LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MärkteLesedauer: 7 Minuten

Robeco Ausblick 2015 bringt mehr Schwankungen an den Märkten

Seite 2 / 3


Abe geht Risiken ein

Die 3-prozentige Umsatzsteuererhöhung in Japan hat erwartungsgemäß zu einer Konjunkturverlangsamung geführt, die allerdings stärker ausgefallen ist als allgemein vorhergesagt. Dies hat Zweifel an der für Oktober 2015 vorgesehenen Erhöhung der Steuer um weitere 2 Prozent aufkommen lassen.

Allerdings beschloss Japans Notenbank (BoJ) überraschend, ihr Quantitative-Easing-Programm deutlich auszuweiten und jährlich Staatsanleihen im Wert von 80 Billionen Yen zu kaufen. Dies führte unmittelbar zu einer weiteren Abwertung des Yens. Zwei Wochen später hat Ministerpräsident Abe die Steuererhöhung auf 2017 verschoben und Wahlen angekündigt, und es ist nicht sicher, ob die BoJ darüber glücklich ist. Mit diesem Schritt hat Abe das Bekenntnis seiner Liberaldemokratischen Partei (LDP) zu seiner als Abenomics bekannten Wirtschaftspolitik ernsthaft in Frage gestellt.

Angesichts eines Schuldenstands von 240 Prozent des BIP dürfte das Unbehagen über die langfristige Tragbarkeit von Japans Staatsfinanzen zunehmen. Wir rechnen 2015 mit einer weiteren Abschwächung der japanischen Währung, wodurch das Wirtschaftswachstum angeregt und eine leichte Inflation (durch die Verteuerung der Importe) ausgelöst werden dürfte. Die Anleiherenditen sollten weiter niedrig bleiben. Die Unternehmen werden sich mit Investitionen vermutlich zurückhalten, solange die Aussichten für das langfristige reale Wirtschaftswachstum schwach bleiben.

China wächst etwas langsamer

Chinas Wirtschaftswachstum hat sich 2014 abgeschwächt und dürfte insgesamt geringfügig unter dem amtlichen Ziel von 7,5 Prozent bleiben. Die Regierung hat nicht der Versuchung nachgegeben, ein massives Konjunkturprogramm zu verkünden. Stattdessen hat sie ohne viel Aufhebens bestehende Maßnahmen ausgeweitet, damit sich das Wachstum nicht zu sehr verlangsamt.

Natürlich wissen Chinas Politiker, dass die Wirtschaft des Landes ein neues Gleichgewicht finden muss und dass eine niedrigere strukturelle Wachstumsrate unvermeidlich ist. Für Chinas Führung hat die Vermeidung sozialer Instabilität und die Förderung des Beschäftigungswachstums Priorität. Wir halten es für wahrscheinlich, dass sie sich für 2015 ein etwas niedrigeres Wachstumsziel von 7 Prozent setzen wird. Teilweise bedingt durch den Ölpreisrückgang, dürfte die Inflation verhalten bleiben.

Zurück zur Normalität

Die Unterstützung der Finanzmärkte durch die Notenbanken mittels einer unkonventionellen Geldpolitik hat erheblich zur Absenkung der Volatilität von Vermögensgegenständen unter das „natürliche” Niveau beigetragen und so die traditionelle Verbindung zwischen finanziellen und wirtschaftlichen Risiken unterbrochen. Dies hat dazu geführt, dass die Finanzmärkte schlechte gesamtwirtschaftliche Nachrichten mittlerweile als positiv für die Preise von Vermögensgegenständen ansehen.

Die Rückkehr zu einer konventionellen Geldpolitik wird deshalb für die Märkte keine gute Nachricht sein. In diesem Szenario wartet die Volatilität „in Lauerstellung” – insbesondere wenn die Fed die geldpolitischen Zügel straffer anzieht als von den Märkten erwartet. Die Wiederherstellung der Verbindung zwischen finanziellen und wirtschaftlichen Risiken würde dazu führen, dass die Märkte wieder weniger durch Liquidität und mehr durch Wachstum angetrieben werden. Die für einzelne Vermögensgegenstände spezifische Volatilität sollte auf ein normales Maß zurückgehen. Dasselbe gilt für die Korrelation zwischen verschiedenen Anlageklassen, insbesondere Aktien und Staatsanleihen.
Tipps der Redaktion