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Wachtendorf-Kolumne
Riester-Rente: Danke für gar nichts!
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Wachtendorf-Kolumne Riester-Rente: Danke für gar nichts!

DAS-INVESTMENT-Kolumnist Egon Wachtendorf
Sieht keine Zukunft für die Riester-Rente: DAS-INVESTMENT-Kolumnist Egon Wachtendorf. | Foto: DAS INVESTMENT

Gibt es eine undankbarere Aufgabe, als am Service-Telefon einer Fondsgesellschaft Fragen zum Thema Riester-Rente zu beantworten? Global betrachtet sicher schon. Mit Blick auf die deutsche Investmentbranche scheint mir das momentan jedoch die Höchststrafe zu sein, und ich möchte mit niemandem tauschen, der dort im Akkord aufgebrachte Kunden besänftigen muss. Kunden, deren Ärger ich übrigens voll und ganz nachvollziehen kann – egal, ob sie als relativ junge Riester-Sparer auf den horrenden Buchverlusten langlaufender Anleihen sitzen oder sich kurz vor dem Ruhestand stehend um die in früheren Jahren eingefahrenen Renditen gebracht sehen.

Bei der Frage nach den Verantwortlichen für das jüngste Perfomance-Desaster gehen die Meinungen naturgemäß auseinander. Nun arbeiten zwar im Fondsmanagement ganz sicher nicht lauter Dilettanten, die ein speziell für das Riester-Geschäft aufgelegtes Produkt wie den DWS Vorsorge Rentenfonds XL Duration mal eben aus Jux und Tollerei um 50 Prozent abstürzen lassen. Aber hätte man angesichts einer seitens der Notenbanken klar kommunizierten Zinswende bei der Duration nicht zumindest ein Stück weit gegensteuern können? Und war es eine kluge Entscheidung, in weniger als zwei Jahren zur Auszahlung kommende Verträge Anfang 2022 zu mehr als 90 Prozent mit der Kombination DWS Top Balance plus DWS Vorsorge Rentenfonds 3Y zu hinterlegen?

Die DWS kontert derartige Fragen eher pragmatisch: Aufgabe der im Riester-Geschäft eingesetzten Rentenfonds sei es, immer eine feste Zinssensitivität abzubilden. Da darf man als Anleger dann schon mal darüber grübeln, warum man sich für diese Aufgabe nicht einfach einen deutlich kostengünstigeren ETF ins Depot geholt hat. „Danke für gar nichts!“ ist noch das Freundlichste, was man den Managern dazu ins Stammbuch schreiben möchte.

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Immerhin, eines muss man der DWS zugutehalten: Sie prangert schon seit 2017 an, dass das Riestern angesichts der zwingend vorgeschriebenen 100-prozentigen Beitragszusage in einem langanhaltenden Nullzins-Umfeld wenig Sinn ergibt. Seit Sommer 2021 ruht deshalb das Neugeschäft. Wer also in den vergangenen fünf Jahren auf Empfehlung eines Finanzberaters einen entsprechenden Vertrag abgeschlossen hat, sollte seinen Unmut in erster Linie dort abladen. Oder am besten gleich direkt beim Gesetzgeber, der die überholten Regeln bis heute in Kraft lässt.

In Ländern, die bereits über eine längere Tradition im Umgang mit der privaten Altersvorsorge via Fonds verfügen, kommt man vermutlich aus dem Lachen über das „Stupid German Money“, das bislang inklusive der steuerlichen Fördergelder im System Riester versickert ist, gar nicht mehr heraus. Wer übrigens glaubt, das Fiasko hätte sich mit dem Einsatz von ETFs anstelle aktiv gemanagter Fonds verhindern lassen: Sprechen Sie doch mal mit einem jener Vorsorgesparer, die kurz vor der Corona-Pandemie einen Fairr-Riester-Plan der Hamburger Sutor-Bank abgeschlossen haben. Frust allerorten.

Umgekehrt lohnt ein Blick auf ursprünglich für die geförderte private Altersvorsorge vorgesehene Produkte wie den DWS Vorsorge AS (Flex): Dort steht seit der Auflegung vor 25 Jahren bei der Rendite immerhin eine Vier vor dem Komma. Und auch beim defensiven Aktienfonds-Klassiker Akkumula kann man der DWS – dem wohl meistgescholtenen Riester-Anbieter dieser Tage – kaum Missmanagement vorwerfen. Dort nämlich erzielten Sparplan-Kunden ohne das einengende Garantie-Korsett im gleichen Zeitraum trotz Dot-Com-Crash und Finanzkrise eine jährliche Rendite von knapp 7 Prozent. Zahlen und Hintergründe, die bei der seit Jahren verschleppten Entscheidung über einen möglichen Riester-Nachfolger unbedingt eine Rolle spielen sollten.

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