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Risikolebensversicherungen: Gute Ergebnisse, kein gutes Urteil

Aktuelle Zahlen kann das Analysehaus Franke & Bornberg (F&B) nicht bieten. So müssen Werte aus 2023 herhalten, um die eigene These zu stützen: In der Risikolebensversicherung wächst der Bestand, im Vorvorjahr um 4,34 Prozent auf fast 9,9 Millionen Verträge. „Bei der Qualität hingegen herrscht Stillstand“, sagt Michael Franke, geschäftsführender Gesellschafter von Franke und Bornberg.
Branche nicht ambitioniert genug?
„Trotz der großen Verbreitung sehen wir bei den Versicherern in den letzten Jahren wenig Ehrgeiz, den gestiegenen Erwartungen von Verbrauchern gerecht zu werden.“ Die Assekuranz wirke erstaunlich ambitionslos, so Franke.
Viele Versicherer hätten noch nicht einmal den neuen Höchstrechnungszins von 1 Prozent als Anlass für Tarifänderungen genutzt. Auch hier zeige sich das mangelnde Engagement der Branche, so Franke. Harte Kritik, die aus dem diesjährigen Produkt-Ratingergebnis für die Risikolebensversicherung nicht ablesen lässt.
So funktioniert die Rating-Methodik
Für das Rating hat Franke und Bornberg 103 Tarife und Tarifvarianten von 56 Gesellschaften nach 36 Kriterien untersucht. Als Quellen für das Rating werden nach Unternehmensangaben ausschließlich die Versicherungsbedingungen sowie gegebenenfalls verbindliche Verbraucherinformationen, Antragsformulare, Versicherungsscheine, Geschäftsberichte und per Stichprobe verifizierte Daten genutzt.
Die Testkandidaten werden laut der Analysten zunächst dahingehend überprüft, in welchen Ausprägungen beziehungsweise Varianten welche Detailleistungen und Einzelregelungen angeboten werden. Die Qualität der jeweiligen Regelungen wird in einem nächsten Schritt auf einer Skala von null für die schlechteste Ausprägung bis 100 für die beste Ausprägung eingeordnet. Danach wurden die einzelnen Leistungskriterien entsprechend ihrer Bedeutung aus Kundensicht gewichtet.
Die Klassen sind den Angaben zufolge „in ihrer Bandbreite so bemessen, dass geringfügige, für die Praxis unerhebliche Punktunterschiede nicht zur Einstufung in eine andere Klasse führen. Zusätzlich werden Mindeststandards berücksichtigt“. Die sieben Bewertungsklassen reichen von „FFF+“ (hervorragend) bis „F-“ (ungenügend).
Neue Kriterien
Franke und Bornberg definiert in diesem Jahr nach eigener Aussage anspruchsvollere Benchmarks für die maximale Punktzahl. Das betrifft den Umgang mit kurzfristigen Zahlungsschwierigkeiten ebenso wie noch flexiblere Nachversicherungsoptionen. Neu im Kriterienkatalog ist die Nachversicherungsgarantie bei Kauf oder Finanzierung einer Immobilie. Gestrichen wurde hingegen die Überprüfung des Nichtraucherstatus während der Laufzeit.
Weitere Details zur Methodik können in den Bewertungsrichtlinien nachgelesen werden.
Die besten Risikolebensversicherungen 2025
Mit 28 Produkten (27,2 Prozent) wächst die Spitzengruppe mit der Note „FFF+“ im Vergleich zum Vorjahr um 4,0 Prozent. Die zweithöchste Bewertung „FFF“ (sehr gut) erreichen 12,6 Prozent, ebenfalls ein Zuwachs. Das Mittelfeld ist sehr breit, schwächere Tarife gibt es weiterhin so gut wie gar nicht. Das vollständige Ergebnis gibt es hier.
Auffällig: In seiner begleitenden Presseveröffentlichung wird die Darstellung der Zuwächse an Top-Tarifen von F&B stets mit einer relativierenden, eher negativen Bemerkung versehen. Aus Sicht der Autoren böten Risikolebensversicherungen zwar ein solides Niveau, aber zu wenige Spitzenergebnisse.

20 Versicherer haben mindestens ein hervorragendes Produkt im Angebot. Die Bestnote „FFF+“ erreichen für einen oder mehrere Tarife (alphabetische Reihenfolge):
- Allianz
- Baloise
- Bayern-Versicherung
- Continentale
- CosmosDirekt
- Credit Life
- Delta Direkt
- Dialog
- Die Dortmunder
- Europa
- Hannoversche
- HUK-Coburg
- HUK 24
- Ideal
- LV 1871
- Provinzial
- Signal Iduna
- VPV
- Versicherer im Raum der Kirchen
- Zurich
Vielen Tarifen fehle es an Flexibilität
Fast der Hälfte aller Tarife schaffe dagegen keine Top-Platzierung, weil es ihnen an Flexibilität mangele. „Je flexibler eine Risikoversicherung, umso besser schützt sie in jeder Lebensphase“, so Franke. Dafür sorgten vor allem Nachversicherungsgarantien ohne Gesundheitsprüfung bei Anlässen wie Heirat, Geburt oder auch Gehaltserhöhung. Was die Analysten hier genau bemängeln, bleibt unklar.
Viele gute Tarife verfehlen eine Top-Bewertung auch, weil sie Mindestkriterien der beiden höchsten Bewertungsstufen nicht erfüllen, erklärt Philipp Wedekind, Leiter Ratings Vorsorge und Nachhaltigkeit bei F&B. „Ohne kundenfreundliche Verlängerungsoptionen schafft es ein Tarif bei uns nicht an die Spitze. Ist etwa die Hypothek noch nicht getilgt oder wohnen unterhaltsberechtigte Kinder noch im elterlichen Haushalt, muss ein Top-Tarif eine längere Laufzeit erlauben.“
Die vorgezogene Todesfallleistung sei ein weiterer Mindeststandard. Diese garantiere die Zahlung der Versicherungssumme bereits für den Fall, dass eine Lebenserwartung von weniger als zwölf Monaten diagnostiziert wird.