Rentenmarkt „Ängste vor Mini-BOTs sind weit übertrieben“
Vor 500 Jahren ist der Brite Sir Thomas Gresham geboren worden. Er war ein erfolgreicher Kaufmann, beriet Königin Elisabeth I. in Finanzangelegenheiten und gründete die Londoner Börse. Man kann also davon ausgehen, dass er etwas von Geld zu verstand. Heute ist er den meisten bekannt durch das nach ihm benannte Greshamsche Gesetz.
Es besagt, dass im Geschäftsverkehr schlechtes Geld gutes Geld verdrängt. Die Begründung dafür ist einfach. Eine Doppelwährung beispielsweise mit Gold- und Silbermünzen, wie es sie in jener Zeit gab, funktionierte nur, solange der Metallwert der beiden Münzen gleich war. Wenn der Silberpreis zum Beispiel sank, das Umtauschverhältnis zwischen Gold- und Silbermünzen jedoch gleichblieb, entstand ein Ungleichgewicht.
Dann versuchten die Händler nur noch die – billigeren – Silbermünzen zu verwenden, weil sie damit günstiger kaufen konnten. Die – teureren – Goldmünzen wurden verdrängt. Sie wurden gehortet. Die Kaufleute hofften, dass der offizielle Wechselkurs zwischen Silber- und Goldmünzen den Materialpreisen irgendwann angepasst würde und die Besitzer von Goldmünzen dann einen Aufwertungsgewinn einstreichen könnten.
Zins-Spread geht hoch
So etwas gab es nicht nur im Mittelalter. Es ist gerade jetzt in Italien wieder aktuell geworden. Dort geht es zwar nicht um Gold- und Silbermünzen. Das römische Abgeordnetenhaus hat der Regierung aber einen Auftrag gegeben, der auf eine Parallelwährung hinauslaufen könnte. Das Finanzministerium soll nämlich die Ausgabe neuer Schatzanweisungen prüfen.
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Sie sollen Mini-BOTs heißen – Mini, weil sie wie normales Geld mit einer Stückelung von bis zu 500 Euro versehen werden sollen; BOTs, weil sie dem Wesen nach Staatsschulden sind: „Buoni Ordinari del Tesoro“.
»Mini-BOTs werden den Euro nicht verdrängen.
Sie verschlechtern aber das Kapitalmarktumfeld.«
Ziel ist es, dass der Staat mit den Mini-BOTs seine ausstehenden Schulden gegenüber Lieferanten begleicht. Damit bringt er Geld unter die Leute und die Wirtschaft wird angekurbelt. Umgekehrt können die Empfänger mit den Mini-BOTs ihre Steuern zahlen. Es ist zu vermuten, dass die Mini-BOTs von den Unternehmen gerne genommen werden.
In Italien ist die Zahlungsmoral des Staates bekanntlich nicht sehr hoch. Ehe die Unternehmen, vielfach kleine und mittlere Firmen, gar nichts bekommen oder noch ein oder zwei Jahre auf ihr Geld warten müssen, werden sie die Mini-BOTs akzeptieren. Damit können sie wenigstens ihre Steuern zahlen. Scherzbolde haben bereits Scheine mit dem Konterfei eines populären Fußballers für Mini-BOTs entworfen.