

Börsen ABC Was sind überhaupt Anleihen und wie kann ich hier investieren?

Das beständig schöne Wetter an den Aktienmärkten ist vorbei. Das bisherige Börsenjahr war voller Turbulenzen. Das spiegeln auch die Aktienkurse wider. Seit Jahresbeginn ist der US-Aktienindex S&P 500 um etwa 20 Prozent gefallen, der deutsche Aktienindex Dax 40 hat im selben Zeitraum in ähnlicher Größenordnung verloren. Ganz zu schweigen von Technologieaktien oder Kryptowährungen. Deren zuvor steil in die Höhe geschossenen Kurse sind teilweise ins Bodenlose abgestürzt.
Die Unsicherheit der Anleger kommt nicht von Ungefähr: Erstickten die Notenbanken jahrelang jeden aufflammenden Brandherd mit einer wahren Geldflut im Keim, grassiert als Folge der Schuldenorgie in vielen Teilen der Welt die Inflation. Die Preise für viele Güter steigen in rasanter Geschwindigkeit. Die Notenbanken versuchen nun die Teuerung mit höheren Zinsen einzudämmen. Überdies sorgen der Ukraine-Krieg und geopolitische Unsicherheiten rund um China für weiteres Ungemach. Alles Ereignisse, die Investoren nicht auf dem Schirm hatten, und die viele Märkte nun kräftig durcheinanderwirbeln.
Der Blick ins Depot dürfte vielen Anlegern deshalb aktuell wenig Freude bereiten. Vor allem junge Anleger, die oft im Technologie- und Kryptobereich investiert sind, blicken auf tiefrote Zahlen in ihrer Smartphone-Broker-App. Eine schnelle und nachhaltige Besserung der Lage? Die scheint erstmal nicht in Sicht. Zwar kann es am Aktienmarkt immer wieder zu Kurserholungen kommen. Experten sprechen hier von Bärenmarktrallys. Doch solange die Inflation nicht gebändigt ist, das Wirtschaftswachstum stagniert und der Krieg kein Ende findet, bleibt die Lage angespannt.
Asset Allokation – der Anlagemix ist entscheidend
Gelassener können Anleger dreinschauen, die sich von vornerein auf unterschiedliche Szenarien eingestellt haben. Denn ein All-Wetter-Depot hat theoretisch das Zeug bei jedem Börsenwetter gut abzuschneiden. Denn: Für den langfristigen Anlageerfolg ist, und das belegen zahlreiche Studien, nicht das beste Rennpferd im Stall ausschlaggebend, sondern der Anlagemix. Die Vermögensaufteilung auf unterschiedliche Anlageklassen bestimmt zu rund 90 Prozent über Erfolg oder Misserfolg der Geldanlage. Meist ergänzen sich verschiedene Wertpapiergattungen sehr gut, da sie unterschiedlich auf die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und Entwicklungen am Finanzmarkt reagieren.
Eine interessante Möglichkeit der Diversifikation bieten Anleihen, im Fachjargon auch Rentenpapiere oder im englischen Bonds genannt. Der Markt für diese Papiere ist sogar noch größer als der Aktienmarkt. Die Wertpapiere werden entweder von Staaten oder Unternehmen ausgegeben und versprechen eine feste Verzinsung und mehr Sicherheit als Aktien. Unterschiede gibt es bei Anleihen hinsichtlich ihres Risikoprofils, der Laufzeit und der daraus resultierenden Zinshöhe. Je geringer die Bonität eines Schuldners ist, desto höhere Zinsen muss er Anlegern anbieten. Der sogenannte Kupon gibt die Höhe der Verzinsung in Prozent an. Er bezieht sich immer auf den Nennwert einer Anleihe und wird daher auch Nominalzins genannt.
Wie funktionieren Anleihen?
Die Vorgehensweise klingt erstmal recht simpel: Mit dem Kauf einer Anleihe zahlst du als Käufer dem Herausgeber, auch Emittent genannt, einen festgelegten Betrag, etwa 100 Euro. Bei einem Kupon von 5 Prozent und einer Laufzeit von fünf Jahren bekommst du anschließend jedes Jahr 5 Euro Zinsen. Nach fünf Jahren zahlt dir der Emittent die 100 Euro wieder zurück und tilgt damit seine Schulden. Zudem bekommst du am Ende noch einmal die 5 Euro Zinsen. Eine Anleihe ist quasi nichts anderes als eine Schuldverschreibung.
Über das jeweilige Risiko einer Anleihe gibt das Rating Auskunft. Erstellt werden die Bonitätsprüfungen von Ratingagenturen. Fast alle Ratings stammen dabei von großen Anbietern wie Standard & Poors (S&P), Moody’s oder Fitch. Die Agenturen haben ihren Sitz in den USA. Kritiker bemängeln die Verflechtungen zwischen Ratingagenturen und Fondsgesellschaften, denn beide gehören meist denselben Eigentümern wie etwa Vanguard, State Street oder BlackRock, um nur die größten zu nennen. Das werfe die Frage auf, wie groß die Interessenkonflikte sind, denn die Agenturen bewerten auch Firmen, die gleichzeitig zu ihren Aktionären zählen.
Jede Ratingagentur verwendet ein eigenes Bewertungsschema. So teilt beispielsweise S&P Staaten und Unternehmen in Ratingklassen von Tripple A bis D ein. Das dreifache AAA gilt dabei als bestes Rating. Ein Zahlungsausfall ist hier so gut wie ausgeschlossen. Hat ein Staat oder ein Unternehmen die Note D ist der Zahlungsausfall hingegen bereits eingetreten.