30-Jahreszeitraum mit 2,81 Prozent pro Jahr immer noch positive Realrenditen erwirtschafteten“, sagt Hans-Jörg Naumer, Leiter Kapitalmarktanalyse bei Allianz GI und Co-Autor der Studie.

„Definiert der Anleger Sicherheit nicht als Abwesenheit von Kursschwankungen, sondern als Kaufkrafterhalt, das heißt unter Einbeziehung der Inflation, so waren Aktien in der Historie über einen langen Anlagehorizont von zehn Jahren oder mehr sogar „sicherer“ als Anleihen. Bei der Analyse der zehnjährigen rollierenden Durchschnittsrenditen im Zeitraum der letzten 215 Jahre waren die negativen Ausreißer für Aktien im Vergleich mit kurz- und langlaufenden Staatsanleihen sogar geringer.“

Risiken lohnen sich

In der Untersuchung berechnet Naumer auch die Risikoprämie von US-Aktien gegenüber US-Staatsanleihen über Zeiträume von 30 Jahren. Im Durchschnitt der 30-Jahreszeiträume erzielten Aktien eine Risikoprämie von 3,7-Pozentpunkten gegenüber US-Staatsanleihen. Welchen Effekt Risikoprämie und Zinseszinseffekt über einen langen Zeitraum haben können, erläutert Naumer an einem Beispiel: „Angenommen, ein Investor hätte im Jahr 1801 einen US-Dollar in US-Staatsanleihen investiert, so hätte er bis Ende 2015, kaufkraftbereinigt, etwas über 1.550 US-Dollar erzielt, ein Investment in Aktien hätte ihm im gleichen Zeitraum zu mehr als 1,4 Millionen verholfen.“

Man braucht aber nicht über 200 Jahre alt werden, um ein Gespür für die Sinnhaftigkeit des Aktiensparen zu entwickeln, wie eine andere Modellrechnung von Allianz GI zeigt: Hätten alle Erwerbstätigen in Deutschland mit einem Aktiensparplan über monatlich 50 Euro über den Zeitraum von 1992 bis Ende 2015 in deutsche Aktien investiert, würde ihr Vermögen heutzutage den Marktwert aller Dax-Unternehmen übersteigen.

Seite 2: Konsequenzen für die Rentendebatte

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