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Rentenfondsmanager Thomas Rutz Unternehmensanleihen aus Emerging Markets gefragt

Skyline von Shanghai in China, dem größten globalen Schwellenland: „Seit Ende 2018 steigen die Indizes für Schwellenländeranleihen wieder an und EM-Anleihen in Hartwährung waren bei Investoren seit Anfang 2019 die Assetklasse mit den zweitmeisten Inflows laut Bank of America Merrill Lynch“, berichtet Thomas Rutz, Fondsmanager der Mainfirst-Fonds Emerging Markets Corporate Bond Fund Balanced (ISIN: LU0816909369) und MainFirst Emerging Markets Credit Opportunities (LU1061984032).
Skyline von Shanghai in China, dem größten globalen Schwellenland: „Seit Ende 2018 steigen die Indizes für Schwellenländeranleihen wieder an und EM-Anleihen in Hartwährung waren bei Investoren seit Anfang 2019 die Assetklasse mit den zweitmeisten Inflows laut Bank of America Merrill Lynch“, berichtet Thomas Rutz, Fondsmanager der Mainfirst-Fonds Emerging Markets Corporate Bond Fund Balanced (ISIN: LU0816909369) und MainFirst Emerging Markets Credit Opportunities (LU1061984032). | Foto: Cornerstone / pixelio.de

Die Schwellenländer sind besser in Form als beispielsweise vor der Asienkrise 1997 oder der globalen Finanzkrise 2007. Die wirtschaftlichen Turbulenzen der Vergangenheit haben vielerorts wertvolle Erkenntnisse gebracht und sinnvolle, risikomindernde Maßnahmen herbeigeführt. So wurden beispielsweise externe Schwachstellen wie hohe Leistungsbilanzpositionen deutlich verbessert. Länder wie Russland, Malaysia und Thailand weisen nicht nur geringere Leistungsbilanzdefizite, sondern teilweise sogar Überschüsse auf.

Auch die Höhe der Rücklagen liegt in den meisten Schwellenländern in dem vom Internationalen Währungsfonds (IWF) festgelegten Rahmen oder teilweise sogar darüber, etwa in Brasilien, Mexiko, Russland und Thailand. Darüber hinaus ist die Inflationsdynamik – mit Ausnahme von Argentinien und der Türkei – derzeit unter Kontrolle, was auf eine verantwortungsbewusstere Politik der Zentralbanken zurückzuführen ist. Die realen Leitzinsen sind in der Mehrheit der Schwellenländer positiv. Damit besteht Raum für eine geldpolitische Lockerung im Falle eines sich verschlechternden makroökonomischen Umfelds.

Staatsverschuldung gestiegen

Zwar ist die Staatsverschuldung in den Schwellenländern seit der globalen Finanzkrise geringfügig von 25 auf 30 Prozent gestiegen. Ein Vergleich zu den entwickelten Ländern relativiert jedoch Sorgen hinsichtlich eines erhöhten finanziellen Risikos: Die durchschnittliche Staatsverschuldung der Industrieländer stieg im selben Zeitraum von 60 auf 100 Prozent an. Auch auf Unternehmensseite scheint der Schuldenstand für Schwellenländer bei nichtfinanziellen Kapitalgesellschaften auf den ersten Blick deutlich gestiegen zu sein, von 60 Prozent im Jahr 2007 auf 90 Prozent im Jahr 2018.

Allerdings verzerrt hier die Rolle Chinas und die angestiegene Verschuldung der staatlichen Unternehmen das Bild. Die chinesische Wirtschaft funktioniert anders: Sie ist relativ geschlossen, insbesondere in Bezug auf Kapitalflüsse, und die Regierung greift stark regulierend ein. Ein solches Umfeld reduziert das Risiko für eine Kreditkrise erheblich und ermöglicht es der chinesischen Regierung, die Verschuldung schrittweise herunterzufahren. Dies ist ein erklärtes Ziel der politischen Führung. Wenn man die chinesischen Staatsschulden außen vor lässt, ist die Verschuldung der restlichen Schwellenländerunternehmen gegenüber 2007 um 1 bis 2 Prozent gesunken.

