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Robeco-Marktkommentar Keine Deflation im Euroraum

Robeco-Chefvolkswirt Léon Cornelissen
Robeco-Chefvolkswirt Léon Cornelissen
Die europäische Konjunktur befindet sich inzwischen eindeutig auf dem Weg der Besserung. Der Einkaufsmanagerindex signalisiert, dass die Wirtschaft im Euroraum im zweiten Quartal 2014 so kräftig wachsen könnte wie seit drei Jahren nicht mehr.

Ein stärkeres Wirtschaftswachstum senkt aber die Wahrscheinlichkeit einer Deflation. Kommt es in den nächsten Monaten zu sinkenden Verbraucherpreisen, wird dies vermutlich ein temporäres Phänomen bleiben. Zudem dürften die unbeliebten Sparprogramme bald auslaufen, was die Erholung in Europa zusätzlich fördert.

Die jüngsten geldpolitischen Lockerungen erfolgen auch wegen des zeitweise starken Euro. Dieser schmerzte die Exporteure, behinderte die wirtschaftliche Erholung und verstärkte den Rückgang der Inflation, da Importgüter preiswerter wurden.

Nun kann sich der Euro gegenüber dem US-Dollar abschwächen. Nachdem der harte Winter überstanden ist, erholt sich die Wirtschaft in den USA besonders stark. Man wird verstärkt darüber sprechen, wann die US-Notenbank Fed erstmals wieder die Leitzinsen anheben könnte und infolgedessen der US-Dollar wieder steigt.

Bei Aktien US-Titel und Schwellenländer bevorzugen


Das derzeitige Kapitalmarktumfeld spricht weiterhin für Anlagen in Aktien und Hochzinsanleihen. Bei Dividendenpapieren differenzieren wir jedoch stark nach Herkunft der Unternehmen.

Aus bewertungstechnischen Gründen ziehen wir aktuell Titel aus den USA dem europäischen Aktienmarkt vor. In Europa fiel die Revision der Unternehmensgewinne zuletzt so ungünstig aus wie in keiner anderen Region. Die jüngsten geldpolitischen Stimuli der EZB dürften hieran mittelfristig wenig ändern. Als weitere Unsicherheitsfaktoren sehen wir die harten Stresstests für europäische Banken und mögliche schärfere Wirtschaftsaktionen gegenüber Russland aufgrund der Ukraine-Krise. In Nordamerika sollte sich das Wachstum der Unternehmensgewinne erholen und damit die derzeitige Bewertung rechtfertigen.

Aktien aus dem asiatisch-pazifischen Wirtschaftsraum bewerten wir derzeit mit „Neutral“, da die dritte Stufe der Abenomics-Wirtschaftsreformen nur wenige Anzeichen für die notwendigen Verbesserungen zeigt. Aktien aus den Schwellenländern gewichten wir über, da diese im Schnitt 30 Prozent niedriger bewertet sind als Dividendenpapiere aus den Industriestaaten.

High-Yield-Anleihen besser als Schwellenländer-Bonds

Demgegenüber raten wir bei Zinspapieren aus den Emerging Markets zu einer Untergewichtung. Die aktuelle Rally in diesem Segment lässt sich nicht durch Fundamentaldaten untermauern. Zwar haben die Leitzinsanhebungen in wichtigen Schwellenländern zu höheren Renditeaufschlägen geführt. Wir sind jedoch nicht davon überzeugt, dass sich die ökonomischen Rahmenbedingungen in den Schwellenländern mittelfristig verbessern werden. Die aufstrebenden Volkswirtschaften sind weiterhin vom Kapital ausländischer Investoren abhängig und entsprechend anfällig für Rückschläge, sollten die Kapitalmarktzinsen weltweit steigen.

Wir brechen dagegen eine Lanze für Hochzinsanleihen aus den Industriestaaten. Für diese Anlageklasse sprechenn die historisch niedrigen Ausfallraten, die geringe Inflation und die anhaltende Nachfrage der renditesuchenden Investoren. Die Risikoaufschläge für High-Yield-Bonds befinden sich jetzt zwar klar unterhalb ihres historischen Durchschnitts, das ist aber im Kontext mit historisch niedrigen Ausfallraten und unverändert hohen Recovery-Raten zu sehen. Demnach bietet das High-Yield-Segment weiterhin einen angemessenen Puffer gegen steigende Kapitalmarktrenditen und ist deshalb gegenüber Staatsanleihen vorzuziehen.

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