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Riester-Rente am Abgrund?

Foto: Fotolia
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Die Riester-Rente feierte 2011 ihr zehnjähriges Jubiläum, und man würde meinen, die Finanzdienstleister sind richtig in Partystimmung. 2001 hat ihnen schließlich die damalige Bundesregierung ein großes Geschenk gemacht: Eine staatlich geförderte Altersvorsorge für 40 Millionen Arbeitnehmer.

Doch kaum jemandem unter den Anbietern und Vermittlern ist nach Feiern zumute. Zu sehr häuften sich 2011 Presseberichte über drohende Rückbuchungen von Riester-Zulagen oder zu geringe Leistungen. Kein Wunder, dass sich 2011 zu einem der schlechtesten Riester-Jahre entwickelt hat. „Auch wenn wir selbst kein Abflauen des Markts bemerken, ist die Branche insgesamt in Katerstimmung“, sagt Frank Breiting, Leiter Altersvorsorge bei der DWS. Eine erneute Diskussion darüber, wie sinnvoll die Riester-Rente eigentlich ist, löste eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Ende November aus. Sie kommt zu dem Schluss, riestern sei oft genauso lohnend wie Geld in einem Sparstrumpf.

Die Kritik kam prompt: „Die Aussage, dass sich die Riester-Rente insgesamt nicht lohnt, ist falsch, irreführend und hat eine fatale Wirkung auf die Sparbereitschaft der Menschen“, so Wolfram Erling, Leiter Zukunftsvorsorge bei Union Investment. BVI-Hauptgeschäftsführer Thomas Richter appelliert an Riester- Fondssparer, sich nicht verunsichern zu lassen: „Die Kritik des DIW bezieht sich nicht auf Riester-Fondssparpläne.“

Überschüsse nicht berücksichtigt

Tatsächlich hat die DIW-Studie vor allem Riester-Versicherungen im Visier. Die Studienautoren machen die Kalkulationsgrundlagen der Produkte, insbesondere den gesunkenen Garantiezins, die angenommene Sterblichkeit und die Kosten für die Sparstrumpf-Rendite von Riester verantwortlich.

Der Garantiezins ist freilich ein Problem für die Branche: Als Riester eingeführt wurde, galt eine Verzinsung von 3,25 Prozent. Seit Anfang des Jahres liegt sie nur noch bei 1,75 Prozent. Das mindert die Attraktivität des Produktes per se. Der Versicherungsverband GDV kritisiert indes den Fokus auf die garantierte Verzinsung: „Die Behauptung, Riester- Renten lohnen sich oft nicht mehr als ein Sparstrumpf, berücksichtigt nur die anfangs zugesagten Mindestleistungen. Damit wird implizit unterstellt, die Versicherer würden nie Überschüsse erwirtschaften“, sagt Peter Schwark, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des GDV.

Lebensversicherer können drei Arten von Überschüssen erwirtschaften: Zinsüberschüsse, wenn sie auf das Kundenkapital einen höheren Zins erzielen als den Garantiezins. Kostenüberschüsse, wenn die Kosten geringer sind als ursprünglich kalkuliert, sowie Risiko- beziehungsweise Sterblichkeitsüberschüsse. Sie entstehen, wenn Versicherte früher sterben als im Vertrag berechnet. Axel Kleinlein, Vorstandschef beim Bund der Versicherten und Co-Autor der DIW-Studie, hält dagegen: „In unserer Studie haben wir die Überschüsse sehr hat der Gesetzgeber geändert: 90 Prozent der Zinsüberschüsse stehen dem Versicherten zu, bei den Kostenüberschüssen sind es jetzt maximal 50 Prozent, bei den Sterblichkeitsüberschüssen 75 Prozent.

Keine einheitlichen Sterbetafeln

Gerade Letzteres ist Kleinlein ein Dorn im Auge. Der Vorwurf der DIW-Studie an die Versicherungen: Sie kalkulieren zu vorsichtig. Das Langlebigkeitsrisiko bemessen die Anbieter anhand von Sterbetafeln. Diese prognostizieren die Zahl der Todesfälle in einem Vertragsjahr. Daraufhin schätzen die Versicherungen die Zahl der Überlebenden und die daraus resultierenden Rentenleistungen ab.