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Weshalb bietet GLS Investments keinen Impact-Aktienfonds an?

DAS INVESTMENT: Herr Buch, Allianz Global Investors und DWS – wo Sie nach Ihrem Studium ein Jahr tätig waren – haben ihre Artikel-8-Fonds für Rüstungsunternehmen geöffnet. Wie stehen Sie dazu?
Richard Buch: Ausschlusskriterien, die dann aufgeweicht werden, wenn es drauf ankommt, sind das Papier nicht wert, auf dem sie stehen. Wenn sich die zarten Entwicklungen der großen konventionellen Asset Ma...
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DAS INVESTMENT: Herr Buch, Allianz Global Investors und DWS – wo Sie nach Ihrem Studium ein Jahr tätig waren – haben ihre Artikel-8-Fonds für Rüstungsunternehmen geöffnet. Wie stehen Sie dazu?
Richard Buch: Ausschlusskriterien, die dann aufgeweicht werden, wenn es drauf ankommt, sind das Papier nicht wert, auf dem sie stehen. Wenn sich die zarten Entwicklungen der großen konventionellen Asset Manager in Richtung Nachhaltigkeit als haltlos erweisen, bieten wir Anlegerinnen und Anlegern eine glaubwürdige Alternative.
Sie können also ausschließen, dass Rüstungsfirmen bei GLS Investments jemals „grün“ werden?
Buch: Unsere Anlage- und Finanzierungsgrundsätze haben Bestand. Wir werden nicht in Rüstungsproduzenten investieren.
Lediglich ein Rentenfonds (ISIN: DE0009799981) und ein Mikrofinanzfonds (ISIN: LU1309710678) von GLS Investments sind als Artikel-9-Fonds kategorisiert. Weder Ihre Aktien- noch Ihre Mischfonds haben – rein von außen betrachtet – „Impact“. Ehrlich gesagt überrascht das. Wie kommt’s also?
Buch: Wir arbeiten bei der GLS Investments nicht nur mit unseren strengen Ausschlusskriterien bezüglich kontroverser Geschäftsfelder und -praktiken, sondern wollen auch eine soziale und ökologische Wirkung erzielen. Solch eine Wirkung können wir auf zwei Ebenen erreichen.
- Erstens, indem wir als Investor handeln: Wir bringen das Kapital zu den – aus unserer sozial-ökologischen Sicht – richtigen Unternehmen und ermöglichen deren Wirtschaften erst. Dieser Zusammenhang ist bei Mikrofinanzinstituten im globalen Süden und Green Bonds klarer zu erkennen als etwa am Aktienmarkt.
- Zweitens, indem die Unternehmen, in die wir investieren, mit ihren Produkten und Dienstleistungen Positives beitragen. Über diese indirekte Wirkung freuen wir uns auch für unsere Artikel-8-Fonds.
Ausschlusskriterien und Positivlisten, damit arbeiten auch andere Fondsanbieter. Was ist das Besondere an Ihrem Investmentprozess?
Buch: Bevor ein Unternehmen in unser Anlageuniversum aufgenommen wird, durchläuft es einen mehrstufigen Prüfprozess. Zuerst machen wir eine Vorprüfung, bei der wir auf offensichtliche Ausschlusskriterien achten – etwa Umsätze aus Atomenergie oder anderen Geschäftsfeldern, die wir direkt ausschließen. Auch die Geschäftspraktiken werden bereits in diesem Stadium untersucht, wenn auch noch nicht in voller Tiefe.
Bei potenziellen Kandidaten erfolgt dann eine intensive qualitative Analyse durch die Menschen in unserem Nachhaltigkeitsresearch, bei der wir ein detailliertes Profil erstellen, das dem unabhängigen Anlageausschuss vorgelegt wird. Dessen Einzelfallentscheidungen nach menschlichem Ermessen ziehen wir bewusst einem starren Algorithmus vor, um die Emittenten nach bestem Wissen und Gewissen auszuwählen.

Sie haben den Ausschuss angesprochen. Wie agiert dieser genau?
Buch: Der Anlageausschuss ist das Herzstück unseres Prozesses. Er besteht aus acht Mitgliedern – sechs externen Fachleuten und je einem internen Vertreter von GLS Bank und GLS Investments. Die externe Expertise kommt von Umweltschutzorganisationen, aus der Wissenschaft, der Transformationsbegleitung und dem Bereich Entwicklungsfinanzierung. Diese vielfältigen Perspektiven sorgen für eine kritische und fundierte Diskussion jedes einzelnen Emittenten. Aus dem so definierten Anlageuniversum kann unsere Portfolioberatung die verschiedenen Fonds bestücken.
