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Robeco Risiken für europäische Aktien werden überschätzt

Léon Cornelissen, Chefvolkswirt bei Robeco, hinterfragt, warum europäische Aktien seit 2009 immer günstiger gegenüber US-Werten geworden sind.
Léon Cornelissen, Chefvolkswirt bei Robeco, hinterfragt, warum europäische Aktien seit 2009 immer günstiger gegenüber US-Werten geworden sind.

Europäische Aktien haben sich gegenüber US-amerikanischen laufend verbilligt. Zu diesem Verlauf führten verschiedene Hindernisse, die den Markt beeinflussten. Dazu zählen:

  • der Handelskonflikt zwischen den USA und China, der das Wirtschaftswachstum auch in Europa beeinträchtigt,
  • der Brexit,
  • Populismus,
  • und sogar der niedrige Wasserstand des Rheins.

Jedoch sind die Aussichten günstiger, als viele Marktteilnehmer behaupten. Dafür sprechen insbesondere die positive Entwicklung des Verbrauchervertrauens sowie die Möglichkeit fiskalpolitischer Anreize speziell in Deutschland, Europas größter Volkswirtschaft.

Doch warum sind europäische Aktien seit 2009 immer günstiger gegenüber US-Werten geworden? Grund hierfür sind oft die relativ hohen politischen Risiken in Europa. Doch wir sind überzeugt, dass diese Risiken überschätzt werden und sich trotz mancher Diskussionen in Grenzen halten. Daher sind europäische Aktien jetzt relativ betrachtet attraktiv.

Drohende Handelszölle

Die Konjunktur in Europa leidet indirekt unter dem Handelskonflikt zwischen den USA und China. Drohende Handelszölle haben zur Abschwächung der chinesischen Wirtschaft beigetragen. Darunter haben die Exporte aus Europa – einschließlich der deutschen Autoausfuhren – gelitten.

Zudem haben Einmaleffekte die deutsche Industrieproduktion beeinträchtigt. Die Autoindustrie tut sich mit der Anpassung an striktere Abgasstandards der EU schwer. Gleichzeitig hat der ungewöhnlich niedrige Wasserstand im Rhein die Belieferung der Industrie mit Vor- und Zwischenprodukten gehemmt und zu Beschränkungen bei der Wasserentnahme durch Industrieunternehmen geführt. Doch diese Faktoren dürften nur vorübergehender Natur sein. Beispielsweise haben sich die deutschen Autoexporte im Dezember wieder kräftig erholt.

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In Frankreich deutet einiges darauf hin, dass sich die Dynamik der populistischen Bewegung abschwächt. Das Verbrauchervertrauen in Frankreich ist seit dem Jahreswechsel deutlich gestiegen (siehe untenstehende Grafik). Dies ging mit der wachsenden Popularität von Präsident Macron einher, der einen nationalen Dialog in den einzelnen Regionen des Landes begonnen hat. Die Welle der „Gelbwesten“-Proteste scheint abzuebben.

                                                    Die Indizes für das Verbrauchervertrauen in Frankreich sind zuletzt gestiegen.

Beilegung des Handelskonflikts so gut wie sicher

Eine Beendigung des Handelskonflikts zwischen den Vereinigten Staaten und China – die einander mit der Erhebung von Handelszöllen auf ein milliardenschweres Gütervolumen gedroht hatten – ist nahezu sicher. Die chinesische Regierung beugt sich zwar mit einem etwas niedrigeren Wachstumsziel von 6 bis 6,5 Prozent pro Jahr der Realität. Jedoch wird Peking die geld- und fiskalpolitischen Anreize verstärken.

Aus unserer Sicht beendet die negative Reaktion der Aktienmärkte auf den anhaltenden Handelskonflikt ebendiesen. Daher halten wir es für unwahrscheinlich, dass US-Präsident Donald Trump die Spannungen mit Europa durch die Erhebung von Zöllen auf europäische Autos aus angeblichen Gründen der nationalen Sicherheit verschärft. Allerdings hat er kürzlich die Einfuhrzölle für Indien und die Türkei durch Beendigung ihres bevorzugten Handelsstatus angehoben.

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