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Robeco-Chefvolkswirt zu den Risiken des Handelskriegs Die Finanzmärkte unterschätzen die Gefahr

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Der Welthandel wird nachweislich beeinträchtigt

Die Ergebnisse der EZB gehen in eine ähnliche Richtung wie die vorangegangener Simulationen der britischen Notenbank. Diese deuten darauf hin, dass das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der USA und der Welt in einem ähnlichen Szenario allein aufgrund von Handelseffekten um 2,5 Prozent bzw. 1 Prozent zurückgehen könnte. Die britische Notenbank verweist darauf, dass das weltweite BIP wesentlich stärker reduziert würde, wenn alle Länder die Zölle gegen alle übrigen Länder erhöhten.

Trumps Handelskrieg ist zudem nicht auf China beschränkt. Er hat auch der EU gedroht und sich unter anderem über die vielen Autos deutscher Hersteller auf US-amerikanischen Straßen beschwert. Trotz eines anscheinend erfolgreichen Besuchs von EU-Kommissionspräsident Juncker in den USA mit dem Ziel, Spannungen im Handel abzubauen, sagte Trump Ende August auf einer Kundgebung in West Virginia: „Wir werden auf jedes Auto, das aus der Europäischen Union in die USA eingeführt wird, eine Steuer von 25 % erheben.“

Bislang kein Vertrauensverlust trotz schwindelerregender Zahlen

In der letzten Runde haben die USA Strafzölle von 10 Prozent auf chinesische Waren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar beschlossen. Diese sind im September in Kraft getreten – zusätzlich zu den bereits im August auf Waren im Wert von 50 Milliarden US-Dollar verhängten Zöllen. Trotz der schwindelerregenden Zahlen machen die betroffenen Produkte bisher nur einen geringen Teil des Welthandels aus.

Es ist deshalb verständlich, dass die Zölle das Erzeuger- und Verbrauchervertrauen bislang nicht nennenswert erschüttert haben. Und dies erklärt zu einem großen Teil die bisher verhaltene Reaktion der Finanzmärkte.

Es kann jedoch zu einer weiteren Eskalation kommen. Die USA drohen, die auf Waren im Wert von 200 Milliarden US-Dollar erhobenen Zölle von 10 Prozent Anfang nächsten Jahres auf 25 Prozent zu erhöhen, falls China „sein Verhalten nicht ändert“ – auch wenn immer noch nicht klar ist, welches Ziel die USA in Verhandlungen mit China verfolgen.

Kongresswahlen werden Trumps China-Politik nicht ändern

Trump könnte durch die Zwischenwahlen zum US-Kongress am 6. November politisch geschwächt werden. Dies hätte aber vermutlich wenig Einfluss auf seine Politik gegenüber China, weil eine harte Haltung gegen dieses Land generell auch bei den oppositionellen Demokraten und in weiten Kreisen der US-Wirtschaft populär ist.

Es könnte aber bedeuten, dass Trump mangels Unterstützung im eigenen Land weniger Druck auf Europa ausüben würde. Mit Blick auf die Präsidentschaftswahlen im Jahr 2020 könnte er beschließen, die politischen Spannungen im Verhältnis zu China in der Hoffnung hoch zu halten, dass dadurch seine Chancen auf eine Wiederwahl größer werden.

Höhere Zölle werden deshalb in den nächsten Jahren zu einer Dauererscheinung werden. Für Anleger gibt es in diesem an Intensität zunehmenden Handelskrieg wenig zu gewinnen. Sie können nur hoffen, dass die aktuelle Situation nicht drastisch eskaliert.

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