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Nachhaltige Rindfleischproduktion Wie Brasiliens Fleischverarbeiter Interesse am Erhalt des Amazonaswalds bekommen

Rinderherde im brasilianischen Bundesstaat Bahia
Rinderherde im brasilianischen Bundesstaat Bahia: Es ist unwahrscheinlich, dass Unternehmen CO2-Zertifikate aus Brasilien kaufen werden, wenn die großflächige Abholzung des Amazonas durch Viehzüchter und Landwirte unvermindert anhält. | Foto: Imago Images / Panthermedia

Seit über einem Jahrzehnt findet die brasilianische Rindfleischindustrie nicht aus den Schlagzeilen heraus, weil Viehzüchter den Amazonasurwald abholzen, um Platz für Weidevieh zu schaffen. Trotz der kontinuierlichen Aufforderungen von Investoren (die zusammen ein Vermögen von mehr als 17 Billionen US-Dollar repräsentieren) zu unternehmerischen und regulatorischen Veränderungen und dem konsequenten Schritt von 30 Vermögensverwaltern, sich von brasilianischen Vermögenswerten zu trennen, hat sich die Abholzung des Amazonas weiter beschleunigt. Angesichts der Problematik sehen sich unsere Aktienanalysten die Risikobewertung der drei größten brasilianischen Fleischverarbeiter JBS, Marfrig und Minerva, die zuletzt für 50 Prozent der brasilianischen Rindfleischexporte verantwortlich waren, sehr gründlich an.

Unsere Analysten in Brasilien haben vor allem drei Bereiche im Blick, die für die Einschätzung künftiger Marktrisiken für die brasilianische Fleischproduktion entscheidend sind:

  • Digitale Rückverfolgungslösungen: In Ländern wie Uruguay gibt es bereits die Möglichkeit, Rindfleischstücke bis zur Ranch und dem einzelnen Tier zurückzuverfolgen. Viele der größten Rindfleischexportländer der Welt verwenden mit Blick auf die Lebensmittelsicherheit eigene, nationale Systeme zur Rückverfolgung des Viehbestands. Dies könnte auch für die brasilianischen Fleischverpackungsbetriebe eine gangbare Lösung sein, um für mehr Transparenz zu sorgen.
  • Klimaneutrales Rindfleisch: Nachhaltige Rindfleischproduktion beginnt bei den Landwirten vor Ort – lange bevor die Rinder die Auktionen der Fleischverarbeiter erreichen. Landwirte in Brasilien und auf der ganzen Welt setzen regenerative Weidetechniken ein, um die Bodenqualität zu verbessern und Kohlenstoff zu binden.
  • Anreize auf dem CO2-Markt: Die UN-Klimakonferenz in Glasgow COP26 bedeutete einen Fortschritt für Brasilien, weil damit jetzt die Möglichkeit bietet, die CO2-Bindung des Amazonasgebiets an den globalen Kohlenstoffmärkten zu monetarisieren. Die CO2-Märkte dürften nachhaltige Weidepraktiken bei Landwirten und Viehzüchtern beschleunigen.

Die digitale Nachverfolgung von Rindfleisch muss ausgebaut werden

Die ESG-Debatte um Brasiliens größte Fleischverarbeiter ist nicht neu. Der Druck, die Abholzung des Amazonas zu stoppen, nimmt seit über zehn Jahren zu. Unseren Research-Analysten erschien ein direktes Engagement unerlässlich, um die Nachhaltigkeit der Geschäftsmodelle der Unternehmen in Brasiliens weit verzweigtem System von (nach Bloomberg-Angaben) 2,5 Millionen Viehzüchtern und 446 Fleischverpackungsbetrieben zu beurteilen. Ihr Interesse gilt vor allem den Möglichkeiten, zu überprüfen, ob das produzierte Rindfleisch nicht von frischen Rodungsflächen kommt, und welche Auswirkungen absehbare, künftige Exportverbote auf die Fleischproduzenten haben werden. Wenn zum Beispiel ein börsennotiertes Fleischverarbeitungsunternehmen alle Rinder ausschließt, die mit Abholzung in Verbindung stehen, kann dies die Verfügbarkeit von Rindern verringern und die Einkaufspreise erhöhen, was sich auf die Börsenbewertung auswirkt. Daher haben unsere Analysten modelliert, wie kleinere Konkurrenten (die meisten brasilianischen Fleischverarbeitungsbetriebe sind nicht börsennotiert) in diesem Umfeld ihren Marktanteil erhöhen können.

Ein gutes Instrument, das in unseren Gesprächen mit Fleischverarbeitungsbetrieben häufig zur Sprache kommt – die Kennzeichnung von Rindern mit Chips nach der Geburt, um eine digitale Nachverfolgbarkeit zu gewährleisten – hat sich in Brasilien noch nicht durchgesetzt. Uruguay, Brasiliens südlicher Nachbar, hat bereits 2004 ein nationales System zur Kennzeichnung von Rindern eingeführt, bei dem alle Tiere mit Chips versehen werden. Die Chips sind gesetzlich vorgeschrieben und für die Viehzüchter Uruguays kostenlos, sodass einzelne Fleischstücke bis zum einzelnen Tier und der Ranch zurückverfolgt werden können, auf der es geboren wurde.

