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Rentenfonds: Sieben Manager, die mit den Gefahren einer Zinswende umgehen können

28 Turnerinnen haben sich in einen Mini gepresst und stehen nun im Guinessbuch der Rekorde. Auch am Anleihemarkt ist momentan Flexibilität gefragt. (Foto: BMW Group)
28 Turnerinnen haben sich in einen Mini gepresst und stehen nun im Guinessbuch der Rekorde. Auch am Anleihemarkt ist momentan Flexibilität gefragt. (Foto: BMW Group)
Adrian Owens weiß, wie Verluste schmerzen können. Er weiß es aus seiner Kindheit. Damals spielte der Brite regelmäßig Poker mit seinem Vater und den Geschwistern. Manchmal verlor er dabei das Taschengeld von mehreren Wochen an einem einzigen Abend. Das prägt. Heute managt Owens Rentenfonds. Er gehört zu den richtig Guten. Sein GAM Global Rates Hedge Fund hat in seiner Fondswährung Dollar seit Anfang 2004 um über 9 Prozent zugelegt – pro Jahr. Das ist selbst für die langjährige Hausse am Rentenmarkt viel. Der Iboxx- Index für Euroanleihen stieg in der Zeit nicht einmal um die Hälfte – allerdings natürlich in Euro.  Hiesige Anleger können Owens’ Klasse auch in Form eines Euro-Fonds kaufen: Der GAM Star Global Rates (WKN: A0YEWH) fährt die gleiche Strategie und steht deshalb auf der Empfehlungsliste von Hermann-Josef Hall. Der Vorstand von Sauren Fonds-Research sucht mit seinen Kollegen stets nach hervorragenden Fondsmanagern. Owens ist einer von ihnen, und er trifft den Nerv der Zeit. Denn der spricht nun mal dagegen, heute noch mäßig aktiv gemanagte Rentenfonds zu kaufen. Die Monate Mai und Juni lieferten schon einen kleinen Vorgeschmack auf die Unbill, die noch drohen könnte: Allein die Furcht, der Geldstrom aus dem Hahn der US-Notenbank Fed könne versiegen, ließ die Anleiherenditen weltweit emporschnellen, und die Kurse rutschen. Fed-Chef Ben Bernanke dachte nur laut über ein Bremsmanöver nach, und alles sprang schon mal in Deckung.  Schutz gibt es nur, wenn die sogenannte Duration ausreichend kurz ist. Dieses rechnerische Maß setzt sich aus der Restlaufzeit und dem Kupon von Anleihen zusammen. Es gibt an, wie sich der Kurs verhält, wenn sich das Zinsniveau ändert. Je kürzer die Duration, desto stabiler das Ganze. Sie ist aber eine sehr theoretische Größe, die von einem stark vereinfachten Umfeld ausgeht (siehe Grafik am Ende dieses Artikels). Auf die Mitspieler kommt es an Ausreichend Deckung bieten aber nur Fonds, die ausdrücklich auf eine kurze Duration setzen, oder deren Manager ausreichende Freiheiten genießen. So wie der von Sauren so geschätzte Adrian Owens. Er darf sich frei entfalten, meistens nutzt er dazu die Märkte in den G13-Ländern. Hinzu kommen Paar-Geschäfte, in denen er auf Wechselkurse von Währungen setzt. Zehn große Themen verfolgt er regelmäßig. Was zählt, sind in erster Linie wirtschaftliche Fundamentaldaten. Doch