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Rentenmärkte 2013: Sicherheit versus Rendite, Anleger vor dem Kompromiss?

Frank Naab, Portfoliomanager bei Metzler
Frank Naab, Portfoliomanager bei Metzler
Nachdem sich die Lage am europäischen Rentenmarkt in den Sommermonaten erheblich zuspitzte, hat sie sich zuletzt wieder merklich entspannt. Dies lässt sich relativ einfach an den Renditen für Staatsanleihen in der europäischen Peripherie ablesen. Die Zinsen zehnjähriger spanischer Papiere sanken von über 7,5 Prozent im Juli auf zuletzt ca. 5,3 Prozent. Noch deutlicher erholten sich die spanischen Anleihen mit zweijähriger Laufzeit: Ihre Rendite fiel von über 6,5 Prozent auf ca. 2,7 Prozent.

Zurückzuführen ist diese Entspannung vor allem auf den sogenannten „Draghi-Put“, also die Ankündigung des Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB), unter Auflagen unbegrenzt am Staatsanleihenmarkt zu intervenieren. Angesichts von Draghis Ausführungen, dass die EZB ausschließlich Papiere mit einer Laufzeit von bis zu drei Jahren kaufen wird, überrascht es nicht, dass die kurzlaufenden Anleihen der Peripherieländer davon am meisten profitiert haben. Es verwundert schon eher, dass die deutlich zurückgehenden Renditen in Südeuropa nicht mit einem vergleichbaren Renditeanstieg in Deutschland einhergingen.

Zweijährige deutsche Bundesanleihen rentieren immer noch mit etwa 0 Prozent. Und auch zehnjährige Papiere liefern mit gerade einmal 1,6 Prozent nur eine marginal höhere Rendite als noch im Sommer. Wenn es aber doch mit dem Bekenntnis der EZB unwahrscheinlicher geworden ist, dass die Europäische Währungsunion auseinanderbricht – wieso hält dann die Flucht der Investoren in vermeintlich sichere Anlagehäfen wie Deutschland an?

Ein Teil der Antwort ist sicherlich der Tatsache geschuldet, dass trotz der starken Aussagen der EZB noch viele Fragen offenbleiben. Was passiert mit Griechenland? Droht hier ein erneuter Schuldenschnitt, der nunmehr vor allem die öffentlichen Gläubiger träfe? Wird Spanien ein Rettungsprogramm beantragen? Und – falls ja – in welcher Höhe und zu welchen Konditionen? Ab wann wird die neue europäische Bankenaufsicht einsatzbereit sein? Und darf der Europäische Stabilitätsmechanismus nun auch die Altlasten nationaler Banksysteme übernehmen oder nicht?

All diese ungeklärten Fragen tragen dazu bei, dass viele Investoren ihr Pulver wohl noch trocken halten und mit deutschen Bundesanleihen lieber auf der sicheren Seite bleiben wollen. Wenn man aber versucht, die niedrigen Renditen in Deutschland zu erklären, sollte man darüber hinaus nicht vergessen, dass auch die Geldpolitik in Nicht-Euroländern Einfluss auf das hiesige Zinsgefüge hat. So musste die Schweizerische Nationalbank (SNB) in den Sommermonaten erheblich an den Devisenmärkten intervenieren, um den Franken nicht unter den im September 2011 definierten Mindestkurs von 1,20 CHF/EUR sinken zu lassen.

Die Währungsreserven der SNB stiegen von ca. 296 Milliarden Schweizer Franken im April auf ca. 480 Milliarden Schweizer Franken im August. Damit sind die Devisenbestände der Schweiz mittlerweile größer als die Hälfte der Währungsreserven des gesamten Euroraums. Da die SNB einen immer größeren Anteil ihrer Reserven in Euro angelegt hat – bei gleichzeitiger Aufstockung des Gewichts an Staatsanleihen und Anlagen mit einem AAA-Rating – ist anzunehmen, dass die Eidgenossen als Käufer deutscher Staatsanleihen den Anstieg der Bundrenditen in den vergangenen Monaten bremsten.

Was folgt hieraus nun für den Anleger am Rentenmarkt? Wenn das von uns unterstellte Szenario eintritt, dass sich die europäische Staatsschuldenkrise sukzessive entspannt, sollten die damit nachlassende Unsicherheit sowie geringere Kapitalströme in die Schweiz dazu führen, dass die Staatsanleihenrenditen in Deutschland langsam anziehen. Dies könnte für viele Investoren teuer werden.

Denn bereits bei einer durchschnittlichen Kapitalbindungsdauer einer Anleihe von fünf Jahren, führt ein Renditeanstieg von 1 Prozent -Punkt zu einem Kursverlust von 5 Prozent. Wir investieren daher in unseren Kundenportfolios ausschließlich in Anleihen mit kurz- bis mittelfristigen Laufzeiten – auch wenn es in diesem Bereich angesichts von Inflationsraten, die in den vergangenen Monaten meist über dem Ziel der EZB von „nahe, aber unter“ 2 Prozent lagen, noch schwerer fällt, positive Realrenditen zu erzielen.

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