Ein weiterer wichtiger Bestandteil unserer Arbeit ist das Engagement. Wir gehen aktiv in den Dialog mit Unternehmen, um Verbesserungen anzustoßen – sei es bei der Frauenquote im Management, der Klima-Berichterstattung oder der Festlegung von Klimaschutzzielen. Auch wenn wir nur ein kleines Rädchen im System sind, können solche Gespräche durchaus zu positiven Veränderungen beitragen.
Nachhaltiges Investieren ist in der Prioritätenliste der Anleger deutlich nach hinten gerutscht. Spüren Sie das auch?
Buch: Trotz des allgemeinen Trends verzeichnen wir auf lange Sicht stabiles Wachstum. Ähnlich wie die GLS Bank selbst konnten wir in den letzten zehn Jahren zweistellige Zuwachsraten erreichen. Zu Ende April haben wir rund 1,55 Milliarden Euro verwaltet.
Kann man sagen, dass Sie das Glück einer sehr überzeugten, treuen Kundschaft haben, die gar nicht so sehr auf die Performance schaut?
Buch: Unsere Kunden und Kundinnen verstehen jedenfalls, dass wir einen anderen, einen langfristigen Ansatz verfolgen. Es macht uns stolz, dass wir uns darauf verlassen können, dass uns die Anleger und Anlegerinnen nicht beim ersten nicht ganz so positiven Performance-Vergleich verlassen oder ihre Anteile zurückgeben. Sowohl auf Portfolioebene als auch für die Endkunden kommunizieren wir, dass ein typischer Mindest-Anlagehorizont bei Aktienfonds bei acht Jahren und länger liegen sollte.
Bei uns ist Nachhaltigkeit nicht nur ein Faktor unter vielen. Die Unternehmen, in die wir investieren, sind schon sozialer oder ökologischer als ihre Mitbewerber ausgerichtet: Bildung statt Waffen, Wind- und Solarparks statt Atomkraftwerke. Wir sind davon überzeugt, dass sie langfristig auch ökonomisch erfolgreich sein werden.
Welche Rolle spielt dann die Performance?
Buch: Wenn der sozial-ökologische Prüfprozess abgeschlossen ist, stellt unsere Portfolioberatung die Fonds nach ökonomischen Gesichtspunkten zusammen. Langfristig erwarten wir, dass sich die nachhaltige Ausrichtung der Unternehmen nicht nur sozial und ökologisch positiv auswirkt, sondern auch finanziell.
Die weltpolitischen Ereignisse scheinen Ihnen nicht in die Karten zu spielen.
Buch: Die Herausforderungen sind groß, keine Frage. Aber wir halten an unserer Haltung fest – sei es bei Rüstungsunternehmen, die wir weiterhin ausschließen, oder bei erneuerbaren Energien, in denen wir die Zukunft sehen. Trotz aktueller Börsenentwicklungen sind wir überzeugt, dass die Energiewende kommen wird und die daran beteiligten Unternehmen langfristig am Markt bestehen werden.
Über Richard Buch und GLS Investments
Richard Buch, Jahrgang 1984, ist nach Stationen bei DWS, Stiftung Warentest und dem Verein Facing Finance seit Oktober 2021 bei GLS Investments. Der Diplom-Finanzmathematiker arbeitet dort im sozial-ökologischen Research. Dabei prüft er Unternehmen, Anleihen und Fonds nach strengen Nachhaltigkeitskriterien, bevor diese für Investitionen in Frage kommen. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit ist das Engagement, also der aktive Dialog mit Unternehmen zu Nachhaltigkeitsthemen.
GLS Investments ist eine hundertprozentige Tochter der GLS Bank und zählt zu den strengsten Akteuren im nachhaltigen Asset Management. Das Unternehmen mit Sitz in Bochum entwickelt und managt nachhaltige Investmentfonds auf Basis eines eigenen sozial-ökologischen Researchs, klarer Positiv- und Negativkriterien sowie eines unabhängigen Anlageausschusses. Mit rund 1,55 Milliarden Euro Assets under Management (Stand: 30. April 2025) investiert GLS Investments gezielt in Unternehmen und Projekte, die einen Beitrag zur nachhaltigen Transformation leisten.



