Rentenerhöhung Warum zehntausende Rentner bald Steuern zahlen müssen
Zehntausende Rentner in Deutschland dürften demnächst erstmals einkommensteuerpflichtig werden. Das zitiert die Funke-Mediengruppe aktuell aus einer Antwort des Bundesfinanzministeriums, das damit auf eine parlamentarische Anfrage der Linken-Fraktion im Bundestag reagiert. Demnach liegen bald rund 103.000 Renten oberhalb des steuerlichen Freibetrags.
Hintergrund ist, dass ihre Bezüge zur Jahresmitte deutlich steigen: In den alten Bundesländern steigt die Rente zum 1. Juli um 5,35 Prozent, in den neuen um 6,12 Prozent. Damit ergibt sich laut der Deutschen Rentenversicherung Bund ein Rentenwert, der von gegenwärtig 34,19 auf 36,02 Euro (West) beziehungsweise von 33,47 auf 35,52 Euro (Ost) anwächst.
82 Prozent der Rente steuerpflichtig
Die individuell ausbezahlten Bezüge sollen bis zum Jahr 2040 zu 100 Prozent der Steuer unterliegen. Bis dahin steigt der steuerpflichtige Anteil der Rente schrittweise. So ist im Jahr 2022 ein Anteil von 82 Prozent steuerpflichtig. Doch das gilt erst ab dem steuerlichen Freibetrag. Er beläuft sich Alleinstehende aktuell auf 9.984 Euro, für Verheiratete auf 19.968 Euro.
Bei einer Monatsrente von beispielsweise 1.200 Euro würden künftig rund 10 Prozent vom Rentenplus als Einkommenssteuer fällig. Bei Bezügen von 1.500 Euro rund 14 Prozent der höheren Rente. Und bei etwa 2.000 Euro sind es sogar mehr als 17 Prozent, die als Steuern vom Erhöhungsbetrag abgehen. Hinzu kommen höhere Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung.
Hallo, Herr Kaiser!
Für den Bundeshaushalt bewirkt dieser Nebeneffekt der höheren Ausgaben der gesetzlichen Rentenkasse zusätzliche Einnahmen des Fiskus in Höhe von rund 730 Millionen Euro. Denn insgesamt steige die Zahl der besteuerten Altersbezüge dadurch auf fast sechs Millionen. Das ist ein neuer Höchstwert, wie das Finanzministerium weiter mitteilt.
„Über hunderttausend Rentner rutschen neu in die Besteuerung. Davon sind überproportional Ostrentner betroffen“, kommentiert Sören Pellmann. Daher fordert der Ostbeauftragte der Linken-Fraktion im Bundestag: „Kleine und mittlere Renten sollten gerade angesichts der explodierenden Preise von der Steuer befreit werden.“
Damit spielt der Sozialpolitiker darauf an, dass Rentner derzeit „doppelt gekniffen“ seien. Denn einerseits dürften sich viele Betroffene darüber ärgern, dass ihnen nun erstmals wieder Steuerabzüge drohen. Andererseits leiden sie besonders unter den aktuellen Preisanstiegen: „Dass sie keine 300 Euro Energiekostenpauschale erhalten, ist inakzeptabel und grenzt an Altersdiskriminierung.“