Brasiliens Rückverfolgungssysteme noch unzulänglich

Weil es eine vergleichbare Infrastruktur der Rückverfolgbarkeit in Brasilien noch nicht gibt, bauen JBS und Minerva unter dem anhaltenden Druck klimabewusster Verbraucher und Investoren ihre eigenen, selbst entwickelten Rückverfolgungssysteme auf. Wie aus Bloomberg-Interviews mit Farmern im Amazonasgebiet hervorgeht, ist es allerdings schwer vorstellbar, dass das von JBS entwickelte Blockchain-System ohne einen rechtlichen Rahmen, der die korrekte Einhaltung der Vorschriften auf Ebene der Fleischerzeugungsbetriebe durchsetzt, transparent funktionieren kann. Hinzu kommt, dass die vielen kleineren Fleischverarbeitungsbetriebe in Brasilien einfach nicht die Ressourcen haben, um digitale Rückverfolgungssysteme einzusetzen. Vor diesem Hintergrund geht der Konsens zunehmend davon aus, dass die brasilianische Regierung eingreifen und eine Rückverfolgbarkeitslösung nach dem Vorbild Uruguays einführen muss.

Die Viehzucht lässt sich in Ackerbau und Forstbewirtschaftung einbinden

Für Felipe Villela, ein brasilianischer Agrarexperte und Mitbegründer von reNature, einem Startup-Unternehmen für regenerative Landwirtschaft, kann die Viehwirtschaft, sofern man es richtig anpackt, Teil nachhaltiger Klimalösungen sein. Sein Ansatz: Ohne Weidetiere funktionieren einige Ökosysteme nicht richtig. Durch die Einbindung von grasfressenden Wiederkäuern wie Rindern oder Schafen im Ackerbau können Nutztiere wertvolle ökologische Funktionen erfüllen, darunter die Anreicherung des Bodens mit organischem Kohlenstoff durch Kohlenstoffbindung.

 

In Brasilien hilft reNature den Landwirten nicht nur bei der Umstellung auf skalierbare regenerative Methoden, sondern bringt sie auch mit Unternehmen der Konsumgüterindustrie zusammen, die kohlenstofffreie Lieferketten aufbauen wollen. Ein Beispiel: In Zusammenarbeit mit der brasilianischen Gesellschaft für landwirtschaftliche Forschung (Embrapa) hat Marfrig 2020 eine CO2-neutrale Rindfleischlinie namens Viva auf den Markt gebracht, die von Landwirten produziert wird, die Viehzucht und Ackerbau ganzheitlich integrieren. Diese Bemühungen stehen im Einklang mit Brasiliens UN-Klimaverpflichtung, 5 Millionen Hektar Land so zu erschließen, dass die Viehzucht nachhaltig in Ackerbau und Forstbewirtschaftung integriert wird.

Brasilien im CO2-Zertifikatehandel mit guten Karten

Zum Abschluss des UN-Klimagipfels im November vergangenen Jahres einigten sich fast 200 Länder auf die Umsetzung von Artikel 6 des Pariser Abkommens von 2015, in dem Regeln für einen globalen CO2-Markt festgelegt sind. Dies öffnet die Tür für den Handel mit CO2-Gutschriften öffentlicher und privatwirtschaftlicher Unternehmen und wird angeblich auch Kompensationen aus der Land- und Forstwirtschaft sowie der Landnutzung einschließen, was in weiteren UN-Sitzungen geklärt werden soll. Für das brasilianische Umweltministerium ist das ein großer Schritt nach vorn. Brasiliens in der Öffentlichkeit weiterhin vielbeachteter ehemaliger Finanzminister Joaquim Levy sieht darin eine Chance, nicht nur die Regeneration der Wälder zu beschleunigen, sondern auch die brasilianischen Programme für eine CO2-arme Landwirtschaft auszuweiten.

Angesichts der eskalierenden Klimarisiken ist es von entscheidender Bedeutung, dass Aktienanalysten künftige ESG-Risiken und -Chancen aufdecken, die bei der bloßen Betrachtung einer Unternehmensbilanz leicht übersehen werden. In unseren Gesprächen mit brasilianischen Fleischverarbeitern über das Abholzungsverbot wurde deutlich, dass eine nationale Infrastruktur zur Rückverfolgung eine bessere Lösung ist als Einzelsysteme, die sich nur eine Handvoll Fleischverarbeitungsunternehmen leisten kann. Ohne eine stärkere Unterstützung durch die brasilianischen Regierungsbehörden wird die Abholzung des Amazonas durch die Viehwirtschaft wahrscheinlich nicht aufzuhalten sein.

Mit Blick auf die Zukunft könnte ein globaler CO2-Markt, der Wäldern und Ackerböden bepreist, nicht nur für Brasilien und das Amazonasgebiet, sondern auch für andere Regenwaldländer wie Indonesien und den globalen Agrarsektor ein Fortschritt sein. Wir halten es jedoch für unwahrscheinlich, dass Unternehmen CO2-Zertifikate aus Brasilien kaufen werden, sofern die großflächige Abholzung des Amazonas durch Viehzüchter und Landwirte unvermindert anhält. Sollten sich jedoch große Exportmärkte wie China auf ein Abholzungsverbot nach dem Vorbild der Europäischen Union zubewegen, erwarten wir, dass die brasilianische Regierung schnell handeln wird, um eine nachhaltige Amazonaspolitik durchzusetzen.

Mehr zu Investitionen, die für die künftige Versorgungssicherheit nötig sind, lesen Sie hier.

Wichtige rechtliche Hinweise:

Bitte beachten Sie, dass es sich bei diesem Dokument um allgemeine Werbeinformationen handelt und nicht um eine vollständige Darstellung oder Finanzanalyse eines bestimmten Marktes, einer bestimmten Branche, eines bestimmten Wertpapiers oder eines oder mehrerer aufgelisteter Investmentfonds. Franklin Templeton veröffentlicht nur produktbezogene Informationen und gibt keine Anlageempfehlungen.

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