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Aus der CFP-Praxis: Risiko Berufsunfähigkeit richtig absichern

Plötzlich und unerwartet berufsunfähig – das ist eine herausfordernde Situation, in der sich viele neben ihrer eigenen physischen oder psychischen Gesundheit oft auch noch um ihre finanzielle Situation sorgen müssen. Um zumindest Letzteres zu vermeiden, ist es unerlässlich, sich rechtzeitig mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung abzusichern. Wichtig dabei: Diese ist stetig an neue Lebensumstä...
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Plötzlich und unerwartet berufsunfähig – das ist eine herausfordernde Situation, in der sich viele neben ihrer eigenen physischen oder psychischen Gesundheit oft auch noch um ihre finanzielle Situation sorgen müssen. Um zumindest Letzteres zu vermeiden, ist es unerlässlich, sich rechtzeitig mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung abzusichern. Wichtig dabei: Diese ist stetig an neue Lebensumstände – etwa Gehaltssprünge – sowie an die Inflation anzupassen.
Seit 1996 betreue ich meine Kundinnen und Kunden in allen Finanzfragen, und ich habe dabei die Erfahrung gemacht, dass in einem sehr traurigen Ereignis nicht selten auch ein Körnchen Positives stecken kann. Zum Beispiel, als mir eine Kundin, eine niedergelassene Ärztin, viel Dankbarkeit entgegenbrachte, weil sie heute trotz schwerer Krankheit, dauerhafter Berufsunfähigkeit und damit verbundener Aufgabe ihrer Praxis finanziell unabhängig ist – dank einer guten Absicherung. Doch worauf kommt es dabei an, und woher weiß man, wie man zukünftige Bedarfe ausreichend abdeckt?
Eine Bemerkung zum grundsätzlichen Verständnis: Die Absicherung durch eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist von existenzieller Bedeutung. Diese Versicherung greift genau dann, wenn ich aus gesundheitlichen Gründen zu mehr als 50 Prozent beeinträchtigt bin und meinen Beruf nicht mehr ausüben kann. Trotz dieser Beeinträchtigung laufen alle meine Kosten wie Lebenshaltung und Kredite weiter. Ohne eine solche Absicherung käme es also zu einem ungebremsten Vermögensverzehr.
Da Lebenshaltungskosten auch nach Ablauf der Berufsunfähigkeitsrente weiterhin bestehen, muss zudem konsequent über das Erreichen des Rentenalters hinausgedacht werden. Hierbei ist es wichtig, auch die Absicherung der Altersvorsorge zu berücksichtigen. Es wird deutlich, dass es sich um eine komplexe Angelegenheit handelt, die nicht mit einer einfachen Lösung beantwortet werden kann, sondern gesamthaft gedacht werden muss.
Absicherung muss mitwachsen können
Warum sollte man sich – vor allem als Medizinerin oder Mediziner – bei Vertragsabschluss freiwillig für eine regelmäßige Dynamisierung des Vertrags entscheiden? Zum einen werden Verträge oft im jungen Alter abgeschlossen, möglicherweise sogar noch im Studium. Das ist auch äußerst sinnvoll, da man zu diesem Zeitpunkt meist noch gesund ist und so die günstigsten Konditionen erhält.
Zudem sollte man den Schutz gegen biometrische Risiken niemals aufschieben, denn auch als junger Mensch ist man vor Krankheit oder einem Unfall nicht gefeit. Allerdings hat man dann meist auch noch ein sehr niedriges Einkommen. Man kann also mit einem kleinen monatlichen Beitrag starten und dann die eigene BU-Absicherung über die Dynamisierungsklausel mit der Zeit erhöhen.
Insbesondere Medizinerinnen und Mediziner (und Personen in zahlreichen anderen „Akademiker“-Berufen) erleben im Laufe ihrer Karriere oft große Gehaltssprünge. Je nach Gesellschaft gibt es im Rahmen der sogenannten Nachversicherungsoptionen ohne erneute Risikoprüfung zusätzliche Möglichkeiten für Leistungserhöhungen. Diese können anlassbezogen (etwa aufgrund von Heirat, Geburt eines Kindes oder Niederlassung) oder anlassunabhängig erfolgen.
Wie bei der anlassbezogenen gibt es auch bei der anlassunabhängigen Erhöhung häufig bestimmte Bedingungen, etwa im Hinblick auf maximale Höhe, feste Zeiträume oder das Alter des Versicherten. Diese Optionen sind also weniger flexibel planbar als die vertraglich festgelegte regelmäßige Dynamisierung.