nicht nur. „Man muss wissen, wann es an der Zeit ist, die Zahlen beiseitezulegen. Manchmal bestimmen andere Faktoren, was an den Märkten passiert“, nennt der GAM-Manager eine seiner Regeln. Wie damals beim Pokern achtet er also noch immer auf seine Mitspieler. Die können zwar noch so falsch liegen, machen aber nun einmal den Markt. Der Tipp mit Owens’ Fonds ist Resultat einer Umfrage von DAS INVESTMENT. Gesucht waren Fonds, die Bremsspuren im Depot infolge von Bernankes Manövern verhindern können – Fonds mit Antiblockier-System gewissermaßen. Und es war irgendwie klar, welche beiden Fonds in dieser Liste an prominenter Stelle auftauchen würden: der M&G Optimal Income von Richard Woolnough und der Templeton Global Bond Fund von Michael Hasenstab. Letzteren stellen wir hier im Interview näher vor.  Woolnough war bereits in der August-Ausgabe an der Reihe. Beide Fonds erfüllen ohne Zweifel alle Kriterien an eine modern und flott gemanagte Rentenanlage. Ein ähnlich gelagerter Tipp – der zweite aus dem Hause Sauren – ist der Jupiter Dynamic Bond. „Dessen Manager Ariel Bezalel hat hohe Freiheitsgrade und kann global sowohl in Staats- als auch in Unternehmensanleihen investieren“, sagt Hall. Dabei ist das Währungsrisiko auf 20 Prozent beschränkt. Allerdings hat Bezalel einen ziemlichen Hang zu Hochzinsanleihen – was Anleger wissen sollten, die Schuldnerrisiken gern aus dem Weg gehen.  Aber viel wichtiger: Der Jupiter-Manager darf über Short-Positionen auch auf fallende Anleihekurse setzen. So kann er theoretisch die Duration sogar unter null drücken. Derzeit liegt sie bei schon recht defensiven 2,7 Jahren. Das ist bei einem von Peer Reichelt von Netfonds abgegebenen Tipp noch etwas anders. Auch der Hamburger Maklerpool will seine Kunden vor steigenden Zinsen schützen. „Wir setzen den Fokus darauf, wie dieses Risiko abgesichert wird“, sagt Reichelt. Was er nicht sucht, sind Manager, die nach dem Motto handeln „Das Zinsrisiko war uns bewusst, aber wir wollten nicht als Erste die Reißleine ziehen.“  Noch fährt Reichelts Empfehlung, der Schroder ISF Euro Bond, mit 5,7 Jahren eine deutlich längere Duration als das Jupiter-Produkt. Ein Grund dafür ist unter anderem, dass die Schroders-Marktstrategen keine allzu hohen Renditeanstiege in Europa erwarten. Schließlich hätten die EZB und auch die englische Zentralbank angekündigt, die Leitzinsen noch weiter tief zu halten. Zudem habe sich die Lage in der Peripherie und in einigen Kernländern noch immer nicht verbessert – steigende Arbeitslosigkeit, sinkende Inflation und schwache Wirtschaft. Das alles lässt Schroders vorsichtig auf die nahe Zukunft blicken, bietet aber auch einen gewissen Anker für längere Laufzeiten. Doch auch hier kann das Fondsmanager-Duo Gareth Isaac und Bob Jolly frei handeln und Unternehmens- und Schwellenländeranleihen beimischen.


