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Rentenfonds-Manager erklärt „Diese europäischen Titel sind jetzt historisch günstig“

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Wo setzen Sie derzeit Schwerpunkte?

Mein Team und ich gehen davon aus, dass die Anleiherenditen steigen werden und verfolgen daher eine kurze Duration. Generell mögen wir Unternehmensanleihen lieber als Staatstitel. Bei den Sektoren bevorzugen wir die Telekommunikation und haben zudem seit Jahresanfang die Gewichtung des Finanzsektors erhöht, hauptsächlich über europäische Titel. Diese sind relativ und historisch gesehen günstig. Zum einen, weil sie nicht Teil des Anleihekaufprogramms der EZB sind, zum anderen, weil es ein großes Angebot in diesem Sektor gibt.

Außerdem drückt die allgemein herrschende Skepsis gegenüber einer verbesserten Konjunkturlage in Europa – die wir nicht teilen – auf die Bewertungen. Deshalb mögen wir beispielsweise nachrangige Schuldtitel von gut kapitalisierten Banken. Im Februar haben wir außerdem Anleihen von französischen Banken und Versicherungen gekauft, deren Bewertungen aufgrund der Unsicherheit rund um die bevorstehende Präsidentenwahl besonders attraktiv aussahen.

Welche Emittenten bevorzugen Sie?

Abgesehen von Staatsanleihen zählen Anleihen von Telekommunikations- und Finanzunternehmen derzeit zu den Top-10-Beteiligungen im Fonds. Konkret sind das Verizon und AT&T sowie Bank of America, Morgan Stanley und JPMorgan.

Sind Hochzinsanleihen momentan ein lohnendes Investment?

Hochzinsanleihen haben in den letzten Monaten eine Rally hingelegt und sind inzwischen recht teuer. Wer sich auf der Suche nach Rendite mehr Risiko zutraut, sollte dafür belohnt werden. Das bieten Hochzinstitel in unseren Augen aber mittlerweile weniger als Unternehmensanleihen mit Investment Grade. Deshalb haben wir zuletzt das Risiko im Portfolio gezielt reduziert und dazu vor allem die Gewichtung von Hochzinsanleihen um etwa zehn Prozent zurückgefahren. Innerhalb der Anlageklasse bevorzugen wir aktuell Papiere mit längeren Laufzeiten. Im Gegenzug zur Reduzierung der High Yield-Position haben wir die risikofreie Gewichtung von Staatsanleihen im Fonds auf fast 20 Prozent erhöht. Das ist der höchste Stand seit dem Brexit-Referendum.

Der von Ihnen gemanagte M&G Optimal Income Fund wurde vor 10 Jahren aufgelegt. Was hat sich in der Anleihewelt in dieser Zeit geändert?

In den letzten zehn Jahren haben sich die Märkte für Hochzinsanleihen und Investment Grade in Europa enorm weiterentwickelt, sowohl in Bezug auf ihre Größe als auch in ihrer Dynamik. Die veränderte Rolle der Banken hat als Folge der Finanzkrise zudem zu einer stärkeren Mischung der Emittenten von Unternehmensanleihen geführt. So gibt es inzwischen ein großes, breit gestreutes und solides Angebot am Hochzinsmarkt, bei einem Rekordvolumen neuer Anleihen in den letzten zwei Jahren.

Auch deshalb sind Investoren heute deutlich aufgeschlossener gegenüber Emittenten mit einem niedrigeren Rating und akzeptieren nicht mehr nur Investment Grade als eine Alternative zu Staatsanleihen. Das stark gewachsene „Universum“ möglicher Anleiheinvestments bedeutet aber auch, dass der Analyseaufwand erheblich gestiegen ist. Bei M&G haben wir deshalb eines der größten Credit Research-Teams in Europa aufgebaut, mit dem wir auch eigene Ratings durchführen.

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