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Rentenfonds: Aufstand gegen das Index-Etablishment

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Allerdings, so räumt O’Neill ein, zeigt auch das BIP nicht, wie gut ein Schuldner tatsächlich zahlen kann. Das wäre wie der Versuch, die Kreditwürdigkeit eines Unternehmens am Umsatz ablesen zu wollen. Daher braucht es weitere Zahlen wie etwa die Schulden im Verhältnis zum Jahres-BIP, aber auch Informationen über Politik und wirtschaftliche Rahmenbedingungen. Sein Haus verwendet dafür die interne Kennzahl Growth Environment Score.

Eine Stichprobe aus dem Jahr 2007 für diesen „Wachstumsumfeld- Indikator“ zeigt, dass Länder mit einem tiefen Wert anschließend miese Anleiherenditen verzeichneten. Unter ihnen die Euro-Problemzonen Spanien, Portugal, Italien und Griechenland.   Nur: Für einen echten Index ist das schon wieder zu undurchsichtig, denn der muss nachvollziehbar bleiben.

Ebenfalls zur Revoluzzer-Gruppe gehört der amerikanische Anleihespezialist Pimco. Die Tochter des Allianz-Konzerns managt den größten Rentenfonds der Welt, den 261 Milliarden Dollar schweren Pimco Total Return Fund. Pimcos eigene Index-Kollektion heißt Pimco Global Advantage Bond Index (Gladi). Hier ist die Welt in die Zonen USA, Japan, Euroland, andere Industrieländer und Schwellenländer aufgeteilt, die nach ihrem BIP gewichtet sind. „Tektonische Platten“ nennt das Ramin Toloui, Indexexperte bei Pimco. Größte Zone sind damit die Schwellenländer mit einem Anteil von 34 Prozent. Anschließend füllt Pimco jeden Teil mit Papieren, die den Markt und dessen Charakter am besten abbilden.

Als gutes Beispiel hält Toloui Japan parat. „Die Wirtschaft ist in den 80ern stark gewachsen, also wären Japan-Anleihen Anfang der 90er im Vergleich zu traditionellen Indizes im Gladi hoch gewichtet gewesen“, berichtet er. „Als dann die Notenbank die Wirtschaft mit Zinssenkungen stützen wollte, brachten die steigenden Anleihekurse enorme Gewinne. Dann rutschte die Wirtschaft in eine Rezession. Die Anleihen hätten relativ an Gewicht verloren und entwickelten sich auch nicht mehr so gut.“

Ein hübscher Automatismus. Aber kann der auch aktives Rentenmanagement ersetzen? Vielleicht mit einem Indexfonds für die Gladi-Familie? Eher nicht. Denn die schwierigen Euroländer sind trotz alledem in den Indizes enthalten, wenn auch nur gering. Das ist nach wie vor riskant. Aktive Manager können die Länder dagegen ganz meiden. DAS INVESTMENT hat daher nachgesehen, welche Manager sich am weitesten vom Vergleichsindex entfernen. Basis ist die Datenbank von Bloomberg und hier der Tracking Error, der die Abweichung vom Index misst. Unter den größten Abweichlern sind Anbieter wie Franklin Templeton mit seinem Renten-Querdenker Michael Hasenstab, Pioneer, Swiss & Global und natürlich Pimco (siehe Tabelle).

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