Auch bei meiner anfangs erwähnten Kundin stieg das Einkommen aufgrund deutlicher Gehaltssteigerungen in der Klinik, in der sie angestellt war – und dann nochmals stärker, als sie den Schritt in die eigene Praxis ging. Genau hier kam die Dynamik besonders zum Tragen: Ohne erneute Gesundheitsprüfungen konnten wir den BU-Schutz und die dafür erforderlichen Beiträge nach oben ziehen.
Dafür hat meine Kundin aufgrund ihrer Niederlassung eine anlassabhängige Erhöhung genutzt und in den betreffenden Jahren jeweils die 10-prozentige Dynamik angenommen. Und sie ist kein Einzelfall: Meine Medizinerkunden starteten damals alle mit einem geringen Einstiegsgehalt im Vergleich zu ihrem heutigen Einkommen als Fach-, Ober- und Chefärzte in Kliniken oder als Niedergelassene in eigenen Praxen. 8.000 bis 10.000 Euro monatlich netto und mehr sind da keine Seltenheit.
Dynamisierung in welcher Höhe?
Es gibt noch ein weiteres wichtiges Argument für die Wahl einer Dynamik: die Inflation. Sie sorgt dafür, dass der Versicherungsschutz mit der Zeit nachlässt – denn das Geld, das heute eingezahlt wird, besitzt in einigen Jahrzehnten nicht mehr dieselbe Kaufkraft. Mit der Dynamik kann diese Lücke recht einfach geschlossen werden. Nimmt man etwa eine Dynamisierung von 10 Prozent in jedem dritten Jahr an, entspricht das ungefähr der durchschnittlichen Inflation.
Im Umkehrschluss ist bei akademischen Kunden wie den von mir betreuten Medizinern aber eine dreiprozentige Dynamik im Jahr oft keine adäquate Lösung, weil der BU-Schutz sich damit eben nur an die Inflation anpassen lässt – nicht aber an die in der Karriere erwartbaren deutlichen Gehaltssteigerungen.
Der eine oder andere hatte aber auch schon einmal ganz schlicht hochgerechnet und angemerkt, dass er sich den Vertrag doch bei jährlicher Annahme einer 10-prozentigen Dynamik gar nicht leisten könne. Das ist jedoch auch nicht in jedem Fall notwendig – denn eine Ablehnung einzelner jährlicher Dynamiken ist möglich; schließlich handelt es sich dabei ja um eine Option für den Versicherten.
Bei den meisten älteren Verträgen gilt die Regel, dass man die Dynamik nur in jedem dritten Jahr annehmen muss, damit sie grundsätzlich als Option erhalten bleibt. In der neueren Vertragswelt ist es bei den meisten Gesellschaften sogar so, dass so oft widersprochen werden kann, wie man möchte. Kunden stehen somit jedes Jahr vor der Entscheidung, ob die Annahme oder die Ablehnung der Dynamik im individuellen Fall sinnvoller ist.
Übrigens werden sie auch jedes Jahr vor der anstehenden Erhöhung von ihrem Versicherer angeschrieben. Und als Beraterin kann ich hier objektive Hilfestellung leisten, um meine Kunden zu einer selbstständigen Entscheidung zu befähigen. Beispielsweise würde ich ab einem bestimmten Alter meinen Kundinnen und Kunden nicht mehr zur weiteren Dynamisierung ihrer Verträge raten.
Im Leistungsfall: Passivdynamik und Airbag vom Versicherer
Es gibt noch weitere Bausteine, die in sehr vielen Fällen ratsam sind, allen voran die Passivdynamik. Im BU-Fall sorgt sie dafür, dass die BU-Rente jährlich um einen vereinbarten Prozentsatz erhöht wird. Für meine Kundin haben wir beispielweise 3 Prozent vereinbart, um auch weiterhin die Inflation ausgleichen zu können.
Eine weitere Frage, die stets mit betrachtet werden muss: Wie steht es um die Altersvorsorge, wenn zuvor der BU-Fall eingetreten ist? Denn die BU-Leistung reicht ja nur bis zum vereinbarten Endalter, in dem die Kundin in Ruhestand gehen will – und in das Versorgungswerk oder die gesetzliche Rentenversicherung wird nicht weiter eingezahlt. Wie also lässt sich die Altersvorsorge im BU-Fall weiter besparen?
Ein guter Teil der Lösung können hier gekoppelte Lösungen aus BU-Absicherung und Basisrente sein. Letztere wird im BU-Fall nicht mehr vom Kunden, sondern vom Versicherer weiter bespart. Und wer dazu noch den ebenfalls ratsamen Airbag vereinbart hat, erfährt auch noch eine Dynamisierung der Sparbeiträge zur Basisrente, die der Versicherer leistet.
Der Airbag ist übrigens auch in einer Studie des Instituts für Finanz- und Aktuarwissenschaften beschrieben, das sich mit gekoppelten Lösungen intensiv beschäftigt.
Nicht zuletzt soll erwähnt sein, dass man sich die Dynamik auch bei der regulären Altersvorsorge, also ohne Eintritt eines BU-Falls, zunutze machen kann. Eines meiner Kundenehepaare, beide angestellte Ärzte Ende 50, hat mithilfe von Beratung und jährlicher Prüfung der Dynamikannahmen bezogen auf ihre aktuellen Kosten ihren Lebensstandard fürs Alter finanziell komplett abgesichert – ich konnte ihnen im letzten Jahr dazu gratulieren.
Sie sind dankbar, dass auch ich sie immer wieder zum erhöhten Sparen anstupste, wie sie es ausdrückten – und allem voran zufrieden und glücklich, dass sie sich um Geld keine Gedanken machen müssen – denn das war nicht immer in ihrem Leben so.

Über die Autorin:
Claudia Kersten ist Certified Financial Planner und seit fast 30 Jahren für MLP als Beraterin in Magdeburg tätig. Im Schwerpunkt berät sie Medizinerinnen und Mediziner zu allen relevanten Finanzthemen.
Wir präsentieren kontinuierlich Beispiele aus der Beratungspraxis. Wir schauen dabei erfolgreichen CFP-Zertifikatsträgern bei MLP über die Schulter – unter anderem bei Beratungen zu Praxisgründungen, Ruhestandsplanungen, Depotanalysen und Immobilienfinanzierungen. Tipps und Tricks inklusive.