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„Nun kommt der Klimawandel“ Die Experten des Maklerpools BCA indes favorisieren – außer Hasenstabs Templeton-Fonds – den Carmignac Sécurité. „Der Fonds setzt eine etwas höhere Risikobereitschaft voraus. Er hält viele spanische und italienische Staatsanleihen, allerdings auch mit kurzen Laufzeiten“, sagt BCA-Vorstand Oliver Lang. „Die Hälfte des Fondsvermögens entfällt auf Renten mit Laufzeiten von unter drei Jahren, sodass Zinsänderungen nicht so sehr ins Gewicht fallen.“ Die Laufzeiten könnten sogar noch deutlich sinken, denn der Carmignac Sécurité ist so etwas wie ein Long-Short- Fonds. Die Duration darf von minus drei bis plus vier Jahre reichen. Derzeit liegt sie Didier Saint-Georges zufolge bei unter null. Saint-Georges, Mitglied im Investment- Komitee der französischen Investmentboutique, sieht im neuen Tonfall der US-Notenbank einen Wendepunkt: „Nun kommt der Klimawandel.“ Die verantwortlichen Fondsmanager Carlos Galvis und Keith Ney dürfen sowohl in Staats- als auch in Unternehmensanleihen investieren, müssen dabei aber überwiegend Papiere von als sicher geltenden Schuldnern halten. Wichtigste Basis für das Portfolio ist wie bei allen anderen Carmignac-Fonds die globale Sicht auf die wirtschaftlichen Dinge – die Makroökonomie. So geht das Investment- Komitee davon aus, dass sich die Wirtschaftslage in Süd- und Mitteleuropa wieder etwas angleichen wird. Sollte das eintreten, würden sich auch die Anleiherenditen annähern. Südeuropa würde Mitteleuropa dann outperformen. Große Freiheit mit AGI Auch bei Deutschlands Marktführern gehört das Thema Zinswende derzeit zu den heißen Eisen. So zählt bei der Deutsche- Bank-Tochter DWS ein Fonds für Kurzläufer zu den Verkaufsrennern (siehe Grafik oben). Konkurrent Allianz Global Investors (AGI) stellt einen flexiblen Fonds nach vorn. Mauro Vittorangeli, Manager des Allianz Flexible Bond Strategy, darf ein noch breiteres Durations-Spektrum beackern als die Konkurrenten von Carmignac: von minus vier bis plus acht Jahre. Als einen „Allwetterfonds für sämtliche Bedürfnisse von Anleiheinvestoren“, sieht Franck Dixmier, AGI-Investmentchef für europäische Anleihen, das Produkt. Auch Dixmier hält es für möglich, dass der seit mehr als drei Jahrzehnten andauernde Bullenmarkt bei amerikanischen Staatsanleihen vorbei ist. „Für den europäischen Rentenmarkt ist das letzte Wort allerdings noch nicht gesprochen“, sagt er und begründet das mit dem weiter schwachen Wirtschaftswachstum und strukturellen Problemen in Europa. Der Allianz-Fonds ist noch keine zwei Jahre alt, weshalb sich die bisherige Leistung noch nicht wirklich beurteilen lässt. Die Performance belegt den defensiven Ansatz: Sie liegt unter dem Marktniveau, das Risiko aber eben auch. Aktuell beträgt die Duration weniger als zwei Jahre.  In die Reihe empfehlenswerter flexibler Rentenfonds gehört aber auch ein Produkt, dem die generelle Zinstendenz herzlich egal ist. Der LBBW Pro-Fund Credit I arbeitet mit Arbitrage. Grundlage sind handelbare Kreditausfallversicherungen (Credit Default Swaps, CDS). Wer diese CDS kauft, zahlt eine regelmäßige Prämie und ist gegen den Ausfall eines Schuldners versichert. Wer sie verkauft, übernimmt dieses Risiko und bekommt dafür Prämien. CDS gibt es mit verschiedenen Laufzeiten, die Prämien weichen je nach kurzfristigen und langfristigen Aussichten für den Schuldner voneinander ab. Egal, wohin der Zinstrend geht Am letztgenannten Punkt setzen die Fondsmanager Peter Oellers und Matthias Bruckmeir an, indem sie mit CDS pärchenweise long und short gehen. Differenz und Trend der Prämien bestimmen Gewinn oder Verlust. Manchmal bezieht sich ein Paar auf denselben Schuldner mit unterschiedlichen Laufzeiten. Manchmal auf einen Schuldner im Verhältnis zu einem CDS-Index aus der Familie Itraxx. Auch Branchen-Arbitrage ist denkbar. Es muss nur der angenommene Fall eintreten und zum Beispiel die Zinskurve für den Schuldner wie erhofft flacher oder steiler werden. Ob die Zinskurve aber als Ganzes steigt oder fällt, ist dabei uninteressant. Bisher läuft das System blendend. 13 Prozent in drei Jahren sind ein Wort, und auch die miesen Anleihemonate Mai und Juni haben Oellers und Bruckmeir gut überstanden.
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