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Rezessionsängste in den USA Zwei weitere Wachstumsjahre sind realistisch

Darrell Spence, Capital Group

1. US-Handelszahlen und -Produktion klaffen auseinander

Die US-amerikanische Wirtschaft scheint nach wie vor in guter Verfassung zu sein. Immer noch verzeichnet sie ein Wirtschaftswachstum von zwei Prozent. Außerdem eine historisch niedrige Arbeitslosenquote von unter vier Prozent sowie steigende Löhne. Allerdings schwächelt die Industrieproduktion, gedrückt von sinkenden Exportzahlen und der Aussicht auf Strafzölle im Konflikt zwischen Washington und Peking.

Auch wenn der Konsum innerhalb der Vereinigten Staaten von Amerika weiter anhält, dürften bleibend hohe Lagerbestände die Wirtschaft belasten. Würden die USA ihre Zölle auf Importe aus China auf 25 Prozent erhöhen und China sich mit entsprechenden Maßnahmen revanchieren, könnten die globale Wirtschaft im Allgemeinen und die der USA im Besonderen rezessive Entwicklungen kaum abwenden. Einer Volatilität an den Kapitalmärkten dürfte die US-Notenbank Fed indes entgegenwirken. Sie müsste mit ihrer Zinspolitik positive Wirtschaftsimpulse setzten, um die Basis für zwei weitere starke Wachstumsjahre zu legen.

US-Wirtschaft bleibt vorläufig stark

Trotz schwächelnder Industrieproduktion warten die USA immer noch mit einem Bruttoinlandsprodukt von mehr als 2 Prozent auf. Quelle: Capital Group. Stand: 30. Juni 2019.

2. Experten rechnen mit weiteren Zinssenkungsrunden

Die Geldpolitik der Fed dürfte sich entscheidend auf den Fixed-Income-Bereich auswirken. Dort sind die Anleihezinsen zuletzt stark gesunken – ein Hinweis auf eine sich anbahnende Konjunkturtrübung. Die derzeitige Zinsstrukturkurve, bei der die kurzfristigen die langfristigen Zinsen übersteigen, dürfte ein weiterer Hinweis auf einen Abschwung sein. Aktuell bleibt der Markt offenbar hinter den Erwartungen der Anleger zurück. Experten rechnen bis Ende 2020 mit fünf weiteren Zinssenkungsrunden über jeweils 25 Basispunkte. Mit einer derart hohen Geschwindigkeit hat die US-Notenbank die Zinsen bisher nur ein einziges Mal außerhalb einer Rezession gesenkt: einschließlich des Schrittes im Juli 2019 senkte sie die Zinsen binnen 18 Monaten um vergleichsweise niedrigere 150 Zähler.

Daneben wirken sich die negativen Zinsen in Europa und Japan auf die sinkenden Renditen US-amerikanischer Anleihen aus. Die Renditen deutscher Staatsanleihen liegen aktuell bei minus 0,6 Prozent – was US-Anleihen mit einem 1,6-prozentigen Ertrag attraktiver machen dürfte. Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank EZB werden diese Entwicklung voraussichtlich weiter verstärken. Obwohl sich Aktien weiterhin außergewöhnlich gut entwickeln, dürften die Zinssenkungen der EZB zu einer aufkommenden Konjunktureintrübung beitragen.