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  • Was das zweite Halbjahr 2023 für den Kapitalmarkt bringt

Von in MärkteLesedauer: 4 Minuten
Riklef von Schüssler und ein Aussichtsfernrohr
Riklef von Schüssler und ein Aussichtsfernrohr: Der Vermögensverwalter gibt einen Ausblick auf das zweite Halbjahr 2023. | Foto: Allington Investors / Hannah Ritzmann mit Canva

Unverändert lesen wir zwar nahezu täglich von Gewinnwarnungen und zunehmenden Unternehmensinsolvenzen. Die Anzahl dieser Unternehmens- und Verbraucherinsolvenzen nimmt in der Tat seit einem Jahr zu, das Niveau liegt aber immer noch am unteren Ende des Durchschnitts der vergangenen zehn Jahre. Insolvenzen haben in der Regel einen längeren Vorlauf und sagen wenig über den weiteren Verlauf der Konjunktur aus.

Aktuell dagegen sind die Stimmungsindikatoren, vornehmlich die der Verbraucher oder Einkäufer, entscheidend. Bei beiden ist seit Jahresanfang eine klare Tendenz zur Verbesserung im Sinne von weniger schlechter zu verzeichnen. Weniger schlecht ist der Anfang von besser! Konjunkturell gesehen verlangsamt sich der Abschwung und das ist ein gutes Zeichen.

Rückgang der Inflation

Hervorzuheben für das 1. Halbjahr ist die Entwicklung der Inflation. 2022 kennzeichnete den höchsten Preisanstieg seit 50 Jahren. Der Verlust an Kaufkraft ist die Enteignung derjenigen, die von der Inflation nicht profitieren, und die amtlich festgestellte Preissteigerung lag im Juni 2023 immer noch bei plus 6,1 Prozent. Die Preise steigen damit weiterhin überproportional, aber langsamer als noch zu Jahresbeginn. Wir erwarten einen weiteren, signifikanten Rückgang der Inflation bis Ende 2023.

 

Für den Bürger fühlt sich das dann trotzdem nicht besser an. Bei den größten Discountern stiegen die Preise in den letzten zwei Jahren an die 15 Prozent. Die Inflation fühlt sich unverändert für den Konsumenten hoch an. Energiepreise wie zum Beispiel Strom und Gas dagegen sinken in 2023, Benzin steigt um fünf Prozent. Kosten für Urlaub hat mit Abstand die höchste Preissteigerung. Je nach Destination kommen Aufschläge von 25 bis 50 Prozent zustande.

Es stellt sich die Frage, wie lange in einer Rezession überdurchschnittliche Preissteigerungen möglich sind. Die Frage muss differenziert beantwortet werden. Solange die Inflation vornehmlich importiert wird, spielt es kurzfristig keine Rolle, wie die Binnenkonjunktur läuft. Die Preissteigerungen bleiben in diesem Fall in der Regel hoch. Aktuell erleben wir aber keine importierte Inflation mehr. Der Euro hat im Jahr 2023 um vier Cent gegenüber dem US-Dollar an Kaufkraft gewonnen (aktuell bei 1,10 Dollar/ Euro) und liegt auf dem Durchschnittsniveau der letzten 20 Jahre.

Energie, Rohstoffe und Transport haben allesamt preisdämpfende Effekte in diesem Jahr erfahren. Es kann festgehalten werden, dass die aktuelle Inflation nun vornehmlich inländischer Natur ist und vor allem vom Unternehmenssektor ausgeht. Lohnsteigerung mit Niveaus von sechs Prozent sind weder die Hauptursache noch eine Kompensation der aktuellen Inflation.

 

Die Haltung der Zentralbanken als entscheidender Faktor 

Wirklich interessant ist und bleibt es, zu beobachten, wie die Zentralbanken sich weiter positionieren. Bislang bildeten die Zentralbanken eine Phalanx für Zinserhöhungen. Der Feind, die Inflation, sollte umgehend mit der Verteuerung von Kapital bekämpft werden. Im Finanzsektor hat das große Auswirkungen gezeigt. Nahezu alle Finanzierer haben zweistellige Rückgänge in der Neuvergabe von Krediten hinnehmen müssen. An der Spitze befinden sich (Wohn-)Immobilienfinanzierungen, die seit März 2023 um mehr als 50 Prozent eingebrochen sind.

Die Zinsanhebungsschritte scheinen nun aber auszulaufen. Anhand der Forward-Rates ist erkennbar, dass der Markt keine weitere Zinserhöhung einpreist. Noch halten die Zentralbanken an der restriktiveren Rhetorik fest. Wir gehen aber davon aus, dass die amerikanische Notenbank Fed bereits in diesem Jahr eine Zinssenkung in Aussicht stellt. Dieser Wechsel in der geldpolitischen Ausrichtung von restriktiv zu neutral (später dann zu offensiv) wird den Anlagemärkten Rückenwind verleihen. Vergessen wir nicht die Worte des EZB-Präsidenten Mario Draghi aus 2015: „Wir haben den Willen und die Fähigkeit zu reagieren, falls dies notwendig ist.“

Über den Autor: 

Riklef von Schüssler ist Vorstandsvorsitzender von Allington Investors in Bad Homburg.

 

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