Niedrige Verschuldungsgrade

Zieht man zuvor genannte Faktoren mit ein, sind Schwellenländerunternehmen heute also deutlich weniger verschuldet und haben somit mehr Handlungsspielraum als ihre Pendants in entwickelten Ländern. So weisen beispielsweise Anleihen im JP Morgan Corporate Emerging Market Bond Index (CEMBI) ein identisches Risiko-Ertragsprofil auf wie in US-Dollar oder Euro denominierte Hochzinsanleihen. Darüber hinaus befinden sich die Schwellenländer im Gegensatz zu den Industrieländern noch in einer früheren Phase des Konjunkturzyklus und weisen deshalb noch ein hohes Wachstumspotenzial auf.

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Thomas Rutz, Mainfirst

Unternehmensanleihen aus Schwellenländern erscheinen daher aktuell besonders attraktiv, insbesondere mit Blick auf ihre Fundamentaldaten. Mit einem Wachstum von durchschnittlich 27 Prozent im zweiten Quartal 2018 war die Gewinngenerierung in den Schwellenländern überaus stark. Eines der positivsten Anzeichen ist jedoch, dass bei vielen EM-Unternehmen mehr Umsicht in den Managementstrategien zu beobachten ist. Im Gegensatz zum vorherigen Zyklus sind die so genannten Capex-Strategien defensiver, die Kassenbestände höher und die Corporate Governance hat sich verbessert. Insgesamt haben EM-Unternehmen aufgrund der starken Gewinngenerierung und der moderaten Neuemissionen von Anleihen ihren Verschuldungsgrad gesenkt. Aus unserer Sicht können Investoren 2019 attraktive Wachstumspotenziale nutzen.

Darüber hinaus sind die EM-Ausfallraten gegenüber dem Höchststand von November 2016 deutlich gesunken, was ein klares Signal für den Beginn eines neuen Kreditzyklus ist. Der globale Wachstumstrend – auch wenn er moderater ausfällt – unterstützt weiterhin das Wachstum der Unternehmensgewinne und führt zu höheren Cash-Beständen und einer geringeren Verschuldung. Hinzu kommen ausgewogene Rohstoffmärkte. Auch deshalb erwartet das Team, dass sich der Rohstoffzyklus fortsetzen und die Schwellenländer davon profitieren werden.

Stillstand am US-Anleihenmarkt

Ein weiterer, sich positiv auswirkender Faktor dürfte der US-Dollar sein, der sich 2019 voraussichtlich weiter abschwächen wird, während die Weltwirtschaft nach dem von den USA angeführten Wachstumstrend 2018 wieder ins Gleichgewicht kommt. Nachdem die Federal Reserve vorerst von weiteren Zinserhöhungen im Jahr 2019 absieht und die Zinsen der zehnjährigen US-Staatsanleihen derzeit bei 2,45 Prozent liegen, werden die Renditen wohl deutlich niedriger bleiben als viele Marktteilnehmer in Hoffnung auf zwei weitere Zinsschritte gehofft hatten. Viele Anleger sind daher in ihrer Assetallokation in US-Dollar potenziell stark übergewichtet.

Auf dieser Grundlage dürfen Anleger annehmen, dass EM-Unternehmen widerstandsfähiger sein werden – auch in einem Bärenmarkt – als ihre High Yield-Peers in den USA und der EU und diese voraussichtlich übertreffen werden. Der beschriebene Ausblick spricht dafür, dass Kreditanleihen in Bezug auf Risiko-Ertrag eine attraktivere Anlageklasse sind als Aktien – immer vorausgesetzt, dass Anleger über fundiertes Wissen verfügen und eine gute Auswahl treffen.

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