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  • Wie Anleger mit Unternehmensanleihen Risiken im Depot senken

Von in AnleihenLesedauer: 8 Minuten
Europa-Flagge vor Wolkenkratzern
In Euro begebene Anleihen überzeugen insbesondere im Vergleich zu US-Titeln als defensive Assetklasse, meint Benoit Anne | Foto: Midjourney

Wenn aufgrund des Marktumfelds die Risiken im Portfolio gesenkt werden sollen, halten wir in Euro denominierte Investmentgrade-Anleihen, kurz Euro Credit, nicht nur taktisch, sondern auch strategisch für interessant. Euro Credit überzeugt insbesondere im Vergleich zu US-Titeln als defensive Assetklasse. Hinzu kommen ein großes Diversifikationspotenzial und überdurchschnittliche risikoadjustierte Langfristerträge.

Noch immer spricht viel für taktische Positionen in Euro Credit. Für Anleiheinvestoren scheint uns der Euroraum zurzeit besonders interessant. Zum einen spricht hier viel für eine lange Duration, da die EZB die Zinsen in nächster Zeit wohl noch mehrmals senken wird. Am Markt werden zurzeit etwa 100 Basispunkte Zinssenkungen in den nächsten zwölf Monaten erwartet. Es könnte aber auch mehr werden, was die Marktzinsen noch stärker fallen ließe (Abbildung 1).

 

Hinzu kommen die anhaltend guten Fundamentaldaten der Unternehmensanleihen-Emittenten, an denen auch die schwache Euroraum-Konjunktur nichts ändert. Schließlich ist Euro Credit auch attraktiv bewertet, vor allem im Vergleich zu Unternehmensanleihen aus anderen Ländern; der Break-Even-Spread beträgt zurzeit 23 Basispunkte gegenüber nur 12 Basispunkten in den USA.

Abbildung 1: EZB-Leitzins und aktuelle Markterwartungen

© MFS

Steht der Markt am Wendepunkt?

Der Markt könnte an einem Wendepunkt stehen. Die Geldpolitik dürfte unsicherer werden, die Konjunktur volatiler, vor allem durch Trump 2.0. Umso wichtiger scheint es uns, die Risiken in Portfolios zu senken, die mehrere Assetklassen umfassen. Dazu eignet sich auch eine höhere Anleihenquote, zumal die Anleihenrenditen zurzeit überdurchschnittlich hoch sind. Die hohen Bewertungen machen zunehmend Sorgen und dämpfen die langfristigen Ertragserwartungen.

In Euro denominierte Investmentgrade-Anleihen sind längst nicht so volatil wie ihre amerikanischen Pendants und damit risikoärmer. In den letzten zehn Jahren betrug die Volatilität der Gesamterträge bei Euro Credit nur 4,8 Prozent, gegenüber 7 Prozent bei amerikanischen Investmentgrade-Titeln. Auch die Spread-Volatilität war im Euroraum deutlich geringer. Sie betrug in den letzten zehn Jahren 3,4 Prozent gegenüber 4,7 Prozent in den USA. Nach anderen Kennzahlen erscheinen in Euro denominierte Investmentgrade-Credits ebenfalls defensiver. Auch ist der sogenannte Duration Times Spread (DTS) von Investmentgrade-Anleihen im Euroraum am geringsten und deutlich niedriger als in den USA (Abbildung 2).

Abbildung 2: Duration Times Spread (DTS) – ein Maß für Anleihenrisiken

Quelle: Bloomberg. Stand der Daten: 13. Januar 2025. DTS ist ein Maß für das Risiko. DTS = Spread x Duration. US Agg = Bloomberg US Aggregate Index. Global Agg = Globaler Gesamtindex. US IG = Bloomberg US Aggregate Corporate Index. US HY = Bloomberg US Corporate High Yield Index. EM Sovereign = J.P. Morgan EMBI Global Diversified Index. Europa IG = Bloomberg Pan-Euro Aggregate © MFS

Auch der Spread je Risikoeinheit spricht für Euro Credit. Beim derzeitigen Durchschnittsrating von A3/BAA1 und einem Durchschnitts-Spread von 102 Basispunkten beträgt der ratingbereinigte Spread 14 Basispunkte deutlich über den 11 Basispunkten in den USA. Im Euroraum werden Anleger für ihre Kreditrisiken also besser entschädigt.

Bei Investmentgrade-Anleihen ist eine Analyse der Ausfallquoten vielleicht nicht wichtig, wohl aber eine Analyse der Rating-Veränderungen. Hier scheint das langfristige Verhältnis zwischen Herauf- und Herabstufungen interessant, die sogenannte Up/Down-Ratio. Die war im Euroraum höher als in den USA, was für eine bessere Rating-Entwicklung spricht.

