LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in FondsLesedauer: 4 Minuten

Rentenmarkt „Ängste vor Mini-BOTs sind weit übertrieben“

Seite 2 / 2

Ängste weit übertrieben

Viele fürchten nun, dass das neue – schlechtere – Geld ganz im Sinne des Greshamschen Gesetzes den Euro – als gutes Geld – verdrängen und im Falle eines Falles am Ende sogar ersetzen könnte. Aus der Luft gegriffen sind solche Ängste nicht. Man sollte sie nicht gleich vom Tisch wischen.

Bloomberg sprach kürzlich vom „Monster unter dem Bett von Investoren“. Insofern war die etwas kaltschnäuzige Bemerkung von EZB-Präsident Draghi nicht sehr überzeugend: „Mini-BOTs sind entweder Geld, dann sind sie verboten, oder sie sind Staatsschulden“ – dann sind sie eben kein Geld. Das ist mir zu juristisch argumentiert.

Die Ängste sind aber weit übertrieben. Mini-BOTs werden den Euro nicht verdrängen. Sie verschlechtern aber das Kapitalmarktumfeld. Hier ein paar Gründe.

Volumen relativ klein

Zunächst ist das Volumen der Mini-BOTs relativ klein. Gedacht ist an rund 50 Milliarden Euro. Das sind gerade einmal 3 Prozent des Bruttoinlandsproduktes und ein Bruchteil des Bargeldumlaufes. Das ist ein Leichtgewicht. Damit kann man den Euro nicht aushebeln. Natürlich kann man das Volumen aufstocken, dann steigen aber auch die Schulden.

Martin W. Hüfner, Assenagon Asset Management

Mini-BOTs haben bei der Ausgabe vermutlich den gleichen Preis wie Euros. Am Markt würden sie aber sicher nicht in dieser Höhe gehandelt. Es gäbe vielmehr einen Abschlag zum Euro. Denn Mini-BOTs kann man nur begrenzt verwenden, nämlich nur in Italien und nur zum Steuerzahlen. Die BOTs würden den Euro also nicht verdrängen.

Eher geschieht das Gegenteil: Der Euro verdrängt die BOTs. Wer Euros bekommen kann, wird dafür gerne BOTs hergeben. Das ist in der Wissenschaft als das sogenannte Anti-Greshamsche Gesetz bekannt.

Euro-Austritt Italiens

Verhindern könnte die italienische Regierung das nur, wenn sie eine Annahmepflicht für BOTs zum Wechselkurs von 1:1 dekretiert. Damit würde sie den BOTs den Status einer Währung verleihen. Das sieht einfach aus. Es würde jedoch auf erbitterten Widerstand der EZB stoßen. Im Euroraum – wie in jedem anderen Währungsraum auch – gibt es nur eine Währung. Das ist der Euro.

Wer daneben eine Parallelwährung schaffen will, verstößt gegen die Verträge. Das kann letztlich nur zum Austritt Italiens führen, den aber auch das italienische Volk nicht will.

Höhere Zinsen für Anleihen

Wenn Italien BOTs als neue Staatsanleihen begibt, stellt sich die Frage, warum diese nicht in die Staatsschuld eingerechnet werden. Bisher werden nur 10 Milliarden Euro der gesamten Lieferantenschulden als Staatsschulden gezählt. Wenn man diese Grenze aufhebt und alle Mini-BOTs als Staatsschulden anerkennt, würden die ohnehin schon sehr hohen Verbindlichkeiten des Landes noch weiter steigen.

Das würde sich das Standing Italiens auf den Kapitalmärkten erneut verschlechtern. Es könnte bei den Ratingagenturen schlecht ankommen und am Ende zu noch höheren Zinsen für die Staatsanleihen führen. Derzeit zahlt Rom schon mehr als 2,5 Prozentpunkte mehr für seine Anleihen als etwa Deutschland.

Wichtig für den Anleger

In einem Nullzins-Umfeld sind italienische Staatsanleihen mit einer Rendite von derzeit 2,3 Prozent für 10-jährige Laufzeiten keine schlechte Alternative. Mini-BOTs ändern daran nichts. Sie werden den Euro nicht verdrängen. Sie erhöhen jedoch die Kursrisiken. Vergessen Sie nicht, dass die italienischen Zinsen noch vor einem halben Jahr bei 3,5 Prozent lagen.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion