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Robeco-Experten „Wir stehen am Anfang einer neuen Ära mit höherer Volatilität“

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Das Bewertungsniveau signalisiert schwindende Hoffnung

Die Märkte setzen ihre Hoffnung immer noch zu sehr auf solide Fundamentaldaten der US-Wirtschaft. Aus der Vergangenheit wissen wir, dass es für risikobehaftete Finanzmarktaktiva selten gut ist, wenn die Fed anfängt, ihre Leitzinsen zu erhöhen. Besonders vorsichtig sollte man sein, was US-High-Yield-Anleihen und US-Anleihen mit Investment-Grade-Rating angeht. Die Fundamentaldaten werden zunehmend die Oberhand gewinnen, und ein paar weitere, Unternehmensanleihen betreffende Ereignisse würden genügen, um aus Hoffnung Verzweiflung werden zu lassen.

Unter dem Gesichtspunkt der Bewertung bevorzugen wir auf selektiver Basis Anleihen aus dem europäischen Finanzsektor und aus asiatischen Schwellenländern, deren Kurse sich bereits deutlich verändert haben. Der jetzige Abschwung ist mit der Verkaufswelle von 2016 zu vergleichen, nicht jedoch mit der Finanzkrise von 2008. Daher kann nicht mit einem systemischen, sondern nur mit einem leichten Abschwung gerechnet werden und  davon ausgegangen werden, dass eine Rezession nur von kurzer Dauer sein wird.

Technische Indikatoren weisen auf inverse Geldmarkt-Spreads hin

Die Geldmarktkurve für den US-Dollar ist bereits seit einiger Zeit invers. Aber erst seit Oktober passen sich die Märkte langsam an ein Umfeld mit geringerem Wachstum an. Dies ist im Grunde genommen ein Hinweis, dass die Fed mit ihrer Geldpolitik gegenwärtig hinterherhinkt. Die Dollar-Geldmarktkurve muss erst steiler werden, bevor man in Bezug auf das Bewertungsniveau optimistischer wird.

Allerdings ist der Ausblick auch nicht allzu pessimistisch. Dass der Markt 2002 die schlimmste Rezession im Unternehmenssektor und 2008 die schlimmste Finanzkrise erlebt hat, bedeutet nicht, dass diese Ereignisse zur Norm geworden sind. Ein besserer Vergleich wäre der mit 2016. Der Markt steht am Anfang einer neuen Ära mit höherer Volatilität, in der der Wertgehalt mehr geschätzt wird und technische Indikatoren als wichtigste Einflussfaktoren des Marktes durch Fundamentaldaten abgelöst werden.

Vorsicht ist angebracht

Das Bewertungsniveau ist gegenwärtig angemessen oder zumindest neutral, wobei Anleihen aus dem Finanzsektor ein Lichtblick sind. In anderen Marktsegmenten kann  mit stärkeren Turbulenzen gerechnet werden. Die Beta-Koeffizienten werden so weit wie möglich neutral sein – mit einer Bevorzugung von Long-Positionen in Anleihen aus dem europäischen Finanzsektor.

Daher sollten in den USA bei Investment-Grade- und High-Yield-Anleihen untergewichtet sein und bei Letzteren Qualität so weit wie möglich weiter in den Vordergrund stellen. Insbesondere lang laufende US-Unternehmensanleihen erscheinen angreifbar, weshalb wir Emissionen mit kürzerer Laufzeit bevorzugen. Europa erhält den Vorzug vor den USA – vor allem im High-Yield-Markt, in dem die Spreads auf US-Papiere höher sind als die auf europäische Anleihen mit vergleichbarem Rating.

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