Anteil an Finanzanleihen ist im Euroraum hoch

Euro Credit hat mehr Diversifikationspotenzial. Das ergibt sich bereits aus der Indexstruktur (Abbildung 3). Im Euroraum ist der Anteil an Finanzanleihen wesentlich höher als in den USA, was angesichts der höheren Zinsen interessant sein kann. Der Anteil an Industrieanleihen ist im Euroraum hingegen deutlich kleiner. Außerdem ist der Euroraum-Index sehr viel stärker nach Ländern diversifiziert. Die größten Anteile haben hier die USA (21 Prozent des Marktes sind Euro-Anleihen amerikanischer Emittenten), Frankreich (20 Prozent) und Deutschland (14 Prozent), während US-Investmentgrade-Anleihen zu 86 Prozent aus den USA, zu 4 Prozent aus Großbritannien und zu 3 Prozent aus Kanada stammen. Die Länderkonzentration ist also deutlich höher.

Abbildung 3: Sektorstruktur von Euro-Credit- ggü. US-Investmentgrade

© MFS

Außerdem korrelieren sind Euro-Investmentgrade-Anleihen längst nicht so stark mit internationalen Aktien. Sie haben also mehr Diversifikationspotenzial und sind defensiver. Wir halten das angesichts der absehbaren Risiken für internationale Aktien für sehr interessant.

Geringe Schwankungen mit Euro-Anleihen

Mit Euro Credit haben Anleger hervorragende risikoadjustierte Langfristerträge erzielt. Auf lange Sicht waren in Euro denominierte Investmentgrade-Anleihen eine der Assetklassen mit den höchsten risikoadjustierten Erträgen. Lediglich mit amerikanischen hypothekenbesicherten Wertpapieren, kurz MBS, verdiente man risikobereinigt seit den späten 1990ern noch mehr. Gerade bei einem so langen Zeithorizont halten wir ein Ertrags-Volatilitäts-Verhältnis von 0,88 für außerordentlich hoch (Abbildung 4).

 

Die hohen risikoadjustierten Mehrerträge in Euro denominierter Titel lassen sich auch damit erklären, dass die Konjunktur im Euroraum meist anleihefreundlicher war als in den USA. Die traditionellen Mehrerträge amerikanischer Anleihen haben also ihren Preis: eine höhere Volatilität.

Abbildung 4: Langfristige risikoadjustierte Erträge

Quellen: Bloomberg. Das Verhältnis wird als Gesamtrendite gegenüber der Gesamtrenditevolatilität im selben Zeitraum berechnet. Die verwendeten Indizes umfassen: US-Hypotheken = Bloomberg US MBS Index. US IG = Bloomberg US Aggregate Corporate Index. US HY = Bloomberg US Corporate High Yield Index. EM Sovereign = J.P. Morgan EMBI Global Diversified Index. EM Corporate = J.P. Morgan CEMBI Broad Diversified Index. Europa IG = Bloomberg Pan-Euro Aggregate Corporate Index. Europa HY = Bloomberg Pan-European High Yield Index. US Agg-Eligible Taxable Munis = Bloomberg US Taxable Municipal Aggregate Eligible Index. US Treasuries = Bloomberg US Treasury Index. Das Verhältnis wurde über den Zeitraum von Juli 1998 bis Dezember 2024 gemessen, mit Ausnahme von EM Corp (seit Jan. 2002), Taxable Munis (seit Sept. 2003) und EUR HY (seit Jan. 1999) aufgrund von Datenbeschränkungen © MFS

Die langfristigen Ertragserwartungen hängen vom Einstiegszeitpunkt ab. Da die Renditen zurzeit attraktiv sind, hat sich der Ausblick auf die Erträge deutlich verbessert. Der Zusammenhang zwischen Einstiegsrendite und anschließendem Ertrag ist bei Anleihen traditionell eng. Bei einer Einstiegsrendite von 3,39 Prozent (±30 Basispunkte) hat man mit Euro Credit in den folgenden fünf Jahren im Median einen Ertrag von 4,40 Prozent p.a. erzielt. Dabei lagen die jährlichen Erträge zwischen 3,09 Prozent und 5,88 Prozent (Abbildung 5).

Abbildung 5: EUR Credit – Einstiegsrendite und anschließender 5-Jahresertrag

Bloomberg. EUR IG = Bloomberg Pan-Euro Aggregate Corporate Index. Monatliche Daten von Januar 2005 bis Dezember 2024. © MFS

Alles in allem sehen wir überzeugende strategische Gründe für in Euro denominierte Investmentgrade- Anleihen. Dazu zählen die Besonderheiten der Assetklasse ebenso wie ihre Erträge aus der Vergangenheit.

Über den Autor:

Benoit Anne ist Anleihenexperte bei der US-Fondsgesellschaft MFS Investment Management.

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