Suche Event Calendar Icon EVENTKALENDER Newsletter Icon Newsletter Icon Newsletter Abonnieren
  • Startseite
  • Rezession: Erste Zinssenkung der Fed in diesem Jahr möglich

Von in AktienfondsLesedauer: 4 Minuten
Die Börse in New York
Die Börse in New York: „Aufgrund der erwarteten Rezession ist in den USA mit einer Wende der Geldpolitik zu rechnen“, so Pfingsten. | Foto: Imago Images / Upi Photo

Die Hoffnung vieler Börsianer, die USA könnten in diesem Jahr doch an einer Rezession vorbeischrammen, dürfte enttäuscht werden. In den USA bewegt sich die Zinsstrukturkurve tief im negativen Bereich. In der Vergangenheit kam es eigentlich immer zu einer Rezession, wenn kurz laufende Staatsanleihen höher rentierten als Langläufer. Die Zinsstrukturkurve gilt als extrem zuverlässiger Indikator.

Die absehbare Rezession der US-Wirtschaft lässt sich auch fundamental erklären. So ist die Sparquote der Amerikaner in den zurückliegenden eineinhalb Jahren regelrecht abgestürzt. Den US-Verbrauchern dürften bald die Mittel ausgehen, um im bisherigen Umfang zu konsumieren. Bekanntermaßen basiert in den USA die Wirtschaft maßgelblich auf dem Konsum.

Die Krise der Regionalbanken verschärft diese Situation, da sie stark in der Kreditvergabe involviert sind. Das gilt vor allem für die Bereiche Immobilien und Autofinanzierung. Damit verfügen diese Banken, die nicht einem Stresstest unterworfen waren, durchaus über einen Impact, auch wenn sie mit hoher Wahrscheinlichkeit zumindest nicht systemrelevant sind. 

 

Sinkende Kredite und Unternehmensgewinne

Zum einen sind die Einlagen nicht so sicher wie gedacht. Zum anderen dürfte die Kreditvergabe restriktiver werden. Das gilt sowohl für die Standards als auch für den Zins. Damit wird es weniger Leverage geben. Eine rückläufige und teurere Kreditvergabe hat natürlich direkte Auswirkungen auf den Konsum. Gleichzeit zeichnet sich auch bei den Unternehmensgewinnen eine Rezession ab. 

Wenn sich die Inflation in den kommenden Monaten spürbar zurückbildet, dürfte es den Firmen schwerfallen, ihre (zu) hohen Fixkosten an ihre Kunden weiterzugeben. Das wird wohl auch den Arbeitsmarkt schwächen, da die Unternehmen Sparprogramme auflegen werden. Die Entlassungswelle in der amerikanischen Techbranche, wie bei Meta oder Amazon, ist da wahrscheinlich nur ein Vorbote.

Dazu kommt noch das schwache konjunkturelle Umfeld. Die Gewinnprognosen für die Unternehmen aus dem S&P 500 haben bereits ihren Zenit überschritten und den Rückwärtsgang eingelegt. Für die Aktienmärkte ist das Gift, sie mögen keine Gewinnrezession.

Aktien längst nicht mehr alternativlos

Erschwerend kommen die deutlich gestiegenen Zinsen hinzu. Zum einen diskontieren sie stärker die künftigen Gewinne der Unternehmen. Zum anderen lässt sich durch das höhere Renditeniveau mit risikofreien Anlagen wie US-Treasuries wieder Geld verdienen – zumindest nominal. Dadurch sind die Risikoprämien bei Aktien auf ein langjähriges Tief gefallen. Mit der Alternativlosigkeit von Aktien ist es damit erst einmal vorbei.

Auch aufgrund der erwarteten Rezession ist in den USA mit einer Wende bei der Geldpolitik der amerikanischen Notenbank Fed zu rechnen. Noch in diesem Jahr dürfte es eine erste Zinssenkung geben. Zwar haben die Notenbanker auf ihrer bislang letzten Sitzung die Leitzinsen noch einmal um 250 Basispunkte erhöht. Im Gegensatz zur EZB ist die Fed nicht nur für die Geldwertstabilität, sondern auch für den Arbeitsmarkt verantwortlich. Doch gehört gewissermaßen inoffiziell auch die Stabilisierung des Finanzwesens zu den Aufgaben der Fed. Vor ihrer Sitzung im März hatte Fed-Chef Jerome Powell laut eigenen Aussagen auch eine Zinspause in Betracht gezogen.

 

Was bedeutet dieses Umfeld für die Asset Allocation? Da sich die Inflation wahrscheinlich in den kommenden Monaten zurückbilden wird, sind im Rentenbereich vor allem Anleihen mit längeren Laufzeiten und guten Bonitäten zu bevorzugen. Auf der Aktienseite dürften die Rezession in den USA und der Rückgang der Unternehmensgewinne für Unruhe sorgen. Hier könnte es noch einmal günstigere Einstiegskurs geben.

Eine wirklich tiefe Rezession scheint allerdings unwahrscheinlich. Die Staaten agieren weiterhin ausgabenfreundlich, wie das amerikanische Subventionsprogramm Inflation Reduction Act zeigt. Die durch die Inflation real gesunkenen Schuldenstände bieten hier Spielraum. Gleichzeitig zeigen sich die Arbeitsmärkte strukturell fest. Im Aktienbereich sind derzeit die Bereiche IT und Pharma interessant. Hier machen erste Zukäufe durchaus Sinn. Auch die Emerging Markets sind einen Blick wert. Das gilt auch für China, dessen Volkswirtschaft wieder spürbar wächst. Außerdem sind dort trotz aller Unkenrufen die Banken gut kapitalisiert. Schließlich sollten Anleger auch umfangreicher Cash halten, um bei noch einmal günstigeren Kursen nachkaufen zu können. Langfristig führt kein Weg an Aktien vorbei.

Über den Autor:

Reinhard Pfingsten arbeitet bei der Bethmann Bank, einer Marke der ABN Amro Bank N.V. Frankfurt Branch, als Investmentchef und ist Mitglied im Managementteam des globalen Investment Centers der ABN Amro Gruppe.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?
Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
PDF nur für Sie. Weitergabe? Fragen Sie uns.
Newsletter Titelbild
Ja, ich möchte den/die oben ausgewählten Newsletter mit Informationen über die Kapitalmärkte und die Finanzbranche, insbesondere die Fonds-, Versicherungs-und Immobilienindustrie abonnieren. Hinweise zu der von der Einwilligung mitumfassten Erfolgsmessung, dem Einsatz der Versanddienstleister June Online Marketing und Mailingwork, der Protokollierung der Anmeldung, der neben der E-Mail-Adresse weiter erhobenen Daten, der Weitergabe der Daten innerhalb der Verlagsgruppe und zu Ihren Widerrufsrechten finden Sie in der Datenschutzerklärung. Diese Einwilligung können Sie jederzeit für die Zukunft widerrufen.
+
Anmelden
Tipps der Redaktion