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Rentenfondsmanager Peter Varga „Wir müssen noch lange mit dem Handelskonflikt leben“

Peter Varga: Der Fondsmanager des aktuell 370 Millionen Euro schweren Erste Bond Emerging Markets Corporate (ISIN: AT0000A05HR3) investiert weltweit in Unternehmensanleihen aus Schwellenländern.
Peter Varga: Der Fondsmanager des aktuell 370 Millionen Euro schweren Erste Bond Emerging Markets Corporate (ISIN: AT0000A05HR3) investiert weltweit in Unternehmensanleihen aus Schwellenländern. | Foto: Erste Asset Management

DAS INVESTMENT: Der andauernde Handelskonflikt zwischen den USA und China dürfte die gesamte Weltwirtschaft bremsen, warnt der Internationale Währungsfonds. Welche Risiken ergeben sich dadurch in den kommenden zwölf Monaten für Investoren?

Peter Varga: Der Handelskonflikt hat bereits auf mehreren Ebenen seine Spuren hinterlassen. Zunächst einmal beklagen US-Firmen bereits sinkende Profitmargen aufgrund von US-Zöllen auf chinesische Waren, die sie als Rohmaterial oder Zwischenprodukt benötigen. Daher gibt es eine große Anzahl an Firmen, die alternative Standorte in Betracht zieht, um Einschränkungen zu vermeiden. Dies ermöglicht Chancen für Mexiko oder Südostasien.

Welche konkreten Beispiele gibt es dafür?

Varga: Unternehmen wie Apple, die einen großen Teil ihrer Einnahmen in China generieren, haben enttäuschende Zahlen geliefert. Die Gründe sind vielschichtig: Die chinesische Wirtschaft verlangsamt sich und der Konsum – das ist insbesondere bei den Autoverkäufen gut sichtbar – wächst längst nicht mehr so stark. Ein Handelskrieg mobilisiert natürlich nationalistische Tendenzen in der  Bevölkerung, Stichwort „wir kaufen chinesische Produkte“.

Stichwort Nationalismus: Welche geopolitischen Hintergründe sehen Sie bei dem Streit zwischen China und den USA?

Varga: Der Handelskonflikt ist im Grunde eine stetig wachsende Rivalität der zwei Großmächte um die Weltmärkte. Aus diesem Grund werden wir damit noch lange leben müssen. Jegliches Abkommen wird nur eine Pause bedeuten, es ist fraglich, ob die USA die aggressive Politik aus Peking einfach so auf sich sitzen lässt. Bereits jetzt suchen sie nach weiteren Strategien, China negativ zu beeinflussen.

Mit Erfolg, wie zu erwarten ist. Wie sehr drückt die von vielen Analysten künftig prognostizierte Wachstumsschwäche der chinesischen Volkswirtschaft Ihrer Meinung nach auf die gesamte Weltkonjunktur?

Varga: Sie drückt zweifellos sehr auf die Weltkonjunktur. Erst Ende Januar hat der  Internationale Währungsfonds seine Wachstumsprognosen für die Weltwirtschaft erneut nach unten, auf 3,5 Prozent revidiert – den niedrigsten Stand seit drei Jahren.

Wie dürften die weltweiten Firmen und Verbraucher darauf reagieren?

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Varga: Die Entscheidungsträger in den Unternehmen haben durch den Handelskrieg einen neuen Spielplan von den USA bekommen. Entsprechend müssen sie nun analysieren, welche Auswirkung dies auf ihre Tätigkeit haben wird. Das wird andauern. Investitionen werden verschoben, Leute nicht eingestellt oder gar entlassen. Der Konsument ist auch verunsichert, nicht zuletzt wegen der Reaktion der Märkte. Jeder muss sich neu orientieren.

Welche Schwellenländer-Anleihen dürften zukünftig unter höheren US-Zinssätzen und einem weiterhin starken US-Dollar stark leiden?

Varga: Klarer Verlierer sind in so einem Umfeld die Länder, in denen die Ersparnisse in der Wirtschaft nicht ausreichen um das Land hinsichtlich Wachstum und Investitionen zu finanzieren. In den härtesten Fällen passiert diese Finanzierung auch noch in Fremdwährung.

Welche Länder betrifft das besonders?

Varga: Ein Paradebeispiel sind die Türkei oder Argentinien, aber auch einzelne afrikanische Länder fallen in diese Kategorie. Nicht ohne Grund hat Moody‘s zuletzt gewarnt, dass die Verschuldung vieler afrikanischer Länder wieder Verschuldungs-Levels wie in den 1990er-Jahren erreicht.

Stichwort Türkei: Können Sie Anlagen in dortige Unternehmen beziehungsweise die Rentenmärkte Brasiliens oder Russlands gegenüber den ethischen Ansprüchen nachhaltig orientierter Anleger rechtfertigen?

Varga: Das ist eine Frage der Grundhaltung. Nachhaltigkeit wird derzeit immer stärker von Investmenthäusern analysiert und liegt im Trend. Auch unsere Nachhaltigkeitsfonds haben in den von Ihnen aufgezählten Ländern Investments. Alles hängt letzten Endes von der Schärfe der Kundenvorgaben ab. Manche Kunden arbeiten mit Ausschlusslisten- oder Kriterien, wieder anderen reicht es, wenn man von den verfügbaren Emittenten in den besten möglichen investiert.

Und wie behandeln Sie das Thema bei der Erste Asset Management?

Varga: Unser Ansatz ist integrativ und setzt sich aus allen verfügbaren positiven und Ausschlusskriterien, Engagement und Best-in-Class zusammen. Wir berücksichtigen unsere Nachhaltigkeitsanalyse hinsichtlich Umwelteinfluss und Bilanzierung auch für unsere Nicht-Nachhaltigkeitsfonds.

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