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Robeco-Experten „Wir stehen am Anfang einer neuen Ära mit höherer Volatilität“

Robeco-Strategen Victor Verberk und Sander Bus: „2019 wird an den Märkten eine neue Ära mit höherer Volatilität beginnen.“
Robeco-Strategen Victor Verberk und Sander Bus: „2019 wird an den Märkten eine neue Ära mit höherer Volatilität beginnen.“ | Foto: Robeco

2019 wird einen Wendepunkt für die Märkte bringen. Der Absturz von General Electric und die Vielzahl von zu hoch eingestuften Unternehmen mit BBB-Rating machen die für das zu Ende gehende Jahr prägende Fehlallokation von Kapital deutlich. Der Absturz von GE ist ein Indiz für die Fehlallokation von Kapital in den USA. Die Notenbanken werden 2019 einen anderen Kurs einschlagen und das Ende der Straffung naht. Die Rezession wird nicht tief gehen und die Marktkorrektur von kurzer Dauer sein. Noch ist dieser Punkt aber nicht erreicht.

Der Wendepunkt wird sich in zweierlei Hinsicht bemerkbar machen. Es wird davon ausgegangen, dass die Fundamentaldaten 2019 wichtiger werden als technische Indikatoren. Bei Unternehmensanleihen herrscht bereits seit neun Monaten ein Bärenmarkt und der sollte normalerweise nicht länger als weitere sechs Monate dauern. Obwohl das Bewertungsniveau inzwischen günstiger ist, ist die gegenwärtige Korrektur noch nicht breit genug angelegt.

Daher wird erwartet, dass die Notenbanken 2019 in der Geldpolitik einen anderen Kurs einschlagen werden. Durch die Bilanzverkürzung der US-Notenbank Federal Reserve (Fed), die Beendigung der Quantitative-Easing-Maßnahmen in Europa und durch höhere Kreditrisikoaufschläge haben sich die geldpolitischen Rahmenbedingungen inzwischen deutlich verschärft. Die Notenbanken werden ihren Kurs ändern und zu einer neutraleren Haltung übergehen müssen. Man sollte also nicht überrascht sein, wenn es im Zinserhöhungszyklus bald eine Pause geben wird.

In den USA blinken die Warnsignale

Oberflächlich betrachtet sind die Konjunkturindikatoren in den USA nach wie vor positiv. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich aber ein eher beunruhigendes Bild. Die konjunkturelle Dynamik hat im Sommer ihren Höhepunkt erreicht und ist mittlerweile deutlich schwächer geworden. Da sich die Wirtschaft im Rest der Welt bereits verlangsamt hat, machen sich an den Märkten allmählich Sorgen breit. Auch bei marktbezogenen Indikatoren blinken die Warnsignale. Die Emissionen von Collateralized Loan Obligations nehmen allmählich ab, die Finanzierungskosten sind gestiegen, und die Verschärfung der Geldpolitik fängt an, weh zu tun.

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Allerdings schlägt sich die massiv erhöhte Verschuldung der Unternehmen bisher nicht in den Kreditratings nieder. Eine Rezession würde die Verschuldung vieler Unternehmen mit BBB-Rating auf High-Yield-Niveau steigen lassen, und das Potenzial für Rating-Herabstufungen in diesem Marktsegment ist groß.

Was Europa angeht, sind zwei große Unterschiede zu den USA zu sehen. Dies sind erstens die politischen Risiken. Italien bereitet nach wie vor Sorgen, was von den Märkten aber bereits weitgehend eingepreist worden ist. Der zweite Unterschied besteht darin, dass sich europäische Unternehmen wesentlich konservativer verhalten als US-amerikanische und deutlich weniger Schulden haben. Eine Fehlallokation von Kapital ist deshalb in Europa eine geringere Sorge.

In den Schwellenländern beherrscht zwar der Handelskonflikt mit den USA die Schlagzeilen. Doch das eigentliche Problem ist Chinas Wirtschaft. Trotz der Stimulierung durch die Geldpolitik zieht die Binnenkonjunktur in dem Land bisher nicht an. Da China erheblich zum weltweiten Wirtschaftswachstum beiträgt, ist es sinnvoller, auf die wirtschaftliche Verfassung Chinas zu achten, als eine Rezession in den USA zu prognostizieren. Der Abwärtstrend bei den Rohstoffpreisen verdeutlicht, dass die Realwirtschaft bereits langsamer wächst. Das größte Risiko geht vom Renminbi aus. Eine Abwertung von Chinas Währung hätte weltweit ernsthafte deflationäre Folgen.

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